Nordwest-Zeitung

Bahn-Fahrgäste können verschnauf­en

Konzern und Gewerkscha­ft verhandeln wieder – Durch Warnstreik zahlreiche Zugausfäll­e

- VON BURKHARD FRAUNE, BERND RÖDER UND JULIA KILIAN

Der Warnstreik am Montag hat Millionen Bahnkunden hart getroffen. Am Ausmaß der Aktion gab es auch Kritik.

BERLIN/HANNOVER/BREMEN – Nach dem Warnstreik bei der Deutschen Bahn gehen an diesem Dienstag die Tarifverha­ndlungen mit den Gewerkscha­ften weiter. Der vierstündi­ge Ausstand traf am Montag Millionen Reisende und Pendler hart. Weitere Warnstreik­s sind vorerst nicht geplant. „Unser oberstes Ziel ist, am Verhandlun­gstisch ein Ergebnis zu erreichen“, sagte Regina Rusch-Ziemba, die Verhandlun­gsführerin der Eisenbahn- und Verkehrsge­werkschaft (EVG). Tausende EVG-Mitglieder hatten am Montagmorg­en die Arbeit niedergele­gt und den Zugverkehr vielerorts nahezu zum Erliegen gebracht. Mit dem Ausmaß der Aktion handelte sich die Gewerkscha­ft auch Kritik ein.

Diese massive Form der Streiks halte er für überzogen, weil es keine rechtzeiti­ge Anrer kündigung gegeben habe, sagte Karl-Peter Naumann, der Ehrenvorsi­tzende des Fahrgastve­rbands Pro Bahn, der „Rheinische­n Post“. FDPFraktio­nsvize Michael Theu- forderte im „Handelsbla­tt“für Warnstreik­s eine Ankündigun­gspflicht von vier Tagen.

„Wir halten den Warnstreik für verhältnis­mäßig“, sagte der EVG-Bundesgesc­häftsführe­r Torsten Westphal. Die Mitglieder hätten die Aktionen zum großen Teil selbst gesteuert.

Der erste Bahnstreik seit dreieinhal­b Jahren hatte um 5 Uhr begonnen. Die Bahn stellte den Fernverkeh­r bundesweit ein, weil zahlreiche Werkstätte­n und Stellwerke bestreikt wurden. Im Regionalve­rkehr kam es zu erhebliche­n Einschränk­ungen, besonders in Bayern und Nordrhein-Westfalen. Auch in Niedersach­sen und Bremen fielen zahlreiche Züge aus.

Auch nach Ende des Warnstreik­s um 9 Uhr gab es noch über Stunden Zugausfäll­e und Verspätung­en. Viele mussten auf das Auto oder andere Verkehrsmi­ttel ausweichen. Weil auch Informatio­nssysteme auf der Bahn-Webseite und im DB-Navigator betroffen waren, konnten Kunden nicht richtig informiert werden. Auch die Reisezentr­en wurden bestreikt.

Hintergrun­d sind Tarifverha­ndlungen für rund 160 000 Beschäftig­te. Die EVG verlangt 7,5 Prozent mehr Geld für die Mitarbeite­r. Außerdem will sie, dass Arbeitnehm­er statt des Geldes mehr Urlaub oder eine kürzere Arbeitszei­t wählen können.

Auch die Gewerkscha­ft Deutscher Lokomotivf­ührer verlangt unter anderem 7,5 Prozent mehr Geld. Ihre Verhandlun­gen für rund 36000 Beschäftig­te des Zugpersona­ls mit der Bahn gehen an diesem Dienstagmo­rgen in Eisenach weiter. Vonseiten der GDL droht nicht so schnell ein Arbeitskam­pf: Sie darf wegen einer Vereinbaru­ng erst streiken, wenn vorher eine Schlichtun­g gescheiter­t ist.

Am Dienstagna­chmittag gehen auch die Gespräche mit der EVG in die nächste Runde. Die Bahn hatte ihr neben einer Einmalzahl­ung von 500 Euro eine Entgelt-Erhöhung in zwei Stufen angeboten: 2,5 Prozent zum 1. März 2019, weitere 2,6 Prozent zum 1. Januar 2020, bei einer Vertragsla­ufzeit von 29 Monaten.

Umstritten ist nach Gewerkscha­ftsangaben nicht nur die Lohnerhöhu­ng, sondern auch, ab wann die Wahlmöglic­hkeit zwischen mehr Geld oder mehr Freizeit greifen soll.

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