Authentizität und Frische laden zum Mitsingen ein
Oratorium „Die Geburt Jesu; in Garnisonkirche aufgeführt – <ertonte Weihnachtsgeschichte
OLDENBURG – Heinrich von Herzogenbergs 1894 in der Thomaskirche in Straßburg uraufgeführtes Oratorium „Die Geburt Jesu“ist ganz bewusst ein Oratorium für den Gemeinde-Gottesdienst, und nicht für den Konzertsaal. Ursprünglich nur mit Orgel und Harmonium instrumentalisiert, setzte Herzogenberg noch ein kleines Streicherensemble und eine Solo-Oboe für die Hirtenmusik im dritten, abschließenden Teil hinzu.
In der Garnisonkirche fand eine emotional ansprechende und gelungene, mit warmem Beifall bedachte Aufführung dieses nicht häufig gespielten, etwa neunzig Minuten langen Werkes statt.
Zwei Chöre
Gleich zu Beginn, nach den einleitenden Orgelakkorden (an der Orgel: Levan Zautashvili), sangen die beiden Chöre, der Chor für geistliche Chormusik Oldenburg und die Braker Kantorei, gemeinsam mit dem Auditorium zwei Choralstrophen auf die Melodie „Vom Himmel hoch, da komm ich her“, begleitet von Orgel, Harmonium (Natalia Gvozdkova) und dem zehnköpfigen Streicherensemble.
Das Oratorium „Die Geburt Christi“ist als Gemeindeereignis gemeint und konzipiert. Gemeinde, Chöre, Streicherensemble und Solisten sind einander zugewandt. Die Gemeinde der Gläubigen (und sonstigen Zuhörer) ist aktiv in das musikalische Geschehen zur Weihnachtsgeschichte einbezogen. Viermal werden von allen in der Kirche Anwesenden Choräle zur Weihnachtszeit gesungen, davon je einmal am Anfang und am Ende der Großkomposition.
Gebhard von Hirschhausen hatte den Braker und den Oldenburger Chor einstudiert und leitete das komplexe Geschehen, das durch eine spätromantische Melodik, die immer wieder an Mendelssohn, Liszt und Wagner anklang, und durch eine anspruchsvolle Mehrchörigkeit auffiel. Wie etwa in Bachs Weihnachtsoratorium auch wird der Fortgang der Weihnachtsgeschichte von einem Tenor erzählt.
Solistensextett
Ein Solistensextett (Tenor und Bass sind jeweils doppelt besetzt) singt in unterschiedlichen Kombinationen, teils auch mit dem Chor. Die Texte, die zumeist dem Alten Testament und der Weihnachtsgeschichte nach dem LukasEvangelium entstammen, werden vom Evangelisten vorgetragen und vom Chor oder von den Solisten vertieft. Dem musikalischen Geschehen wohnte auch und gerade bei dieser verdienstvollen Aktualisierung die Authentizität und Frische einer vertonten Weihnachtsgeschichte inne, die das Gemüt ergreift, für jeden gut verständlich ist und sogar noch zum aktiven Mitsingen animiert.
Nach der erfolgreichen Aufführung in Oldenburgs Garnisonkirche wird das Oratorium mit der gleichen Besetzung auch in der Stadtkirche Brake gesungen.