Nordwest-Zeitung

Dortmund stürmt auch Schalkes Revier

18-jähriger Sancho trifft zum 2:1-Derbysieg des BVB – Borussia nun 22 Punkte vor S04

- VON OLIVER MUCHA

Gortmund ist unbesiegt in dieser Saison. Gegen Werder Bremen kann der BVB die Herbstmeis­terschaft perfekt machen.

GELSENKIRC­HEN – Als Derbyheld Jadon Sancho aus dem Mannschaft­sbus stieg, schossen Raketen in den Himmel. Mit einem beeindruck­enden Feuerwerk bereiteten rund 750 Fans dem Siegtorsch­ützen und seinen Mitspieler­n nach der Rückkehr aus Gelsenkirc­hen einen rauschende­n Empfang. Doch nach einer höchst emotionale­n Woche war die Freude des englischen Jungstars von Borussia Dortmund nicht ungetrübt. „Das Tor ist für meine verstorben­e Großmutter“, sagte der 18-Jährige nach dem 2:1 (1:0)-Erfolg im 175. Ruhrpottkl­assiker beim Erzrivalen Schalke 04.

Sancho war wegen des Todesfalls nach London geflogen und erst am Tag vor dem Derby zurückgeke­hrt. „Er wollte unbedingt spielen“, berichtete Trainer Lucien Favre. Sportdirek­tor Michael Zorc zog „den Hut vor einer Ausnahmele­istung“. Nach seinem bemerkensw­erten Auftritt streifte sich das Supertalen­t das gelbe Siegershir­t über und stürzte sich in die wilde

Kabinenpar­ty. Mit seinem fünften Saisontref­fer (74. Minute) bescherte der Jung-Nationalsp­ieler dem BVB den ersten Sieg auf Schalke seit fünf Jahren und blickte danach gen Himmel. Durch den Erfolg kann der enteilte Bundesliga-Spitzenrei­ter die Herbstmeis­terschaft bereits am Samstag gegen Werder Bremen klarmachen. „Dieser Sieg gibt uns eine Menge Selbstvert­rauen und Kraft für die nächsten Spiele“, sagte Kapitän Marco Reus und gab die Richtung bis Weihnachte­n vor: „Wir wollen ungeschlag­en bleiben.“

Auf Schalke gelang dies trotz kurzer Probleme am Ende souverän. Aus der Kabine dröhnte danach Rockmusik, Reus und Co. tanzten in ihren Shirts mit dem Aufdruck: „Die Nummer eins im Pott sind wir.“Und das eindeutig. 22 Punkte beträgt der Vorsprung auf den kriselnden Vizemeiste­r, der mit 14 Zählern aus 14 Spielen im unteren Tabellendr­ittel feststeckt. Während der Ex-Bremer Thomas Delaney mit seinem Führungstr­effer (7.) schon zum 16. BVB-Torschütze­n in dieser Saison avancierte und damit einen Ligarekord zu diesem Zeitpunkt aufstellte, trifft Schalke nur vom Elfmeterpu­nkt.

„Es fehlt die Durchschla­gskraft“, klagte Trainer Domenico Tedesco: „Wenn du in den letzten drei Spielen nur durch Elfmeter triffst, dann wird es schwierig.“Der zwischenze­itliche Ausgleich durch Daniel Caligiuri (61.) nach Videobewei­s war gegen einen nicht restlos überzeugen­den Tabellenfü­hrer zu wenig.

Schon vor der Pause hatte Tedesco Guido Burgstalle­r und damit seinen „letzten nominellen Stürmer“verletzt auswechsel­n müssen. Drei weitere Angreifer fehlten ohnehin schon. Mit dem defensiven Mittelfeld­spieler Weston McKennie und Linksverte­idiger Hamza Mendyl im Angriff spielten die Gastgeber „einen komischen Fußball“, wunderte sich Reus. Davon ließ sich der BVB nach dominanter Anfangspha­se „ein wenig einschläfe­rn“.

Es zählt aber zu den Qualitäten der Schwarz-Gelben in dieser Saison, dass sie auch in schwierige­n Phasen die Ruhe bewahren und Lösungen finden. „Die Mentalität stimmt. Spiele, die wir im letzten Jahr verloren hätten, gewinnen wir“, sagte Torhüter Roman Bürki. Daran hat auch die Defensive einen großen Anteil. Mit 14 Gegentreff­ern verfügt das Favre-Team über die zweitbeste Abwehr der Liga. Der Lohn: Mit 36 Punkten nach 14 Spielen stehen die Dortmunder so gut da wie seit dem Meisterjah­r 2010/11 (37) nicht mehr.

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DPA-BILD:THISSEN

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