Impfstoff wird knapp
Noch verfügbare Impfdosen meist reserviert – Dreifach-Impfstoff als Alternative
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Eine erhöhte Impfbereitschaft ist möglicherweise der Grund für den Engpass. Apotheker und Krankenkassenvertreter widersprechen sich.
OLDENBURG – Der Eindruck, den ein Ð-Leser der Redaktion jüngst schilderte, täuscht nicht: Überall habe er versucht, eine Grippe-Impfung zu bekommen. Er wurde aber bei Ärzten und Apotheken im gesamten Stadtgebiet enttäuscht. Sowohl Dr. Gabriele Röscheisen-Pfeifer, Bezirksapothekerin für den Bezirk Oldenburg, als auch Dr. Mathias Grau, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Landesapothekerverbandes, bestätigten auf Ð-Nachfrage, dass der Vierfach-Impfstoff aufgebraucht sei.
Gibt es genug Impfstoff?
Die AOK Niedersachsen widerspricht dieser Schilderung. Laut Sprecher Carsten Sievers sind mindestens 1,5 Millionen Impfdosen auf dem niedersächsischen Markt im Umlauf. Sievers vermutet, dass diese Menge ausreicht.
Das Gesundheitsamt Oldenburg sieht derzeit lediglich lokale Verteilungsengpässe. Ein genereller Engpass liege nicht vor, so ein Sprecher. Natürlich seien die Vorräte irgendwann aufgebraucht, und es könne nicht mehr nachproduziert werden. Die Herstellung des Stoffs dauert bis zu sechs Monate.
In der vergangenen Grippesaison hatten sich schätzungsweise 1,1 Million Niedersachsen gegen Grippe impfen lassen. Dementsprechend habe man einen erwarteten
Bedarf von 1,3 bis 1,4 Millionen Impfdosen an die Hersteller übermittelt, so AOK-Sprecher Sievers.
Nach der vergangenen heftigen Grippewelle 2017/18, mit mehr als 1600 Toten in Deutschland, hatte der Gemeinsame Bundesausschuss im März dieses Jahres beschlossen,
erstmals einen Vierfach-Impfstoff für alle gesetzlich Versicherten zur Verfügung stellen zu lassen. Zuvor war stets ein DreifachImpfstoff von den Krankenkassen übernommen worden.
Die Zusammensetzung der Impfstoffe muss jedes Jahr an die aktuell zirkulierenden Virenstämme angepasst werden. Der Vierfach-Impfstoff schützt nach der Impfung gegen vier Influenzavirenstämme, während der Dreifach-Impfstoff drei Stämme abdeckt. Der für die starke Grippewelle 2017/18 verantwortliche Virenstamm war in der damaligen Dreifach-Impfung nicht enthalten.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte infolge der Verknappung die Richtlinien für die Verteilung der Impfdosen im November gelockert. Seitdem ist es möglich, dass Apotheker und Ärzte bereits erhalten Impfdosen an Kollegen mit Bedarf verteilen. Zudem ermöglicht die Entscheidung von Spahn, dass Impfdosen aus dem Ausland importiert werden. 100000 Impfdosen aus Schweden sind so bereits auf den deutschen Markt gelangt. Diese sind nach Angaben des Landesapothekerverbandes allerdings bereits reserviert.
Nach Angabe von Röscheisen-Pfeifer verteile man die so auf den Markt kommenden Impfdosen nach Bedarfslage. Derzeit sorge man zunächst dafür, dass vor allem Schwangere und Risikogruppen wie immunschwache oder ältere Menschen noch eine Impfung erhalten, erklärt die Bezirksapothekerin. Diese Personengruppen sind besonders anfällig für eine Influenzainfektion und zudem bei einer Infektion besonders gefährdet.
Erste Fälle registriert
In Niedersachsen wurden in der diesjährigen Grippesaison bis heute zehn Influenzafälle labortechnisch nachgewiesen. Im gesamten Bundesgebiet sind es 524 Fälle – bereits über 100 Fälle mehr als zum Vorjahreszeitpunkt. Wer sich bisher noch nicht hat impfen lassen, sollte warten, ob der Vierfach-Impfstoff noch nachgeliefert werde, empfiehlt Grau. Spätestens Ende Dezember solle man alternativ zum Dreifach-Impfstoff greifen. Dieser habe mit Ausnahme der vergangenen Grippewelle stets eine ausreichende Sicherung geboten.