Nordwest-Zeitung

Blecherne Bässe treiben sie voran

Junge Oldenburge­r Veranstalt­er bauen Eventreihe auf – Elektronis­che Musik als Lebensgefü­hl

- VON ARNE JÜRGENS

73. Jahrgang

Weil sie Partys nach ihrem Geschmack feiern wollten, organisier­ten sie selbst welche. Inzwischen kommen regelmäßig Hunderte Gäste.

456E78-RG – Eine blechende Bassdrum dröhnt aus den Boxen. „Wum – Wum – Wum – Wum“, treibt sie stur im Viervierte­ltakt voran. Es ist dunkel, eine Nebelmasch­ine sorgt dafür, dass sogar noch weniger zu sehen ist. Unterbroch­en wird das Dickicht nur von bunten Farbblitze­n aus den Scheinwerf­ern. Leute tanzen um einen herum – einige wie in Trance, andere in verzückter Ekstase. Im Mittelpunk­t dieses Schauspiel­s stehen die Discjockey­s, die auf einer Empore an den Plattentel­lern den Rhythmus mit synthetisc­hen Beats vorgeben, nach dem sich die versammelt­e Hörerschaf­t bewegt.

Außenstehe­nde mögen sich fragen, in was für einer Parallelwe­lt sie hier gelandet sind. Für Johannes Bender bedeutet es, am richtigen Ort angekommen zu sein. Gemeinsam mit Stefan Holtz (32) hat der 31-Jährige die Eventreihe „Technoklat­sche“aufgebaut. Damit wollen sie einem breiten Publikum die Elektronis­che Musik näherbring­en.

Angefangen hat alles im eigenen Wohnzimmer. Weil die zwei Freunde Musik nach ihrem eigenen Geschmack feiern wollten, begannen sie, in Benders Wohnung in der Innenstadt WG-Partys zu veranstalt­en. Inzwischen kommen Hunderte Menschen, wenn das Duo in Clubs wie Umbaubar, Metro und Polyester einlädt – oder sogar nach Portugal.

Rund 40 Partys haben Bender und Holtz inzwischen organisier­t. Etwa

Gemeinsam mit

einem Freund veranstalt­et Johannes Bender die Eventreihe „Technoklat­sche“. Der 31Jährige ist in Varel aufgewachs­en und lebt seit 2008 in Oldenburg.

9ast genau

zwei Jahre nach der ersten PartE in der Umbaubar (Stau 2>–27) findet dort am Freitag, 14. Dezember, eine Jubiläumsf­eier statt. Ab 22 Uhr spielen 16 DJs auf zwei Stockwerke­n. einmal im Monat kommt eine weitere dazu. „Für uns ist das ein Lebensgefü­hl. Wir verstehen uns als Kulturscha­ffende, die Künstlerin­nen und Künstlern die Möglichkei­t geben, sich auf einer größeren Bühne zu präsentier­en“, sagt Bender, der bei der Technoklat­sche die Strippen zieht. Leben können die Freunde davon nicht. Es gehe darum, Plätze zu bieten, die sonst im öffentlich­en Raum oft fehlen würden.

BAD,ZD ISC ,HE NROTZD

Wenn wieder ein Veranstalt­ungstag gekommen ist, geht es für das Duo früh los. „Wir haben einen ordentlich­en Fuhrpark an eigener Technik, die wir in den Laden bringen müssen“, erklärt Bender. Dazu zählen Musik- und Lichtanlag­e, Seifenblas­enund Nebelmasch­ine sowie Dekoration. Dann wird der Club entspreche­nd der Anforderun­gen umgestellt. „Eigentlich bleibt nichts da stehen, Freude am Veranstalt­en: Johannes Bender

wo es vorher war“, meint Bender. Fenster werden abgedunkel­t, damit die Gäste ohne Ablenkunge­n in die Welt der Musik eintauchen können.

Wenn der Laden vorbereite­t ist, geht es direkt weiter: Die DJs werden in Empfang genommen, teilweise übernachte­n sie bei Bender, der dann seine Lasagne vorbereite­t. Alles übernehmen die Beiden in Eigenregie, Unterstütz­ung kommt von Freunden. „Einer kümmert sich am Abend um die Lichttechn­ik, einer um die Kasse, einer um die DJs und das Publikum“, berichtet Holtz. Erst in den Morgenstun­den sind solche Partys vorbei – dann steht für die erschöpfte­n und durchgesch­witzten Veranstalt­er noch der Abbau an. Trotzdem komme der Spaß nicht zu kurz.

An jedem Ort, an dem die „Technoklat­sche“ihren Platz findet, wird ein eigenes Konzept entwickelt. „Im Polyester haben wir viel experiment­iert und auch Live-Acts eingebaut. Bei einer Wochenendv­eranstaltu­ng wurde die Metro komplett auf den Kopf gestellt. Beim Kultursomm­er wiederum wollten wir der breiten Masse zeigen, was die DJs draufhaben, die bei uns spielen“, erklärt Bender.

Dabei legen die beiden Veranstalt­er großen Wert auf Vielfalt. „Wir wollen mit allen Menschen gemeinsam gute Musik feiern. Nur Intoleranz tolerieren auch wir nicht“, sagt Holtz. Gute Musik bedeutet für die drei Freunde der Techno der „alten Schule“, wie er in Detroit und Berlin entstanden ist. „Uns war von Anfang an klar, dass wir den Leuten Techno um die Ohren klatschen wollen – daher kommt auch der Name“, erklärt Bender.

Große Gemeinscha­ft

Was die zwei Freunde an der Technoszen­e fasziniert, ist die Friedferti­gkeit. „Auf unseren und fremden Partys gibt es eigentlich nie Stress. Es fühlt sich an wie eine große Gemeinscha­ft“, sagt Bender. Dazu gehört auch, dass die Oldenburge­r DJSzene die entscheide­nde Rolle spielt. „Wir wollen lokale Acts pushen. Unser Antrieb ist, die Leute zu fördern und ihnen viele Auftrittsm­öglichkeit­en zu verschaffe­n“, so Bender.

Darüber hinaus sind immer auch national bekannte Namen auf den Flyern der Technoklat­sche zu finden: Felidae, Mario Urien, Mila Stern, Diana May. Sogar in Portugal ist die Veranstalt­ung seit diesem Jahr regelmäßig zu Gast. Mit den eigenen DJs werden in der Nähe des Hippiepara­dieses in Arrifana Partys gefeiert. „Unser Sound kommt auch beim internatio­nalen Publikum an“, sagt Bender. „Wum – Wum – Wum – Wum“funktionie­rt eben in jeder Sprache.

 ?? BILD: JÖRG HEMMEN ?? Buntes Treibenlas­sen hinter der Lambertiki­rche: Während des Kultursomm­ers gab es die Technoklat­sche im vergangene­n Jahr erstmals draußen.
BILD: JÖRG HEMMEN Buntes Treibenlas­sen hinter der Lambertiki­rche: Während des Kultursomm­ers gab es die Technoklat­sche im vergangene­n Jahr erstmals draußen.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ?? BILD: JÖRG HEMMEN ??
BILD: JÖRG HEMMEN

Newspapers in German

Newspapers from Germany