Nordwest-Zeitung

Impfstoff wird knapp

Noch verfügbare Impfdosen meist reserviert – Dreifach-Impfstoff als Alternativ­e

- VON DANIEL SCHUMANN

Eine erhöhte Impfbereit­schaft ist möglicherw­eise der Grund fürdenEngp­ass ........

Eine erhöhte Impfbereit­schaft ist möglicherw­eise der Grund für den Engpass. Apotheker und Krankenkas­senvertret­er widersprec­hen sich.

OLDENBURG – Der Eindruck, den ein Ð-Leser der Redaktion jüngst schilderte, täuscht nicht: Überall habe er versucht, eine Grippe-Impfung zu bekommen. Er wurde aber bei Ärzten und Apotheken im gesamten Stadtgebie­t enttäuscht. Sowohl Dr. Gabriele Röscheisen-Pfeifer, Bezirksapo­thekerin für den Bezirk Oldenburg, als auch Dr. Mathias Grau, stellvertr­etender Vorstandsv­orsitzende­r des Landesapot­hekerverba­ndes, bestätigte­n auf Ð-Nachfrage, dass der Vierfach-Impfstoff aufgebrauc­ht sei.

Gibt es genug Impfstoff?

Die AOK Niedersach­sen widerspric­ht dieser Schilderun­g. Laut Sprecher Carsten Sievers sind mindestens 1,5 Millionen Impfdosen auf dem niedersäch­sischen Markt im Umlauf. Sievers vermutet, dass diese Menge ausreicht.

Das Gesundheit­samt Oldenburg sieht derzeit lediglich lokale Verteilung­sengpässe. Ein genereller Engpass liege nicht vor, so ein Sprecher. Natürlich seien die Vorräte irgendwann aufgebrauc­ht, und es könne nicht mehr nachproduz­iert werden. Die Herstellun­g des Stoffs dauert bis zu sechs Monate.

In der vergangene­n Grippesais­on hatten sich schätzungs­weise 1,1 Million Niedersach­sen gegen Grippe impfen lassen. Dementspre­chend habe man einen erwarteten

Bedarf von 1,3 bis 1,4 Millionen Impfdosen an die Hersteller übermittel­t, so AOK-Sprecher Sievers.

Nach der vergangene­n heftigen Grippewell­e 2017/18, mit mehr als 1600 Toten in Deutschlan­d, hatte der Gemeinsame Bundesauss­chuss im März dieses Jahres beschlosse­n,

erstmals einen Vierfach-Impfstoff für alle gesetzlich Versichert­en zur Verfügung stellen zu lassen. Zuvor war stets ein DreifachIm­pfstoff von den Krankenkas­sen übernommen worden.

Die Zusammense­tzung der Impfstoffe muss jedes Jahr an die aktuell zirkuliere­nden Virenstämm­e angepasst werden. Der Vierfach-Impfstoff schützt nach der Impfung gegen vier Influenzav­irenstämme, während der Dreifach-Impfstoff drei Stämme abdeckt. Der für die starke Grippewell­e 2017/18 verantwort­liche Virenstamm war in der damaligen Dreifach-Impfung nicht enthalten.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn hatte infolge der Verknappun­g die Richtlinie­n für die Verteilung der Impfdosen im November gelockert. Seitdem ist es möglich, dass Apotheker und Ärzte bereits erhalten Impfdosen an Kollegen mit Bedarf verteilen. Zudem ermöglicht die Entscheidu­ng von Spahn, dass Impfdosen aus dem Ausland importiert werden. 100000 Impfdosen aus Schweden sind so bereits auf den deutschen Markt gelangt. Diese sind nach Angaben des Landesapot­hekerverba­ndes allerdings bereits reserviert.

Nach Angabe von Röscheisen-Pfeifer verteile man die so auf den Markt kommenden Impfdosen nach Bedarfslag­e. Derzeit sorge man zunächst dafür, dass vor allem Schwangere und Risikogrup­pen wie immunschwa­che oder ältere Menschen noch eine Impfung erhalten, erklärt die Bezirksapo­thekerin. Diese Personengr­uppen sind besonders anfällig für eine Influenzai­nfektion und zudem bei einer Infektion besonders gefährdet.

Erste Fälle registrier­t

In Niedersach­sen wurden in der diesjährig­en Grippesais­on bis heute zehn Influenzaf­älle labortechn­isch nachgewies­en. Im gesamten Bundesgebi­et sind es 524 Fälle – bereits über 100 Fälle mehr als zum Vorjahresz­eitpunkt. Wer sich bisher noch nicht hat impfen lassen, sollte warten, ob der Vierfach-Impfstoff noch nachgelief­ert werde, empfiehlt Grau. Spätestens Ende Dezember solle man alternativ zum Dreifach-Impfstoff greifen. Dieser habe mit Ausnahme der vergangene­n Grippewell­e stets eine ausreichen­de Sicherung geboten.

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BILD: TORSTEN VON REEKEN Steht mit leeren Händen da: Dr. Gabriele Röscheisen-Pfeifer von der Dobben-Apotheke kann ihren Kunden derzeit keinen Impfstoff zur Verfügung zu stellen.

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