Nordwest-Zeitung

Hommage an zwei Ausnahmekü­nstler

Schauspiel­haus Hannover geht mit Iggy Pop und David Bowie auf musikalisc­he Zeitreise

- VON CHRISTINA STICHT

90. FORTSETZUN­G

Zwei bizarr gewachsene Bäume neigten sich einander zu, sie umschlange­n sich geradezu mit ihren Ästen und bildeten eine Art Tor für den Weg dahinter.

„Wie Philemon und Baucis?“, fragte Didi

„Da drüben ist irgendwo ein Pavillon, von dem aus hat sich der Kaiser immer neue Konkubinen ausgesucht. Vielleicht sollten ihn die Bäume nur daran erinnern, dass er außer den Konkubinen noch eine richtige Frau hat.“Sie machte eine Pause. „Manchen Leuten ist das mit der Treue halt wichtig, anderen nicht“, setzte sie hinzu.

In Didis Gesicht zuckte es. Sie grub die Zähne in die Unterlippe, ihr Kinn bebte. „Gut“, sagte sie leise, „hast du’s mir gegeben, Alicia.“Sie drehte sich um, murmelte etwas.

„Was? Was sagst du?“„Dass das von mir auch nicht gelogen war, was ich über Gregor gesagt habe, Herrgott noch mal! Er hat mich wirklich betrogen. Andauernd.

„Iggy – Lust for Life“heißt das Stück, das am Donnerstag­abend uraufgefüh­rt wurde. Es zeigt die beiden gegensätzl­ichen Künstler im Berlin der 70er Jahre.

HANNOVER – gaan .oEr sth ihc -ämth stU .dloUr dls .oEcKtc atlst ,ä-Gs !oDGt thztZmtl ädUathtvTl­tm Gl sth yholmc Umäsm stU bäzmtl bhGtatU GTht ohtämG-Umt .TäUtB ßol AGmmt u…Ik ZGU wlfäla u…I… ztZmtl sGt ZtGstl Gl tGlth C“Gl !thc zGlcSvTLlt­Ztha dls läTütl Gl stl „älUäcpolUm­dsGoU Gü SvTämmtl sth Aädth -Gth wzZtl ädfB

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Geteilte Stadt

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„Komm, setzen wir uns!“, sagte Alicia und schob sie auf eine Bank zu.

Didi setzte sich, presste die Knie aneinander. „Sie ist gerade siebzehn geworden!“, sagte sie mit dünner Stimme. Sie räusperte sich. „Nächstes Jahr macht sie Abitur. Aussehen tut sie wie der Frühling bei Botticelli, schlank, hell, blonde Locken, du weißt schon. Wir sind … wir waren mit ihren Eltern befreundet. Früher, als sie zehn oder zwölf war, kam sie manchmal mit auf Ausflüge oder zum Abendessen. Sie hat bei uns Trickfilme angesehen und auf dem Sofa geschlafen, bis ihre Eltern mit ihr nach Hause gingen. Dann letzten Herbst. Er war mit ihr allein beim Segeln, da ist es losgebei UvTGvTmt Wd thW’Tztlr aGZm „äc Dtüäll Gl UvTzäazGvT­mähmGatl SWtltl FGlZzGvo Gl stl boUc üoU sth ZtGstl atatlU’mWzGc vTtl bMlUmzth Gl sth -oü bhGta atmtGzmtl SmäsmB FGlt ädf ütThthtl Fmäatl ZtUEGtzZäh­t ,htTZMTlt GUm üäz pälWvzdZr üäz polUmdsGo osth atoävTtzc mtU “tf’lalGUr Do izhGot AtGlTof tGlUGmWmB wdf stl shtc Ttlstl bäUmtl Dthstl yGzüc ädfläTütl ädU stl IHthl EhoJGWGthm­B

“ztGvT -Gth SvTädUEGtz­th gangen. Erst hat er sich geschämt. Und gelogen. Ein Kind, mein Gott! Das ganze Zimmer hat sie noch voller Teddybären! Britta heißt sie. Aber zuletzt … Ich hab gemerkt, wie er anfing, stolz zu werden. Ich habe … ich hatte nicht die geringste Chance gegen sie.“

Das Kätzchen, dachte Alicia. Sofort sah sie sie wieder vor sich auf dem U-Bahnsteig, das Liliengesi­cht, die übermütige­n Augen, die weißen Zähne. Britta hieß sie also. Und Didi kannte sie. Sie hatte die ganze Zeit von dieser Affäre gewusst.

„Er hätte mich verlassen.“Didis Stimme hatte sich geändert, sie sprach jetzt mit einem kalten Ton, wie eine Priesterin, die unheilvoll­e Flüche verliest. „All die anderen Weibsen … es war immer klar, dass er danach wieder zu mir zurückkomm­t. Es hat -thoLhEthl gaan .oEr sth üGm lävomtü öZthoLhEth dls Umh’TlGatl „äähtl UtGl glc lthUmtU lävT ädxtl otThm dls dlZ’lsGat FlthaGt -thUEhMTmB jgvT ZGl sGt SmGüüt sth bhälc otlr sth „’UUzGvTtlr sth ilc azMvozGvTt­lr sth AGlsthTtGc mtlPr Täm sth shäTmGatr sMhht Aäll tGlüäz atUäamB

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„Wieso hast du uns dann alle auf diese Reise ¬gebeten?“, fragte Alicia. „Du wusstest doch damals schon Bescheid?“

„Zuerst wollte er alleine fahren. Hat er jedenfalls gesagt. Dann habe ich mitbekomme­n, dass man ihm eine Begleitper­son spendieren würde. Er hat alles abgestritt­en und gesagt, er würde wirklich alleine reisen, es wäre ihm lieber so. Weil er nachdenken muss. Darüber, ob er bei ihr bleibt oder doch bei mir. Selbst wenn das stimmte – ich hab doch gewusst, was UWtlGthm UGvT äzU älshoanlth ,älsnr Uädam sGt bdlUm stU FVEhtUUGol­GUüdUr säU !htvTmc pTtämth ädf dls UvThäüüm äl sth “htlWt Wdü “hLxtlDäTlB

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Didi presste sich die Hände auf den Bauch und beugte sich vornüber. „Ich hätte euch was damit angetan, das ist mir klar“, sagte sie. „Ihr hättet für mich die Kastanien aus dem Feuer holen sollen. Verstehst du mich trotzdem, Alicia?“

„Ja“, sagte Alicia, „klar versteh ich dich. Das muss furchtbar gewesen sein für dich.“Sie verstand sie wirklich, die arme, sich krümmende Didi. Aber gleichzeit­ig ließ sie der Gedanke nicht los, wie viel Kummer, Angst und Verwirrung allen erspart worden wäre, wenn Didi nur

Das Stück

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Kritische Distanz

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Chinas Massen schoben sich an ihnen vorüber, alte Damen mit faltigen Hälsen, Männer mit gläsernen Teekannen in den Händen.

„Was willst du jetzt machen?“, fragte Alicia. „Wenn wir wieder zu Hause sind?“

Didi verkrampft­e die Hände ineinander, ihr Kinn begann zu zittern. Dann riss sie sich zusammen.

„Darüber denke ich die ganze Zeit nach. Vielleicht reisen. Nicht so was wie hier … Vielleicht ziehe ich auch ganz nach Florenz. Ich habe ja noch Freunde dort.“Sie sah auf die Uhr. „Müssen wir zurück?“

„Ja“, sagte Alicia, „lass uns gehen.“

Sie gingen am Einlass vorbei nach draußen.

„Danke, Alicia“, sagte Didi. „Wofür?“

„Ach … na ja. Ich weiß nicht. Hast du schon mal was von den Donaldiste­n gehört? Ist so eine Art Fanclub. Die erforschen Entenhause­n. “

FORTSETZUN­G FOLGT

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