Präsident Macron verspricht Steuererleichterungen
Protest der „Gelbwesten9 in :rankreich reißt nicht ab – Teure Zugeständnisse
PARIS – Der sonst so angriffslustige Emmanuel Macron ist angesichts der „Gelbwesten“-Proteste gefährlich in die Defensive geraten. „Ich weiß, dass ich einige von Ihnen mit meinen Bemerkungen verletzt habe“, räumt der französische Staatschef bei seiner Fernsehansprache an die Franzosen am Montagabend in ungewöhnlicher Offenheit ein.
Der 40-Jährige äußert auch Verständnis für die Wut, die sich auf den Straßen des Landes seit Wochen Bahn bricht. Die Gewaltausbrüche bei Protesten mit vielen Verletzten verdammt der sozialliberale Staatschef jedoch als nicht hinnehmbar.
Nach seinem „Mea Culpa“wirbt Macron dafür, gemeinsam einen Weg zu finden, um aus der schweren Krise herauszukommen. Der Staatschef spricht bereits von einem „wirtschaftlichen und sozialen Notstand“.
Macron trat nach langem Schweigen vor die Kameras. Medien nannten den Auftritt die „Stunde der Wahrheit“ oder einem „Drahtseilakt“. Die eskalierte Krise zwang den einstigen Polit-Jungstar, zu handeln – und Bescheidenheit zu zeigen. Denn die Proteste legen das Land teilweise lahm. In Paris und in anderen Städten gab es am vergangenen Wochenende wieder schwere Ausschreitungen und viele Festnahmen.
Der Staatschef, bisher von Mitarbeitern so gerne als „Herr der Uhren“stilisiert, stand unter enormen Druck. Nicht nur die „Gelbwesten“, sondern auch Politiker der Opposition forderten von dem früheren Wirtschaftsminister „starke Maßnahmen“.
Macron kündigt nun in seiner „Rede an die Nation“an, dass Beschäftigte mit dem Mindestlohn Smic 100 Euro im Monat mehr erhalten sollen – schon vom kommenden Jahr an. Beschäftigte sollen auch eine Jahresendprämie erhalten, falls ihre Arbeitgeber dazu in der Lage sind.
Viele bezweifeln aber, dass die Zugeständnisse Macrons und der Mitte-Regierung von Premier Édouard Philippe ausreichen, um den Flächenbrand im Land zu löschen. Denn die im Land geäußerten Forderungen umfassen auch die Wiedereinführung der weitgehend abgeschafften Vermögensteuer für wohlhabende Bürger – und das lehnt Macron ab. Neue Proteste an diesem Samstag sind bereits absehbar.
Die „soziale Wende“dürfte für Frankreich teuer werden. Eigentlich hatten die Franzosen Europa versprochen, die Staatsfinanzen zu sanieren und die Maastrichter Defizitgrenze von drei Prozent der Wirtschaftsleistung dauerhaft einzuhalten.