Warnstreiks bei der Bahn
Ab diesem Montag drohen zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen
AUCH DAS NOCH
WO NORMALERWEISE unzählige Touristen sitzen, ist ein betrunkener 27-Jähriger mit seinem Auto gelandet: auf der Spanischen Treppe in Rom. Der Italiener habe Sonntagfrüh die Kontrolle über seinen Wagen verloren und ihn auf den Stufen der Barocktreppe zum Stehen gebracht. Die Treppe nahm kaum Schaden – nur eine Schramme.
Wenn bei der Bahn Tarifverhandlungen laufen, zittern oft auch die Kunden. Die Gewerkschaften haben schon mehrfach den Verkehr lahmgelegt. Nun geht es wieder los.
BERLIN/HANNOVER – Die neue Woche beginnt für Tausende Fahrgäste und Pendler ungemütlich: Bei der Deutschen Bahn wollen Beschäftigte mit einem bundesweiten Warnstreik am Montag die Arbeit niederlegen. Es drohen Zugausfälle und Verspätungen.
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) rief für die Zeit zwischen 5 und 9 Uhr zu dem Ausstand auf. Die Bahn geht davon aus, dass auch in den Stunden nach dem Warnstreik-Ende mit Störungen zu rechnen ist.
Die EVG will erst nach einem verbesserten Angebot die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn wieder aufnehmen. Das sagte EVGSprecher Uwe Reitz am Sonntagabend in Berlin. „Wir hoffen, dass der Bahnvorstand die Signale verstanden hat, sonst sind weitere Warnstreiks nicht ausgeschlossen.“Die EVG werde „in allen Bereichen“streiken, man werde keine Schwerpunkte des Ausstands nennen. Vom Konzern hieß es: „Die Deutsche Bahn setzt alles daran, die Auswirkungen der Warnstreiks auf ihre Kunden so gering wie möglich zu halten.“
Am Samstag waren die Parteien in Hannover nach den Verhandlungen ohne Ergebnis auseinander gegangen.
Infos für Fahrgäste
Wegen der Warnstreiks will die Deutsche Bahn unter anderem ihr Fahrgast-Betreuung und Telefon-Hotlines aufstocken. Für bestimmte Spartickets werde zudem die Zugbindung aufgehoben. Im Fall von Reiseabsagen wegen des Streiks sind Erstattungen von Tickets und Reservierungen geplant.
Mehr Infos unter www.bahn.de Die EVG nannte ein zu geringes Lohnangebot des bundeseigenen Konzerns als Anlass. Die Bahn sprach von einer „völlig überflüssigen Eskalation“.
Von Freitag auf Samstag hatte die Bahn die ganze Nacht hindurch mit der EVG sowie separat mit der Gewerk- schaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) verhandelt. Beide Gewerkschaften hatten ursprünglich 7,5 Prozent mehr Geld gefordert. Die EVG vertritt etwa 160 000 Beschäftigte der Deutschen Bahn im Inland. Die kleinere GDL verhandelt für einen Teil davon – rund 36000 Beschäftigte des Zugpersonals, darunter vor allem Lokführer, Zugbegleiter und Bordgastronomen. Mit der GDL vertagte sich die Bahn auf Dienstag in Eisenach. Hier sei man kurz vor dem Ziel, sagte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler. Die GDL zeigte sich mit dem Verlauf der Verhandlungen bisher „grundsätzlich zufrieden“.
Zum Wochenende griff bei der Bahn zudem ein Fahrplanwechsel. Es gibt neue Züge und mehr Verbindungen. Die Preise steigen allerdings.