Notbremse ziehen
P endler, die auf die Deutsche Bahn angewiesen sind, dürften sich am zweiten Advent wenig besinnliche Gedanken gemacht haben. Sie dürften sich vielmehr damit beschäftigt haben, wie sie am Montag pünktlich zur Arbeitsstätte kommen. Die DB-Beschäftigten legen mit einem bundesweiten Warnstreik die Arbeit nieder.
Man könnte jetzt spöttisch sein und das Satiremagazin „Postillon“bemühen: Der Bahnstreik wird wohl unbemerkt an den Reisenden vorbeigehen. Denn längst hat sich der Kunde daran gewöhnt, dass er am Gleis auf seinen Zug wartet, dass Sitzplatzgarantien alles andere als garantiert sind, dass Züge verkürzt werden. Zum Glück gibt es ja Wettbewerb auf der Schiene – von wegen. Das ist nur die halbe Wahrheit. Bei der Nordwestbahn etwa wirbelte vergangene Woche eine Grippewelle den Fahrplan durcheinander. So werden Pendler auf die Straße getrieben und nicht auf die Schiene.
In den Warnstreik poltert auch noch der Hinweis des Bundesrechnungshofes, dass die Milliarden Euro für die DB schlecht angelegt wurden. „Es besteht die Gefahr, dass sich der Zustand der Bahninfrastruktur weiter verschlechtert und das trotz steigender Bundesmittel”, sagte Rechnungshof-Präsident Kay Scheller. Noch schlechter?!
Und was macht die Bahn in all dem Chaos? Sie erhöht ihre Tarife. Die höchste Preissteigerung bekommen übrigens die treuesten Kunden ab, die Vielfahrer. Jemand muss die Notbremse ziehen, aber dafür müsste man ja erst einmal in einen Zug kommen.
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