Hier kann der Bienenwolf einziehen
Besondere Lebensräume für Insekten sollen im Stadtgebiet angelegt werden – Prototyp
Künftig soll bei der Planung von Grünflächen viel mehr an die Insekten gedacht werden. Besonders an die, die es nährstoffarm mögen.
DOBBENVIERTEL – Wer kennt die Sandknotenwespe oder den Bienenwolf? Wohl nur der, der sich von Berufs wegen mit dem Naturschutz befasst oder dessen Hobby die Insektenkunde ist. Beide Arten aus der Familie der Grabwespen, aber auch andere Insekten, sollen künftig neue Lebensräume im Stadtgebiet finden. Eine Modell-Fläche für den Tier- und Pflanzenartenschutz wurde schon vor der Polizeidirektion am Theodor-Tantzen-Platz angelegt. Hier soll es künftig summen und brummen.
Die Initiative dazu hat der städtische Arbeitskreis Artenschutz & Biodiversität gegeben. Die Projektleiter waren bei der Suche nach einer Pilotfläche auf das aus ihrer Sicht sehr gut geeignete Areal vor dem ehemaligen Staatsministerium gestoßen. Polizeipräsident Johann Kühme habe sofort Grünes Licht gegeben, heißt es. Die Arbeit konnte zügig beginnen.
Was für den Laien nun eher wie eine Dünenlandschaft im Kleinformat aussieht, hat es in sich. Mit schwerem Gerät wurde die obere Humusschicht teilweise abgeräumt. Anschließend wurde magerer Sand aufgebracht und die 150 Quadratmeter große Fläche modelliert. Kleinere Altholzteile, Baumstubben oder alte Eichenpfähle wurden als Nisthilfen für Wildbienen eingearbeitet. Stauden wie Heide- kraut und weitere niederwüchsige Pflanzen aus heimischen Beständen sorgen für anhaltenden Blüheffekt.
Auf einer Info an der Fläche werden naturschutzfachliche sowie ästhetische Aspekte des Pilotprojekts erläutert. Für das Projekt sind laut Stadt Kosten in Höhe von 2725 Euro angesetzt. Sie werden aus den für den Arbeitskreis Artenvielfalt & Biotopschutz zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln von der Stadt Oldenburg übernommen.
Der Arbeitskreis hat sich vor vier Jahren unter Schirmherrschaft der Unteren Naturschutzbehörde etabliert. Ziel der lokalen Experten für Flora und Fauna ist die zeitnahe Umsetzung konkreter Projekte zum Tier- und Pflanzenartenschutz. „Offene, vegetationsund nährstoffarme Lebensräume sind typische Landschaftselemente unserer Region, die sehr selten geworden sind. Die auf Sandlandschaften spezialisierten Tierund Pflanzenarten gehören in Niedersachsen heute zu den am meisten gefährdeten Organismengruppen“, erklärt Kay Fuhrmann, Landschaftswart der Unteren Naturschutzbehörde. Da die freie Landschaft kaum noch solche Lebensräume bietet, viele Arten aber selbst auf kleinen Arealen ihr Auskommen finden können, soll die Schaffung besonders nährstoffarmer Habitate wie Magerrasen, Borstgrasrasen oder Sandheideflächen im Stadtgebiet gefördert werden. „Hiermit wird generell dem Insektensterben entgegengewirkt, aber auch ganz gezielt seltenen Arten geholfen“, sagt der Diplom-Biologe Rolf Witt (Umweltbüro Witt) und zählt neben Bienenwolf und Sandknotenwespe auch Sandbiene und Verkannter Grashüpfer auf.
Ziel ist es, solche oder ähnliche Anlagen anhand dieses Prototyps innerhalb der städtischen Grün- und Freiflächenplanung zu verankern und an möglichst vielen Stellen zu entwickeln. Weitere Auskünfte erteilt der Fachdienst Naturschutz und Technischer Umweltschutz unter
235-2777 oder naturschutz@stadt-oldenburg.de.