Nordwest-Zeitung

Iuf Kreuzfahrt spurlos verschwund­en

„Passagier 23“am Donnerstag auf RTL – Roman von Sebastian Fitzek verfilmt

- VON CARSTEN RAVE

Bedreht wurde auf einem echten Kreuzfahrt­schiff – auf welchem will RTL lieber für sich behalten. Die Branche habe sich recht zugeknöpft verhalten, hieß es vom Sender

ME7 – Der Polizeipsy­chologe Martin Schwartz ist ein unglücklic­her Mann. Seine Frau und sein Sohn sind vor fünf Jahren auf einer Kreuzfahrt an Bord der „Sirius“spurlos verschwund­en. Seitdem findet sich kein Lächeln mehr in seinen finster gewordenen Gesichtszü­gen.

NSchwartz (Lucas Gregorowic­z) ist ein gebrochene­r Mann, zumal ihn ewig die Ungewisshe­it plagen wird, was seiner Frau und dem Kind wirklich passiert ist.

Das ist die Ausgangssi­tuation in Sebastian Fitzeks Thriller „Passagier 23“, der sich wie viele seiner Bücher stark verkaufte und somit für die deutsche TV-Industrie interessan­t wurde. RTL verfilmte das Stück und zeigt den Thriller an diesem Donnerstag um 20.15 Uhr. Der Begriff „Passagier 23“steht in der Seefahrt stellvertr­etend für die Fahrgäste, die auf unerklärli­che Weise verschwind­en.

Der Hochseethr­iller ist nicht der erste Fitzek-Stoff, der fürs Fernsehen präpariert wurde. Karfreitag strahlte RTL Fitzeks „Joshua-Profil“aus – die wirre Umsetzung lockte lediglich 2,24 Millionen Zuschauer vor die Bildschirm­e. Vor wenigen Wochen brachte Sat.1 das „Amokspiel“, das auch nur rund zwei Millionen sahen – nun hofft der Autor allerdings auf größere Resonanz.

„Der Film ist dieses Mal viel näher an der Buchvorlag­e drangeblie­ben“, sagte Fitzek der Deutschen Presseagen­tur. Auch habe man sich beim Dreh mehr Zeit gegeben. Produzenti­n Barbara Thielen von der Firma Ziegler Film fügte an, dass bei diesem Film im Gegensatz zum „Joshua-Profil“nicht die Überlegung gegeben habe, vielleicht eine Serie aus dem Buch zu entwickeln – was nicht gerade zur Qualität beigetrage­n habe.

Gedreht wurde auf einem echten Kreuzfahrt­schiff – auf welchem, will RTL lieber für sich behalten, denn die Branche habe sich recht zugeknöpft verhalten, hieß es vom Sender – das Thema ist schließlic­h nicht gerade die beste Werbung für einen schönen Ausflug aufs Wasser. Der Fall des Sängers und Schauspiel­ers Daniel Küblböck, der Anfang September vor der Küste Kanadas von einem Schiff verschwand, haftet auch noch vielen Menschen im Gedächtnis.

Der Polizeipsy­chologe Schwartz hat im Buch wie im Film eigentlich schon mit dem Schicksal seiner Familie abgeschlos­sen, als ihn der Anruf einer Autorin (Judy Winter) erreicht, die an Bord der „Sirius“sitzt und über einem neuen Roman brütet. Sie teilt ihm mit, dass ein kürzlich an Bord verschwund­enes Mädchen wieder aufgetauch­t sei – ausgerechn­et mit dem Teddy von Schwartz’ Sohn in ihrem Arm. Ist das Kind der Schlüssel zur Klärung seines Falls?

Schauspiel­er Gregorowic­z ist dem Publikum vertrauter als deutsch-polnischer Ermittler Adam Raczek im „Polizeiruf 110“aus Brandenbur­g. Der 42-Jährige räumte im RTL-Gespräch ein, dass Kreuzfahrt­en nicht seine Welt sind. „Das ist nichts für mich.“Sein Vater habe als DJ auf so einem Schiff gearbeitet, monatelang sei er weg gewesen. „Mir sind auch die Wassermass­en unheimlich. Und die vielen Menschen.“

Eine Kreuzfahrt vermittle den „Schein eines Abenteuers, einer echten Reise“, sagte er. „In Wahrheit aber ist alles kontrollie­rt und gesteuert. Man kann nachher erzählen, wo man überall war, wirklich gewesen ist man aber nirgends. Außer am Buffet.“

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BILD: TELESCHAU VON hoher See: Szene mit dem Schauspiel­er Lucas Gregorowic­z in dem Film „Passagier 23“

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