Wärme bleibt, wenn Glut schon erloschen ist
Keramische Züge als Speicher – Mit Wasserführung auch Heizungsunterstützung möglich
BONN/TMN – Der Kachelofen erlebt eine Renaissance. Gründe dafür sind neben nostalgischen Gefühlen auch Entschleunigung und Naturverbundenheit. Moderne Kachelöfen haben aber auch neuzeitliche Vorzüge.
„Im Gegensatz zum Kaminofen gibt der Kachelofen nur einen Teil der Wärme frei und speichert den Rest in den keramischen Zügen“, erklärt Alexis Gula vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks. „Diese Wärme wird zeitversetzt freigegeben, wodurch der Ofen auch dann noch heizt, wenn das Feuer bereits erloschen ist.“
Der klassische Kachelofen – Grundofen genannt – arbeitet vor allem mit Strahlungswärme. Diese Modelle sind „von Grund auf gemauert“, erklärt Gula. Sie speichern die Wärme, um sie nach und nach abzugeben. „Je nach Länge und Masse der keramischen Züge ist der Wirkungsgrad sehr effektiv.“Aber Kachelöfen können auch mit Konvektionswärme arbeiten. Dafür befinden sich am Boden Öffnungen, durch die kalte Luft einströmt. die erwärmt wird und nach oben steigt. Außerdem gibt es Bau-Varianten mit industriell gefertigten Heizeinsätzen.
Der Warmluft-Kachelofen, der über Schächte das gesamte Haus heizte, sei aus der Mode, sagt Gula. „Heute ist der Kachelofen eher eine zusätzliche Wärmequelle für einzelne Räume.“Es ist aber durchaus möglich, einen Ofen mit integriertem Wasserwärmetauscher zur Unterstützung der Zentralheizung und der Brauchwarmwasserbereitung zu nutzen. Überschüssige Wärme wird an das durchströmende Wasser abgegeben und in einen zentralen Pufferspeicher eingespeist.
Optisch wird der Ofen oft an den Stil des Hauses angelehnt. „Zu einem alten Bauernhaus passt der klassische Ofen, in einer Stadtvilla kann ich mit einem weißen Säulenofen oder blauen Kacheln arbeiten“, erklärt Tim Froitzheim vom Zentralverband Sanitär-Heizung-Klima. Modern wirken großformatige Kacheln. Breit ist auch die Preisspanne. Ein individuell gebauter Ofen kann leicht um die 16000 Euro kosten, sagt Rolf Heinen vom Industrieverband Haus-, Heiz und Küchentechnik. Varianten mit industriell gefertigten Heizeinsätzen sind preiswerter. „Sie beginnen bei etwa 2500 Euro für den Heizeinsatz. Hinzu kommen noch Kosten für die Ummauerung, den Sockel und weitere Installationen“, sagt Gula.