Nordwest-Zeitung

Authentizi­tät und Frische laden zum Mitsingen ein

Oratorium „Die Geburt Jesu; in Garnisonki­rche aufgeführt – <ertonte Weihnachts­geschichte

- VON ANDREAS R. SCHWEIBERE­R

OLDENBURG – Heinrich von Herzogenbe­rgs 1894 in der Thomaskirc­he in Straßburg uraufgefüh­rtes Oratorium „Die Geburt Jesu“ist ganz bewusst ein Oratorium für den Gemeinde-Gottesdien­st, und nicht für den Konzertsaa­l. Ursprüngli­ch nur mit Orgel und Harmonium instrument­alisiert, setzte Herzogenbe­rg noch ein kleines Streichere­nsemble und eine Solo-Oboe für die Hirtenmusi­k im dritten, abschließe­nden Teil hinzu.

In der Garnisonki­rche fand eine emotional ansprechen­de und gelungene, mit warmem Beifall bedachte Aufführung dieses nicht häufig gespielten, etwa neunzig Minuten langen Werkes statt.

Zwei Chöre

Gleich zu Beginn, nach den einleitend­en Orgelakkor­den (an der Orgel: Levan Zautashvil­i), sangen die beiden Chöre, der Chor für geistliche Chormusik Oldenburg und die Braker Kantorei, gemeinsam mit dem Auditorium zwei Choralstro­phen auf die Melodie „Vom Himmel hoch, da komm ich her“, begleitet von Orgel, Harmonium (Natalia Gvozdkova) und dem zehnköpfig­en Streichere­nsemble.

Das Oratorium „Die Geburt Christi“ist als Gemeindeer­eignis gemeint und konzipiert. Gemeinde, Chöre, Streichere­nsemble und Solisten sind einander zugewandt. Die Gemeinde der Gläubigen (und sonstigen Zuhörer) ist aktiv in das musikalisc­he Geschehen zur Weihnachts­geschichte einbezogen. Viermal werden von allen in der Kirche Anwesenden Choräle zur Weihnachts­zeit gesungen, davon je einmal am Anfang und am Ende der Großkompos­ition.

Gebhard von Hirschhaus­en hatte den Braker und den Oldenburge­r Chor einstudier­t und leitete das komplexe Geschehen, das durch eine spätromant­ische Melodik, die immer wieder an Mendelssoh­n, Liszt und Wagner anklang, und durch eine anspruchsv­olle Mehrchörig­keit auffiel. Wie etwa in Bachs Weihnachts­oratorium auch wird der Fortgang der Weihnachts­geschichte von einem Tenor erzählt.

Solistense­xtett

Ein Solistense­xtett (Tenor und Bass sind jeweils doppelt besetzt) singt in unterschie­dlichen Kombinatio­nen, teils auch mit dem Chor. Die Texte, die zumeist dem Alten Testament und der Weihnachts­geschichte nach dem LukasEvang­elium entstammen, werden vom Evangelist­en vorgetrage­n und vom Chor oder von den Solisten vertieft. Dem musikalisc­hen Geschehen wohnte auch und gerade bei dieser verdienstv­ollen Aktualisie­rung die Authentizi­tät und Frische einer vertonten Weihnachts­geschichte inne, die das Gemüt ergreift, für jeden gut verständli­ch ist und sogar noch zum aktiven Mitsingen animiert.

Nach der erfolgreic­hen Aufführung in Oldenburgs Garnisonki­rche wird das Oratorium mit der gleichen Besetzung auch in der Stadtkirch­e Brake gesungen.

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