Nordwest-Zeitung

Spionin der Kinder in der Welt der Erwachsene­n

Schriftste­llerin Cornelia Funke feiert 60. Geburtstag – Bücher in 50 Sprachen übersetzt

- VON DORIT KOCH

DER SCHRIFTSTE­LLER Volker Kutscher liest am Dienstag, 15. Januar, in der Kulturetag­e Oldenburg (Bahnhofstr­aße 11) aus seinem neuen Buch: „Marlow. Der siebte Rath-Roman“. Die Lesung beginnt um 20 Uhr. HAMBURG/MALIBU – Ein „Regenhaus“in England – diesen Wunsch möchte sich Schriftste­llerin Cornelia Funke schon bald erfüllen. Nicht erst seit den jüngsten Waldbrände­n in Kalifornie­n, als auch sie von ihrer Farm in Malibu vor den Flammen fliehen musste, träumt die Bestseller­autorin von einem zweiten Wohnsitz neben ihrer USWahlheim­at. „Ich hatte schon länger die Idee, mir auch ein Haus in Cornwall zu suchen“, sagte Funke. Ihr 60. Geburtstag, den sie an diesem Montag feiert, und das Feuer haben dieses Gefühl noch verstärkt. Den Plan für das „Zweit- und Regenhaus“will sie im nächsten Jahr umsetzen.

„England war immer eine große Liebe von mir, ich verCunning­ham“, Erfolgreic­h und Cornelia Funke produktiv:

danke der englischen Kinderlite­ratur so viel, und man kann sagen, meine Weltkarrie­re begann durch meinen englischen Verleger Barry erklärt die Kinder- und Jugendbuch­autorin, die schon lange eine Vorliebe für englischsp­rachige Literatur hat. Cunningham war es, der ihren „Herr der Diebe“2002 als „The Thief Lord“veröffentl­ichte. Kurz darauf wurde das Buch auch in den USA zum Bestseller, wenig später auch „Dragon Rider“(„Drachenrei­ter“). Funkes „Tintenherz“, von Hollywood verfilmt, erschien 2003 unter anderem zeitgleich in Deutschlan­d, Großbritan­nien und den USA.

Mit ihren Worten erschafft die „Spionin der Kinder in der Welt der Erwachsene­n“, als die sie sich versteht, fantastisc­he Welten. Dabei hatte die aus Dorsten stammende Westfälin in Hamburg Pädagogik studiert, auf einem Bauspielpl­atz gearbeitet, sich zur Buchillust­ratorin ausbilden lassen und dann die Geschichte­n anderer bebildert. Viel lieber aber wollte sie Fabelwesen kreieren – und so erschien 1988 ihr Bilderbuch „Die große Drachensuc­he“.

Drachen sind ihre große Leidenscha­ft: „Die Drachensam­mlung in meiner Scheune habe ich noch nie gezählt. Sie ist riesig, aber ich habe angefangen, immer mal wieder ein Exemplar zu verschenke­n.“

Die Scheune gehört zu der Avocadofar­m in Malibu, auf die Funke im vergangene­n Jahr gezogen ist. In den USA lebt sie seit 2005 – damals war sie mit ihrer Familie von Hamburg nach Los Angeles übergesied­elt. Es war jenes Jahr, in dem das „Time“-Magazin sie zu den hundert einflussre­ichsten Menschen der Welt wählte. Aber es war auch jene Zeit, in der ihr Mann – im Jahr nach dem Umzug – nach schwerer Krankheit starb. Ihm widmete sie den Abschluss der „Tintenwelt“-Trilogie: „Tintentod“.

Mehr als 60 Bücher hat Funke verfasst, in über 50 Sprachen wurden ihre Titel nach Angaben des Hamburger Dressler Verlags übersetzt und mehr als 26 Millionen Exemplare weltweit verkauft. Dazu gehören Erfolge wie die Mädchenban­de „Die wilden Hühner“und weniger bekannte wie „Igraine Ohnefurcht“oder „Das Piratensch­wein“. Derzeit arbeitet die Autorin wieder an mehreren Projekten: etwa am vierten Band der „Reckless“-Reihe, mit der sie den Brüdern Grimm ein Denkmal setzte, an „Drachenrei­ter 3“und am nächsten „Tintenherz“-Buch.

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DPA-BILD: DECK

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