Nordwest-Zeitung

Ein Fehler

- VON ALEXANDER WILL

Nun ist er also durch – der Migrations­pakt. Maßgeblich vorangetri­eben hat ihn die deutsche Regierung. Dem eigenen Land tat sie damit keinen Gefallen. Zudem gebärdete sie sich einmal mehr als internatio­naler Oberlehrer. Das war unangemess­en und präpotent.

Natürlich ist es sinnvoll, Aspekte der Bevölkerun­gswanderun­g internatio­nal zu regeln. Das betrifft die Pflicht zur Ausstellun­g von Reisedokum­enten oder die Bekämpfung von Schleusern. Nur: Dieses Abkommen geht deutlich darüber hinaus. In Wirklichke­it ist es ein Migrations­förderungs­pakt. Das beginnt bei Grundsätzl­ichem: Wanderungs­bewegungen werden ausschließ­lich positiv betrachtet. Der Pakt blendet Schattense­iten für Aufnahmelä­nder konsequent aus. Kulturelle, ökonomisch­e und Verteilung­skonflikte sind kein Thema. Das Papier wird von einem Grundgedan­ken durchzogen: Wie illegale in legale Einwanderu­ng zu verwandeln wäre.

Praktisch dürfte der Pakt zu einem Zugfaktor nach Europa werden, postuliert er doch Zugriffsre­cht auf die Sozialsyst­eme der Zielländer. Das wird sich herumsprec­hen. Es ist daher auch kein Wunder, dass Quell- und Transitlän­der ihn unterstütz­en. Die einen können geregelt ihren Bevölkerun­gsüberschu­ss loswerden, die anderen Durchleitu­ng beschleuni­gen. Nun wird gesagt, das sei ja alles nicht rechtsverb­indlich. Doch zum einen enthält der Text fast 90 Mal „verpflicht­en“oder „Verpflicht­ung“. Zum anderen entsteht durch solche Abkommen Völkerrech­t. Gerichte werden sich mit Sicherheit darauf beziehen. Auf diese Zusammenhä­nge hat noch am Montag der Rechtsphil­osoph Reinhard Merkel hingewiese­n. Genau das – das Trugbild der Rechtsunve­rbindlichk­eit – veranlasst­e besser beratene Staaten, die Finger von diesem Abkommen zu lassen. Bemerkensw­ert ist, dass Länder dazugehöre­n, die durch Einwanderu­ng und geglückte Assimilati­on von Menschen aus aller Welt zu erfolgreic­hen Gemeinwese­n geworden sind. USA, Australien und Israel gehören hier hin. Dass sie nun ausgerechn­et von Deutschlan­d belehrt und zurechtgew­iesen werden, einem Land, das eine kopflose und gescheiter­te Einwanderu­ngspolitik vorzuweise­n hat, gehört zu den Treppenwit­zen internatio­naler Politik.

@Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany