Hexenschuss eine Schutzreaktion
WBSZR1I SEA- UIESMIAS Fehl- oder Überbelastungen
Akut auftretende Rückenschmerzen können sehr unangenehm sein. In den meisten Fällen verschwinden die Beschwerden nach einiger Zeit von selbst wieder.
DELMENHORST – Die Folgen ungewohnter körperlicher Belastungen hat wohl jeder schon einmal schmerzhaft erlebt: Insbesondere im unteren Bereich des Rückens ist der Muskelund Sehnenapparat so stark verspannt, dass jede Bewegung zu einer Qual wird. Oft kommt es zu einem sogenannten Hexenschuss, der ansonsten normale Alltagsbewegungen unmöglich macht. Bei sehr starken Beschwerden erleben Betroffene nicht nur einen starken Leidensdruck.
Häufig befürchten sie auch, dass ein Bandscheibenvorfall oder ein anderer behandlungsbedürftiger Rückenschaden für die Schmerzen verantwortlich ist, berichtet Dr. Dirk Meyer, Chefarzt des Departements für Wirbelsäulenchirurgie und spinale Neurochirurgie im St.-JosefHospital Delmenhorst: „In den meisten Fällen handelt es sich um einen unspezifischen Rückenschmerz, der in der Regel harmlos ist und nicht durch eine schwerwiegende krankhafte Schädigung ausgelöst wird.“Immer wieder oder permanent auftretende Rückenschmerzen zählen in Deutschland zu den großen Volkskrankheiten. Aktuelle Zahlen zeigen, dass deshalb bundesweit drei bis vier Millionen Menschen pro Jahr einen Arzt aufsuchen.
Lebensstil hinterfragen
Die Ursachen der Beschwerden lassen sich nach einem Blick auf die zurückliegenden körperlichen Aktivitäten oftmals leicht als Folgen einer Fehl- oder Überbelastung aufklären. Die Schmerzreaktion des Körpers ist dann die Folge eines ganz normalen Schutzmechanismus und hat – anders als bei einem spezifischen Rückenschmerz – zunächst nichts mit einer behandlungsbedürftigen Schädigung zu tun. Erworbene Faktoren wie Bewegungsarmut, Übergewicht und negativer Stress können zusätzlich dazu beitragen, dass die Rückenschmerzen immer wieder auftreten und irgendwann auch chronisch werden.
Menschen mit chronischen Rückenschmerzen sollten als erstes ihren Lebensstil hinterfragen, so Dr. Meyer: „Wer zum Beispiel jeden Tag stundenlang in der gleichen Position vor dem Computer sitzt, und sich auch sonst nur wenig bewegt, muss sich nicht über Muskelverspannungen und entsprechende Schmerzen wundern.“Für ein Leben ohne Rückenschmerzen müssen viele Betroffene neben ihrem Bewegungsverhalten auch ihr persönliches Lebensumfeld auf den Prüfstand stellen und erkannte Störfaktoren möglichst abstellen.
Ein akut entstandener unspezifischer Rückenschmerz ist kein Grund zur Sorge. Wenn die Beschwerden sehr stark sind, kann es empfehlenswert sein, zunächst für einige Tage ein gut verträgliches Schmerzmittel zur Linderung der Beschwerden einzunehmen. Meistens stellt sich dann schon nach wenigen Tagen eine deutliche Besserung ein. Wichtig ist, sich trotz der Schmerzen so gut es geht zu bewegen, betont Dr. Meyer: „Schonung auf dem Sofa ist keine gute Lösung.“
Physiotherapie sinnvoll
Auch nach der Besserung sei ein regelmäßiges, auf die individuellen Bedürfnisse und Möglichkeiten abgestimmtes Bewegungsprogramm im wahrsten Sinne des Wortes die beste Medizin. Als präventive Maßnahme könne zudem eine ärztlich eingeleitete Physiotherapie sinnvoll sein. Entscheidend sei aber letztlich, ob der Patient bereit ist, selbst mehr für einen besser trainierten und damit schmerzfreien Rücken zu tun.
Bei einem Arztbesuch wird nach einem Anamnese-Gespräch und einer kurzen körperlichen Untersuchung zumeist schnell klar, ob der Patient unter einem unspezifischen oder einem spezifischen Rückenschmerz leidet, der durch eine weiter abklärungsbedürftige Schädigung der Wirbelsäule ausgelöst wird.
Der Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall ist immer dann gegeben, wenn der Schmerz vom Rücken aus in das Gesäß und in die Beine ausstrahlt. Bei den meisten Patienten ist aber auch dann zunächst keine aufwendige Diagnostik mit einer MRTUntersuchung oder anderen bildgebenden Verfahren erforderlich, berichtet Meyer: „Ein Bandscheibenvorfall manifestiert sich fast immer mit sehr eindeutigen Symptomen. Der Arzt kann nach der Erhebung der Anamnese und der Untersuchung meistens den Grund für die Probleme erkennen und eine entsprechende Therapie einleiten.“