Nur ein weißer Strich schützt Kinder nicht
Eltern der Grundschüler fordern mehr Sicherheit für den Herrenweg
Di, Eltern wünschen sich eine deutliche Entschärfung des Schulwegs für ihre Kinder. Die Stadt sieht dafür derzeit keine Möglichkeit.
OSTERNBURG – Gerade in der dunklen Jahreszeit ist der morgendliche Schulweg mit besonderer Vorsicht zu genießen. Das gilt erst recht in Straßen, die nicht einmal einen richtigen Bürgersteig haben – so wie der Herrenweg.
Um 7.30 Uhr treffen sich mehrere Kinder an der Kreuzung Herrenweg/Troppauer Straße, um gemeinsam zur Grundschule Drielake weiter zu gehen. Auch die Kinder von Henning Beer sind dabei. Dem Osternburger sind vor allem die dann folgenden 500 Meter ein Dorn im Auge. Dort ist die Begrenzung zwischen Fahrbahn und Gehweg nur eine durchgezogene weiße Linie. „Eigentlich ist es eine 30erZone mit Lkw-Verbot“, erklärt Beer. „Nur leider hält sich kaum jemand daran. Morgens kommt der ganze Berufsverkehr hier durch. Und die Abgrenzung zum Gehweg wird regelmäßig von vielen Fahrzeugführern ignoriert und überfahren. Oft auch noch zu schnell. Gerade im schlecht einsehbaren Kurvenbereich kommt es regelmäßig zu gefährlichen Situationen durch Überhol- und Ausweichmanöver.“
Leitpfosten gewünscht
Henning Beer wandte sich mit dem Problem an die Stadt. Seine Idee: Leitpfosten sollten die Abgrenzung besser wahrnehmbar und sicherer gegen ein Überfahren machen. Doch der Fachdienst Verkehrslenkung lehnte das Ansinnen schriftlich ab. Die Begründung: Wegen der schmalen Fahrbahn müsse die Markierung im Begegnungsverkehr mit Lieferfahrzeugen überfahrbar sein. „Die Aufstellung von Leitpfosten 7.30 Uhr am Herrenweg: Eine Mutter mit Rad betätigt sich als „Schutzschild“zwischen Kind und Straße (links). Eng wird es für Gruppen (rechts) sowieso – und wenn dann auch noch Gegenverkehr kommt besonders.
(...) würde unter Gewährleistung der vorgeschriebenen Mindestabstände zum Fahrbahnrand die Verkehrsflächen für die Fußgänger noch weiter einengen und kommt daher nicht in Betracht.“
Der Schulelternrat, in dem auch Beers Frau aktiv ist, wandte sich nun an die Ratsfraktionen mit einer Reihe niedrigschwelliger Lösungsvorschläge: Zusätzliche Beschilderung, häufigere Geschwindigkeitskontrollen oder ein Fußgängerüberweg schwebte den Eltern als Möglichkeiten vor. SPD und
CDU brachten die Vorschläge der Eltern in die jüngste Sitzung des Verkehrsausschusses ein. Dort kam vom Amt für Verkehr und Straßenbau ebenfalls eine Abfuhr. Die Beschilderung sei laut Straßenverkehrsordnung (StVO) ausreichend, zusätzliche Piktogramme auf der Fahrbahn entbehrlich. Ein Fußgängerüberweg sei in einer Tempo30-Zone entbehrlich und auch erst bei deutlich höherer Verkehrsdichte zu empfehlen. Und Geschwindigkeitskontrollen würden im Herrenweg schon regelmäßig durchgeführt,
die Ergebnisse seien aber im Vergleich zu anderen Wohnsammelstraßen innerhalb von Tempo-30-Zonen unauffällig. Andere Vorschläge der Eltern wie ein Verkehrsspiegel oder Bodenschwellen seien heute nicht mehr zeitgemäß und würden nicht mehr verbaut.
Die Stadt bestreitet allerdings nicht, dass die Verkehrssituation für Schüler im Herrenweg unbefriedigend ist. Eine nachhaltige Verbesserung der Schulwegsicherheit könne nur mit dem Ausbau des Herrenwegs nachhaltig erreicht werden, mit dem auch hochbordige Gehwege angelegt würden, stellt das Amt in seiner Stellungnahme klar. Damit ist aber laut Stadtsprecher Stephan Onnen nicht vor 2021 zu rechnen. „Nächstes Jahr ist ja erstmal die Bremer Straße dran“, so Onnen. „Für 2020/21 sind bereits Mittel für den Ausbau des Sandwegs eingeplant, der ja auch zum Einzugsgebiet der Grundschule Drielake gehört. Der Herrenweg könnte dann im Jahr darauf ausgebaut werden, bis jetzt gibt es dafür aber noch keine konkrete Planung.“
Eltern bleiben am Ball
Bis dahin wollen Eltern wie die Beers aber nicht warten. „Auch für den Elternrat ist das Thema noch nicht durch“, sagt Henning Beer. Er befürchtet zudem, dass mit der Sanierung der Bremer Heerstraße und des Sandwegs noch mehr Verkehr in den Herrenweg ausweichen wird. „Und die Kinder sind immer das schwächste Glied in der Kette der Verkehrsteilnehmer. Ich frage mich mittlerweile wirklich, ob immer erst etwas passieren muss.“