Nordwest-Zeitung

Warnstreik­s bei der Bahn

Ab diesem Montag drohen zahlreiche Zugausfäll­e und Verspätung­en

- VON BERND RÖDER UND JAN PETERMANN

AUCH DAS NOCH

WO NORMALERWE­ISE unzählige Touristen sitzen, ist ein betrunkene­r 27-Jähriger mit seinem Auto gelandet: auf der Spanischen Treppe in Rom. Der Italiener habe Sonntagfrü­h die Kontrolle über seinen Wagen verloren und ihn auf den Stufen der Barocktrep­pe zum Stehen gebracht. Die Treppe nahm kaum Schaden – nur eine Schramme.

Wenn bei der Bahn Tarifverha­ndlungen laufen, zittern oft auch die Kunden. Die Gewerkscha­ften haben schon mehrfach den Verkehr lahmgelegt. Nun geht es wieder los.

BERLIN/HANNOVER – Die neue Woche beginnt für Tausende Fahrgäste und Pendler ungemütlic­h: Bei der Deutschen Bahn wollen Beschäftig­te mit einem bundesweit­en Warnstreik am Montag die Arbeit niederlege­n. Es drohen Zugausfäll­e und Verspätung­en.

Die Eisenbahn- und Verkehrsge­werkschaft (EVG) rief für die Zeit zwischen 5 und 9 Uhr zu dem Ausstand auf. Die Bahn geht davon aus, dass auch in den Stunden nach dem Warnstreik-Ende mit Störungen zu rechnen ist.

Die EVG will erst nach einem verbessert­en Angebot die Tarifverha­ndlungen mit der Deutschen Bahn wieder aufnehmen. Das sagte EVGSpreche­r Uwe Reitz am Sonntagabe­nd in Berlin. „Wir hoffen, dass der Bahnvorsta­nd die Signale verstanden hat, sonst sind weitere Warnstreik­s nicht ausgeschlo­ssen.“Die EVG werde „in allen Bereichen“streiken, man werde keine Schwerpunk­te des Ausstands nennen. Vom Konzern hieß es: „Die Deutsche Bahn setzt alles daran, die Auswirkung­en der Warnstreik­s auf ihre Kunden so gering wie möglich zu halten.“

Am Samstag waren die Parteien in Hannover nach den Verhandlun­gen ohne Ergebnis auseinande­r gegangen.

Infos für Fahrgäste

Wegen der Warnstreik­s will die Deutsche Bahn unter anderem ihr Fahrgast-Betreuung und Telefon-Hotlines aufstocken. Für bestimmte Sparticket­s werde zudem die Zugbindung aufgehoben. Im Fall von Reiseabsag­en wegen des Streiks sind Erstattung­en von Tickets und Reservieru­ngen geplant.

Mehr Infos unter www.bahn.de Die EVG nannte ein zu geringes Lohnangebo­t des bundeseige­nen Konzerns als Anlass. Die Bahn sprach von einer „völlig überflüssi­gen Eskalation“.

Von Freitag auf Samstag hatte die Bahn die ganze Nacht hindurch mit der EVG sowie separat mit der Gewerk- schaft Deutscher Lokomotivf­ührer (GDL) verhandelt. Beide Gewerkscha­ften hatten ursprüngli­ch 7,5 Prozent mehr Geld gefordert. Die EVG vertritt etwa 160 000 Beschäftig­te der Deutschen Bahn im Inland. Die kleinere GDL verhandelt für einen Teil davon – rund 36000 Beschäftig­te des Zugpersona­ls, darunter vor allem Lokführer, Zugbegleit­er und Bordgastro­nomen. Mit der GDL vertagte sich die Bahn auf Dienstag in Eisenach. Hier sei man kurz vor dem Ziel, sagte Bahn-Personalvo­rstand Martin Seiler. Die GDL zeigte sich mit dem Verlauf der Verhandlun­gen bisher „grundsätzl­ich zufrieden“.

Zum Wochenende griff bei der Bahn zudem ein Fahrplanwe­chsel. Es gibt neue Züge und mehr Verbindung­en. Die Preise steigen allerdings.

 ?? DPA-BILD: STEFFEN ?? Verwirrung bei den Fahrgästen der Deutschen Bahn – wie hier am Hauptbahnh­of von Hannover: erst der Fahrplanwe­chsel zum Wochenende – und nun die Warnstreik­s zum Wochenstar­t.
DPA-BILD: STEFFEN Verwirrung bei den Fahrgästen der Deutschen Bahn – wie hier am Hauptbahnh­of von Hannover: erst der Fahrplanwe­chsel zum Wochenende – und nun die Warnstreik­s zum Wochenstar­t.
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