Nordwest-Zeitung

'(ette %oiletten) helfen den Kommunen

Logos führen Besucher in Städten auf kürzestem Weg zum nächsten Örtchen

- VON HANS-CHRISTIAN WÖSTE

Leer, Wilhelmsha­ven und andere Städte sparen mit der Aktion viel Geld. 200 Standorte in Niedersach­sen nutzen bereits die Hinweissch­ilder.

LEER/WILHELMSHA­VEN/HANNOVER – Sie sind oft verdreckt, kaputt oder ganz geschlosse­n: Die Pflege von öffentlich­en Toiletten kostet die Städte und Gemeinden in Niedersach­sen viel Geld. Um Kosten zu sparen, haben sich deswegen etliche Kommunen im Land der Aktion „Nette Toilette“angeschlos­sen. Die Städte und Gemeinden treffen dabei eine Vereinbaru­ng mit Betrieben, Gaststätte­n und Einzelhand­elsgeschäf­ten, die ihre stillen Örtchen kostenlos zur Benutzung anbieten und dafür monatlich eine Aufwandsen­tschädigun­g bekommen.

Seit Kurzem machen auch Geschäfte in der

Stadt Leer in Ostfriesla­nd mit. Inzwischen gibt es mehr als 200 „Nette Toilette“-Standorte in ganz Niedersach­sen.

Die Idee ist einfach: Rote Logos mit der Aufschrift „Nette Toilette“weisen in der Stadt auf den kürzesten Weg zu einer sauberen und kostenlose­n Toilette hin. Und auch eine Smartphone-App zeigt Fußgängern die Route zur nächsten Toilette oder zu einem Wickelraum. Beispiel Leer: In der ostfriesis­chen Hafenstadt sollte die Neuanschaf­fung eines vollautoma­tischen Toilettenh­äuschens am Bahnhof rund 130 000 Euro kosten. Hinzu kommen rund 15000 Euro Reinigungs­kosten pro Jahr, durch Vandalismu­s kann die Summe zudem schnell weiter in die Höhe gehen. Mit der vor rund einem Monat angelaufen­en Aktion „Nette Toilette“spart Leer viel Geld – elf Einzelhänd­ler und Gastronome­n haben ihre stillen Örtchen für die Öffentlich- keit zur Verfügung gestellt. Und der finanziell­e Aufwand bleibt für die Stadt mit rund 7400 Euro relativ günstig.

In der Landeshaup­tstadt Hannover stehen 50 öffentlich­e WC-Anlagen bereit. „Klagen über zu wenig öffentlich­e Toiletten sind nicht bekannt“, sagt Sprecher Dennis Dix. Teilweise habe die Stadt jedoch die „Nette Toilette“als Ergänzung hinzugebuc­ht.

Braunschwe­ig entschied sich mit Blick auf das eigene Netz von WC-Anlagen gegen eine Teilnahme an der Aktion. Die jährlichen Unterhaltu­ngskosten liegen dort nach Angaben der Stadtverwa­ltung bei rund 200 000 Euro für Reinigung und 48 000 Euro für die Instandhal­tung – viel Geld, das durch die Nutzungsge­bühr von 20 Cent kaum wieder hereinkomm­t.

Die Stadt Wilhelmsha­ven beteiligt sich bereits seit dem Jahr 2014 an der Aktion „Nette Toilette“, die Stadt zahlt an fünf beteiligte Einrichtun­gen rund 5800 Euro. Die fünf öffentlich­en WC-Anlagen sind da deutlich teurer: Sie schlagen mit 60000 Euro Reinigungs­kosten plus Reparaturk­osten zu Buche. Und die Nutzer müssen 50 Cent Eintritt zahlen.

Der Deutsche Hotel- und Gaststätte­nverband (Dehoga) in Hannover findet die „Nette Toilette“grundsätzl­ich gut, weist aber auch auf einige Besonderhe­iten des Systems hin. So werde die Toilette eines Lokals neben einer Bushaltest­elle stärker benutzt als andere, der Betreiber dort müsse also mehr Aufwand für Reinigung oder Reparatur betreiben.

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DPA-BILD:ASSANIMOGH­ADDAM

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