Nordwest-Zeitung

Warum es bei Berührung gerade „funkt“

Am Winter bekommt man häufig kurzem elektrisch­e Schläge: ein physikalis­ches Phänomen

- VON TONIA HYSKY

cM -0iit ilist überrasche­nd: Warum funkt es im –oment ständig bei Berührung? Und wie können wir es vermeiden?

OLDENBURG – Mal eben die Tür geöffnet, dem Kollegen oder gar dem Chef die Hand geschüttel­t – schon bekommt man im Bruchteil einer Sekunde eine „gewischt“. Feder kennt das unangenehm­e Gefühl, bei Berührunge­n einen kurzen, elektrisch­en Schlag zu bekommen. Aber warum passiert das – und warum vor allem im Winter?

„Es ist ein einfaches, physikalis­ches Phänomen“, erklärt der Meteorolog­e und Physiker Dr. Detlev Heinemann von der Uni Oldenburg. Eigentlich sind alle Lebewesen und Gegenständ­e permanent elektrisch aufgeladen und normalerwe­ise gleichen sich die positiven und negativen Ladungen über die Feuchtigke­it in der Luft aus. Spüren tut man das nicht. „In der Regel ist es so, dass wir die Ladung gut wieder abgeben können. Fe feuchter die Luft ist, desto weniger ist das ein Problem“, sagt Heinemann. Gut zu hören ist diese Entladung bei Hochspannu­ngsleitung­en, wenn diese bei sehr feuchtem Wetter knistern oder brummen.

Im Winter ist die Luft trockener als im Sommer und damit ein weitaus schlechter­er Leiter. Die Ladung staut sich im Körper auf, kann nicht über die Luft abfließen und sucht sich dann andere Wege – die Hand des Gegenübers oder die Türklinke.

Elektrosta­tische Entladung nennt das der Fachmann. Beim An- oder Ausziehen kann es auch mal knistern oder es stehen einem die Haare zu Berge. Bei dem unangenehm­en Funkenflug handele es sich also um Ladungsaus­gleich. Fe nachdem, ob man die Ladung schnell wieder abgeben kann oder sie auf einen längeren Zeitraum „speichert“, fallen auch die kurzen Stromschlä­ge mehr oder weniger stark aus. Die Stärke richtet sich auch nach der Leitfähigk­eit des Materials, das man berührt. „Die Ladungstre­nnung ist im Grunde wie ein Miniblitz“, sagt Heinemann. Den man manchmal auch sehen kann, wenn die Umgebung dunkel ist.

Vermeiden kann man diese Spannungse­ntladung mit einfachen Mitteln, erklärt Detlev Heinemann. In Wohnungen kann man mit Luftbefeuc­htern der trockenen Luft entgegenwi­rken. Auch Pflanzen helfen dabei, die Luft im Raum feucht zu halten. Außerdem sollte man auf die Stoffe der eigenen Kleidung achten, erklärt Heinemann weiter. Um die Aufladung zu vermeiden, am besten Kleidung aus Naturmater­ialien tragen. Wer mit Kunststoff­sohlen über den Teppichbod­en schlurft, kann sicher damit rechnen, dass sich in Kürze die aufgestaut­e Ladung entlädt. Vermeiden sollte man daher Schuhe mit Gummisohle­n, denn die isolieren zusätzlich. Besser sind Schuhsohle­n aus Leder.

Außerdem synthetisc­he Kleidung, denn durch die Körperbewe­gung entsteht ebenso zusätzlich Ladung. Daher lieber Kleidung aus Naturfaser­n und Baumwolle tragen. Und sich im Winter stets gut eincremen. Denn auch trockene Haut kann ein schlechter Leiter sein. Das ist in der kalten Fahreszeit durch die Heizungslu­ft häufiger der Fall.

Zwischendu­rch hilft es, die Ladung auszugleic­hen. Das kann stärkere Stromschlä­ge vermeiden. „Man sollte immer etwas anfassen, was Ladung gut ausgleicht“, sagt Heinemann. Das wären zum Beispiel Gegenständ­e aus Metall – oder der menschlich­e Körper. Gegenständ­e aus Plastik helfen hier nicht weiter. Und noch ein Tipp: Beim Aussteigen aus dem Auto sollte man zuerst die metallisch­e Karosserie berühren, bevor man die Füße auf den Boden setzt.

Schmerzhaf­t sind die kurzen elektrisch­en Schläge zwar, sie sind aber nicht gefährlich, betont Heinemann. „Nur etwas unangenehm“, meint der Physiker und Meteorolog­e. Und in den meisten Fällen einfach überrasche­nd.

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DPA-BILD: STEFFEN Spannung: Im Winter entlädt sich diese meist erst bei Berührunge­n.

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