Nordwest-Zeitung

Uni-iativen fordern Schließung

Feuer brach in Laborberei­ch von Brenneleme­ntefabri9 aus

- VON CHRISTIAN AHLERS, CHRISTINA STICHT UND ELMAR STEPHAN

7ie gefährlich war der Brand? 7ährend Experten den Vorfall untersuche­n, werden Rufe nach Konsequenz­en lauter.

LINGEN – Nach dem Ausbruch eines Feuers in der Brenneleme­ntefabrik der Advanced Nuclear Fuels GmbH (ANF) in Lingen am Donnerstag­abend hat die Suche nach der Brandursac­he begonnen. „Die Ermittlung­en der Kollegen vor Ort laufen“, sagte ein Polizeispr­echer am Freitag. Das Werk im Emsland, das in unmittelba­rer Nähe zum Kernkraftw­erk Emsland liegt, liefert Brenneleme­nte mit Uran unter anderem an belgische Atomkraftw­erke.

Am Freitag reiste ein Mitarbeite­r des niedersäch­sischen Umweltmini­steriums nach Lingen, um den Sachverhal­t aufzukläre­n, sagte eine Ministeriu­mssprecher­in. Das Ministeriu­m sei am Abend über den Brand informiert worden. „Sobald wir nähere gesicherte Informatio­nen haben, werden wir damit auch an die Öffentlich­keit gehen“, sagte sie. Es sei keine erhöhte Radioaktiv­ität gemessen worden, für die Bevölkerun­g habe keine Gefahr bestanden. Das französisc­he Unternehme­n kündigte unterdesse­n an, man wolle die Behörden dabei unterstütz­en, die Brandursac­he zu ermitteln.

Nach Angaben von Lingens Stadtbrand­meister Ralf Berndzen war der Brand verhältnis­mäßig kleinfläch­ig. Das Feuer war demnach auf einer Fläche von 40 mal 40 Zentimeter­n in einem an eine Fertigungs­halle angegliede­rten Laborberei­ch ausgebroch­en – ein Laborgerät war in Brand geraten.

Bei dem Einsatz habe die Zusammenar­beit zwischen Feuerwehr und ANF „sehr gut“funktionie­rt, erklärte Berndzen. „Die vorgehende­n Trupps der Feuerwehr waren so besetzt, dass ein ortskundig­er Mitarbeite­r des Unternehme­ns die Einsatzkrä­fte begleitete – so, wie es auch einmal jährlich geübt wird“, erklärte der Stadtbrand­meister. Insgesamt seien rund 150 Helfer vor Ort gewesen. Diese wurden um 19.43 Uhr alarmiert, um 21.12 Uhr erfolgte dann von der Feuerwehr die Entwarnung.

Lingens Oberbürger­meister Dieter Krone ist erleichter­t, dass bei dem Brand niemand verletzt wurde. Nun gelte es, die genauen Ursachen des Brandes zu ermitteln, um derartige Vorfälle zukünftig ausschließ­en zu können. „Bei Unternehme­n wie ANF müssen höchste Sicherheit­sstandards zum Schutz der Bevölkerun­g gelten“, sagte Krone.

Weil es bereits in der Vergangenh­eit innerhalb weniger Wochen zwei meldepflic­htige Ereignisse gab, fordern Bürgerinit­iativen weiter die Stilllegun­g des Betriebs. Unter anderem erneuerte der Bundesverb­and Bürgerinit­iativen Umweltschu­tz (BBU) am Freitag seine Forderung nach einer sofortigen Stilllegun­g der Anlage. Die Landesregi­erung in Hannover dürfe nicht wieder mit Beschwicht­igungen reagieren, erklärte BBUVorstan­dsmitglied Udo Buchholz in Bonn. „Der Schutz der Bevölkerun­g muss oberste Priorität haben.“

Der Verband erklärte, die Landesregi­erung habe in der Vergangenh­eit nicht angemessen gehandelt, obwohl es immer wieder zu Pannen und Störanfäll­en gekommen sei. Der Betrieb der Anlage sei nicht mehr hinnehmbar, kritisiert­en die Umweltschü­tzer.

Die Landtagsfr­aktion der Grünen beantragte unterdesse­n eine Sondersitz­ung des Umweltauss­chusses zu den Ursachen des Brandes. „Ein Störfall folgt dem nächsten. Was muss eigentlich noch passieren, bis Land und Bund auf die Risiken des Atombetrie­bs reagieren?“, so die Landtagsab­geordnete Miriam Staudte, die unter anderem atompoliti­sche Sprecherin der Grünen ist. Der Atomaussti­eg müsse endlich auch auf die Brenneleme­ntefabrik Lingen und die Urananreic­herung in Gronau ausgeweite­t werden, so die Politikern.

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DPA-BILD: NORD-WEST-MEDIA TV Ein Großaufgeb­ot an Helfern war am Donnerstag­abend im Einsatz.

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