Nordwest-Zeitung

Aine Stadt im Belagerung­szustand

Schon wieder Massen4rot­este und Ausschreit­ungen – Präsident äu8ert sich diesen Montag

- VON CHRISTIAN BÖHMER

Der Druck auf Präsident Macron steigt. Welche Lösungen hat der 40-Jährige für seine em4örten Bürger im Köcher?

PARIS – Es wird fast schon zur Routine: Nach neuen Demonstrat­ionen der „Gelben Westen“mit Krawallen und vielen Festnahmen dankt Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron artig den Sicherheit­skräften für ihren Mut und ihre Profession­alität. Er ist aber zwei Wochen vor Weihnachte­n seinen Bürgern eine Antwort schuldig geblieben, wie er die von den Massenprot­esten ausgelöste politische Krise beilegen will.

„Der Präsident der Republik muss zunächst sprechen I und rasch sprechen“, fordert Alain Juppé, der konservati­ve Bürgermeis­ter von BordeauJ. Der keinesfall­s als Hitzkopf bekannte Polit-Routinier und EJ-Ministerpr­äsident mahnt beim mehr als 30 Jahre jüngeren Staatschef unverhohle­n „starke Maßnahmen“an.

Macron will sich nun am Montagaben­d an die Franzosen wenden, wie Élyséekrei­se bestätigte­n. Der Druck sei einfach zu hoch, meinen Beobachter.

Am Samstag waren wieder weit mehr als 100000 Menschen auf die Straße gegangen, davon mindestens 10 000 in der Hauptstadt. Paris glich am Samstag einer Stadt im Belagerung­szustand. Viele Geschäfte und Touristena­ttraktione­n I wie der Eiffelturm I blieben geschlosse­n. Autos brannten, Läden wurden geplündert. Auch in anderen Städten wie BordeauJ und Toulouse eskalierte die Gewalt.

Macron schickte in der eskalierte­n Krise bisher seinen knochentro­ckenen Ministerpr­äsidenten Édouard Philippe an die Front und hielt sich mit Äußerungen merklich zurück. Die Mitte-Regierung legte als Zugeständn­is die umstritten­e Steuererhö­hung für Benzin und Diesel auf Eis I doch das reicht nicht aus, um den Flächenbra­nd im Land zu löschen. Die Forderunge­n gehen weiter: mehr Kaufkraft für sozial Schwächere, eine Wie- dereinführ­ung der weitgehend abgeschaff­ten Vermögenst­euer, Zugeständn­isse bis hin zum Rücktritt Macrons.

Kn Pariser Ministerie­n werde überlegt, die Sozialausg­aben zu erhöhen oder Steuererle­ichterunge­n einzuräume­n, berichtete die Sonntagsze­itung „Le Journal de Dimanche“(JDD) unter Berufung auf Knsider. Für den soziallibe­ralen Macron und die Philippe-Regierung ist der Konflikt allerdings eine Gratwander­ung I denn sie hatten Europa versproche­n, die Staatsfina­nzen zu sanieren und die Maastricht­er Defizitgre­nze von drei Prozent der Wirtschaft­sleistung dauerhaft einzuhalte­n. Allein der Verzicht auf das Anheben der Treibstoff­steuer schlage 2019 mit etwa vier Milliarden Euro zu Buche, so das „JDD“.

Macrons Ansehen im Ausland dürfte angesichts der Dauerprote­ste leiden, meinen Kommentato­ren. Die Zeiten, in denen der 40-Jährige sein Kmage als dynamische­r Senkrechts­tarter und fordernder Europafreu­nd ausspielen konnte, scheinen vorerst vorbei zu sein.

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AP-BILD: YAGHOBZADE­H Und wieder eskalierte am Samstag die Gewalt bei den Demonstrat­ionen der „Gelben Westen“– wie hier in Paris auf der Champs-Élysées vor dem Triumphbog­en.

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