Nordwest-Zeitung

Wo Kramp-Karrenbaue­r einfach „es Annegret“ist

I- saarländis­chen Püttlingen freut -an sich über den Erfolg der neuen CDU-Chefin

- VON BIRGIT REICHERT

PÜTTLINGEN – In Püttlingen ist die neue CDU-Vorsitzend­e einfach nur „es Annegret“. Hier ist Kramp-Karrenbaue­r aufgewachs­en, hier wohnt sie, hier kennt sie jeder. Noch kurz vor ihrer Wahl zur Nachfolger­in von Angela Merkel an die Spitze der Partei war sie „deheem“: Sie ist mit Hund „Stiffler“durch den Park gewalkt und hat sich bei „Coiffeur Eric“die Haare schön machen lassen. Groß ist die Freude jetzt in ihrer Heimatstad­t im Saarland über ihre Wahl: „Wir freuen uns riesig. Wir sind ungeheuer stolz auf sie“, sagt Bürgermeis­ter Martin Speicher (CDU).

„Hier hat ihre politische Karriere begonnen.“Speicher steht vor dem Rathaus der schmucken Kleinstadt und zeigt auf ein Fenster des Gebäudes: „Es war da oben im Sitzungssa­al.“Gerade mal 21 Jahre alt war sie, als sie in den Stadtrat gewählt wurde. Später wurde sie dann Beigeordne­te, bevor es sie erst in die Püttlingen: Ein Blick auf die Heimatstad­t Annegret KrampKarre­nbauers.

Landes- und dann in die Bundespoli­tik zog. „Wir kennen uns schon ewig“, sagt der 67Jährige.

„Klar, bin ich stolz“, sagt auch Kramp-Karrenbaue­rs Bruder Hans-Günter Kramp (61). Er ist der Kämmerer der Stadt und hat seiner „kleinen Schwester“die Daumen gedrückt. „Ich freue mich für sie,

dass sie es erreicht hat.“Annegret sei schon als Kind immer sehr wissbegier­ig gewesen, erzählt er. Als fünftes von sechs Kindern habe sie dabeigeses­sen, als ihre größeren Geschwiste­r am Küchentisc­h Hausaufgab­en machten. Kramp-Karrenbaue­r habe immer viel gelesen. Sonntags nach dem Mittagstis­ch habe sie sich oft ein Buch geschnappt, „wo wir Kinder eigentlich in der Küche eingeteilt waren“, erinnert sich Kramp.

An ihren starken politische­n Willen erinnert sich auch der frühere Bürgermeis­ter Rudolf Müller (CDU) sehr gut, der im Amt war, als „AKK“in den Stadtrat kam. „Bei Frau Kramp-Karrenbaue­r hat man vom ersten Tag an die Gewissheit gehabt, sie ist engagiert, mit Ernst bei der Sache. Und sie will Politik gestalten“, sagt er. Müller war es auch, der Kramp-Karrenbaue­r bestärkte, im März 1998 für Klaus Töpfer in den Bundestag nachzurück­en.

Auch wenn Kramp-Karrenbaue­r nur ein halbes Jahr im Bundestag saß und ab Herbst 1999 in den Saar-Landtag wechselte, um später Ministerin und dann Ministerpr­äsidentin zu werden, und im Februar 2018 nach Berlin ging: Vieles habe die heute 56Jährige in der Kommunalpo­litik gelernt, ist sich Müller sicher.

In „Piddlinge“, wie die Stadt im Dialekt heißt, schätzt man die umgänglich­e Art von Kramp-Karrenbaue­r. „Man sieht sie öfter, auch mal im Supermarkt. Da sagt man Hallo und erzählt ein bisschen“, sagt eine Püttlinger­in. KrampKarre­nbauer, die an Wochenende­n nach Hause kommt, wenn es ihr Terminkale­nder zulässt, sagt selbst: „Für mich ist es, wenn ich mich wirklich daheim fühlen will, absolut notwendig, dass ich Platt rede.“

Auch bei Friseur Eric Althaus geht es persönlich zu. „Wir reden nicht über Politik“, sagt der Mann, der ihr zum richtigen Ton verhilft. „Im Sommer geht es mehr in den Kupferton, im Winter wieder mehr ins Goldene.“

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DPA-BILD: DIETZE
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