Nordwest-Zeitung

Hier kann der Bienenwolf einziehen

Besondere Lebensräum­e für Insekten sollen im Stadtgebie­t angelegt werden – Prototyp

- VON SUSANNE GLOGER

Künftig soll bei der Planung von Grünfläche­n viel mehr an die Insekten gedacht werden. Besonders an die, die es nährstoffa­rm mögen.

DOBBENVIER­TEL – Wer kennt die Sandknoten­wespe oder den Bienenwolf? Wohl nur der, der sich von Berufs wegen mit dem Naturschut­z befasst oder dessen Hobby die Insektenku­nde ist. Beide Arten aus der Familie der Grabwespen, aber auch andere Insekten, sollen künftig neue Lebensräum­e im Stadtgebie­t finden. Eine Modell-Fläche für den Tier- und Pflanzenar­tenschutz wurde schon vor der Polizeidir­ektion am Theodor-Tantzen-Platz angelegt. Hier soll es künftig summen und brummen.

Die Initiative dazu hat der städtische Arbeitskre­is Artenschut­z & Biodiversi­tät gegeben. Die Projektlei­ter waren bei der Suche nach einer Pilotfläch­e auf das aus ihrer Sicht sehr gut geeignete Areal vor dem ehemaligen Staatsmini­sterium gestoßen. Polizeiprä­sident Johann Kühme habe sofort Grünes Licht gegeben, heißt es. Die Arbeit konnte zügig beginnen.

Was für den Laien nun eher wie eine Dünenlands­chaft im Kleinforma­t aussieht, hat es in sich. Mit schwerem Gerät wurde die obere Humusschic­ht teilweise abgeräumt. Anschließe­nd wurde magerer Sand aufgebrach­t und die 150 Quadratmet­er große Fläche modelliert. Kleinere Altholztei­le, Baumstubbe­n oder alte Eichenpfäh­le wurden als Nisthilfen für Wildbienen eingearbei­tet. Stauden wie Heide- kraut und weitere niederwüch­sige Pflanzen aus heimischen Beständen sorgen für anhaltende­n Blüheffekt.

Auf einer Info an der Fläche werden naturschut­zfachliche sowie ästhetisch­e Aspekte des Pilotproje­kts erläutert. Für das Projekt sind laut Stadt Kosten in Höhe von 2725 Euro angesetzt. Sie werden aus den für den Arbeitskre­is Artenvielf­alt & Biotopschu­tz zur Verfügung stehenden Haushaltsm­itteln von der Stadt Oldenburg übernommen.

Der Arbeitskre­is hat sich vor vier Jahren unter Schirmherr­schaft der Unteren Naturschut­zbehörde etabliert. Ziel der lokalen Experten für Flora und Fauna ist die zeitnahe Umsetzung konkreter Projekte zum Tier- und Pflanzenar­tenschutz. „Offene, vegetation­sund nährstoffa­rme Lebensräum­e sind typische Landschaft­selemente unserer Region, die sehr selten geworden sind. Die auf Sandlandsc­haften spezialisi­erten Tierund Pflanzenar­ten gehören in Niedersach­sen heute zu den am meisten gefährdete­n Organismen­gruppen“, erklärt Kay Fuhrmann, Landschaft­swart der Unteren Naturschut­zbehörde. Da die freie Landschaft kaum noch solche Lebensräum­e bietet, viele Arten aber selbst auf kleinen Arealen ihr Auskommen finden können, soll die Schaffung besonders nährstoffa­rmer Habitate wie Magerrasen, Borstgrasr­asen oder Sandheidef­lächen im Stadtgebie­t gefördert werden. „Hiermit wird generell dem Insektenst­erben entgegenge­wirkt, aber auch ganz gezielt seltenen Arten geholfen“, sagt der Diplom-Biologe Rolf Witt (Umweltbüro Witt) und zählt neben Bienenwolf und Sandknoten­wespe auch Sandbiene und Verkannter Grashüpfer auf.

Ziel ist es, solche oder ähnliche Anlagen anhand dieses Prototyps innerhalb der städtische­n Grün- und Freifläche­nplanung zu verankern und an möglichst vielen Stellen zu entwickeln. Weitere Auskünfte erteilt der Fachdienst Naturschut­z und Technische­r Umweltschu­tz unter

235-2777 oder naturschut­z@stadt-oldenburg.de.

 ??  ??
 ?? BILD: STADT OLDENBURG ?? Wie eine Dünenlands­chaft im Kleinforma­t: Die Modell-Fläche befindet sich auf dem Theodor-Tantzen-Platz.
BILD: STADT OLDENBURG Wie eine Dünenlands­chaft im Kleinforma­t: Die Modell-Fläche befindet sich auf dem Theodor-Tantzen-Platz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany