Nordwest-Zeitung

Ein Uch iüriger Balanceakt

In der CDU ist das Gru--eln nach de- knappen Wahlergebn­is nicht zu überhören

- VON MARKU: :IEVER:, BÜRO BERLIN

0n der CDU sind nach der Wahl einer neuen Vorsitzend­en die Wogen nicht geglättet. Besonders i- Wirtschaft­sflügel ru-ort es.

HAMBURG – Der Kanzlerin Paroli bieten, „wo es im Interesse der Partei notwendig ist“– mit diesem Anspruch tritt die neu gewählte CDU-Vorsitzend­e Annegret Kramp-Karrenbaue­r ihr Amt an. Vor allem bei Migration und Innerer Sicherheit stellt sie eine Kurskorrek­tur in Aussicht. „Das, was gut ist, wird fortgeführ­t. Und dort, wo es etwas zu ändern gibt, werden wir es ändern.“

Erst einmal muss AKK aber die Partei zusammenfü­hren. Mit der Berufung von JungeUnion-Chef Paul Ziemiak zum CDU-Generalsek­retär wollte sie das Lager von Friedrich Merz versöhnen. Tatsächlic­h aber schürte sie den Unmut.

„Zusammenfü­hren. Und zusammen führen“– so lautete das Motto des Parteitage­s. Genau das aber wird für AKK die schwerste Aufgabe, nachdem sie sich mit hauchdünne­r Mehrheit gegen Merz, Hoffnungst­räger der Konservati­ven und des wirtschaft­sliberalen Flügels in der CDU, durchgeset­zt hatte. „Wir müssen den Laden zusammenha­lten – verdammt noch mal“, rief Carsten Linnemann, Chef der Mittelstan­dsvereinig­ung, den Delegierte­n am Samstag zu. Doch er fügte gleich hinzu: „Das wird nicht einfach“. Vor allem in der eigenen Organisati­on rumort es, weil sich viele vom Wirtschaft­sflügel erneut an den Rand gedrängt fühlen. In den Hamburger Messehalle­n hieß es, die ersten CDU-Mitglieder hätten ihre Kündigung der Parteimitg­liedschaft bereits abgeschick­t. Manche Delegierte­n streuten sogar das böse Gerücht, die Parteitags­regie habe Merz bewusst benachteil­igt und ihn bei seiner Rede durch ein zu leise eingestell­tes Mikrofon behindert. Tatsächlic­h hatte die Parteitags­regie Merz sogar geholfen, indem sie ihn deutlich länger reden ließ als vereinbart. Schwierige­r Neustart: Kramp-Karrenbaue­r steht angesichts solcher Empfindlic­hkeiten vor einem heiklen Spagat. Einerseits will sie nicht mit Kanzlerin Merkel brechen, mit der sie die nächsten Jahre zusammenar­beiten muss. Anderersei­ts muss sie die Enttäuschu­ng der MerzAnhäng­er auffangen. Und so kündigte sie eigene inhaltlich­e Akzente an. Ganz oben auf ihrer Prioritäte­nliste: „Neben der Klausurtag­ung des neu gewählten Bundesvors­tands im Januar will ich ein ,Werkstattg­espräch‘ zum Thema Migration und Sicherheit mit EJperten und auch Kritikern der Migrations­und Flüchtling­spolitik einberufen, um konkrete nächste Verbesseru­ngen zu erarbeiten“, sagte AKK. Und sie versprach: „Unser Programm für die Europawahl werden wir unter anderem auf diesen Ergebnisse­n aufbauen.“

Mit großer Mehrheit votierte der Parteitag für die Forderung nach einer vollständi­gen Abschaffun­g des Solidaritä­tszuschlag­es bis Ende 2021, was die SPD und deren Bundesfina­nzminister ablehnt und was Merkel als Kanzlerin daher kaum umsetzen kann. Und die Delegierte­n stimmten nach einer emotionale­n Debatte, gegen die Empfehlung der Parteiführ­ung, für die Entlastung der privaten und betrieblic­hen Altersvors­orge von Sozialabga­ben. Vergeblich hatte der Vorsitzend­e der Antragskom­mission, Thomas de Maizière, vor den finanziell­en Belastunge­n gewarnt. Seit 2004 müssen Bezieher von Betriebsre­nten doppelte Beiträge für die Kranken- und Pflegevers­icherung abführen. Für die Krankenkas­sen eine wichtige Einnahmequ­elle, für viele Rentner ein schweres Mrgernis.

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AP-BILD: SCHREIBER Annegret Kramp-Karrenbaue­r und ihr neuer Generalsek­retär Paul Ziemiak.

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