Nordwest-Zeitung

AFD-POLITIKER HETZT GEGEN RÜGENWALDE­R

Parteispre­cher beschwert sich über Werbespot von Rügenwalde­r

- VON CHRISTIAN QUAPP

DM, E-Mail des Sprechers der AfD im Kreis Leipzig sorgte auch in Bad Zwischenah­n für Wirbel. Dabei hätte das Unternehme­n Rügenwalde­r Mühle am liebsten gar nicht reagiert.

BAD ZWISCHENAH­N/LEIPZIG – Er ist Mitarbeite­r der Firma Rügenwalde­r Mühle, er ist deutscher Staatsbürg­er, er ist in einem Werbespot des Bad Zwischenah­ner Familienun­ternehmens zu sehen und seine Hautfarbe ist dunkel. Was vielen Fernsehzus­chauern vermutlich herzlich egal ist, brachte einen Leipziger AfD-Mann auf die Palme.

Horst Juhlemann, Pressespre­cher der AfD im Landkreis Leipzig, schrieb also eine E-Mail an die Rügenwalde­rMühle-Geschäftsf­ührer Godo Röben und Lothar Bentlage. Er sei entsetzt über das „harmonisch­e integriere­n (...) von Bürgern aus Afrika in fröhlicher Genießerru­nde“, heißt es da.

Zudem fragt Juhlemann den Betrieb in seiner Mail, ob für die Produktion des Werbespots Fördermitt­el der Bundesregi­erung gezahlt wurden. Außerdem will er wissen: „Produziere­n Sie bereits ausreichen­d Halal-Produkte für unsere Muslime?“Auch meint er das Unternehme­n daran erinnern zu müssen, dass es „angeblich pommersche Familientr­adition vermittelt“.

Wie die aus der Bad Zwischenah­ner Firmenzent­rale erfahren hat, gab es in der E-Mail zudem eine Frist, innerhalb derer Juhlemann eine Antwort der beiden Geschäftsf­ührer erwartet.

Unternehme­nssprecher­in Gabi Soballa sagt aber auch ganz deutlich: Diese persönlich­e Antwort wird Juhlemann nicht bekommen. Das Unternehme­n hätte auf die E-Mail wohl überhaupt nicht reagiert, hätte der AfD-Sprecher seine Mail nicht so weit gestreut, dass sie aus AfD-Kreisen auch zur Leipziger Volkszeitu­ng und zu weiteren Medien gelangte. Auch in sozialen Netzwerken wurde schnell darüber diskutiert.

Auf die folgenden Presseanfr­agen reagiert das Unternehme­n deshalb doch – mit folgender Erklärung. „Wir stehen zu allen unseren Mitarbeite­rn und halten Rassismus in jeglicher Form für absolut inakzeptab­el. Wir haben deshalb (...) klar die Aussagen des AfD-Vertreters verurteilt. Wir finden daher aber auch: Rassismus und der AfD-Pressespre­cher verdienen es nicht, eine große Bühne und noch mehr Beachtung zu bekommen. Wir haben uns deshalb gegen weitere Maßnahmen gegenüber dem AfD-Vertreter entschiede­n.“

Die Mail habe das Unternehme­n zutiefst empört, heißt es aus Bad Zwischenah­n weiter. „Wir, die Rügenwalde­r Mühle, sind seit 184 Jahren ein Familienun­ternehmen und wir werben seit mehreren Jahren mit unseren Mitarbeite­rn. Da bei uns Menschen mit knapp 20 verschiede­nen Nationalit­äten arbeiten, ist es für uns eine Selbstvers­tändlichke­it, dass wir dies auch in unserer Werbung genau so darstellen.“

Wie die Leipziger Volkszeitu­ng weiter berichtet, hat die Mail innerhalb des AfD-Kreisverba­ndes für „blankes Entsetzen“gesorgt, einzelne Mitglieder fordern demnach Konsequenz­en, Juhlemann solle seine Mandate niederlege­n, auch sein Parteiauss­chluss wird gefordert. Juhlemann selbst war laut der Leipziger Volkszeitu­ng nicht bereit, ohne seinen Anwalt eine Stellungna­hme abzugeben.

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BILD: RÜGENWALDE­R MÜHLE Vielfalt unter Mühlenflüg­eln: Damit wirbt das Zwischenah­ner Unternehme­n ganz selbstvers­tändlich.

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