Nordwest-Zeitung

In den Sumpf

- VON ALEXANDER WILL

D er französisc­he Präsident beugt sich der Straße. Emmanuel Macron reagiert auf die Gelbwesten mit einem Paket, das aus Widersprüc­hen besteht. Es wird weder schnell den Protest dämpfen noch das Land erfolgreic­her und flexibler machen. Im Gegenteil: Macrons fahrige Großzügigk­eit verstärkt das französisc­he Syndrom und türmt neue Kosten auf, die auf Europa insgesamt abgeladen werden.

Natürlich liegt Macron richtig, wenn seine Regierung Steuern senkt. Das kurbelt die Privatwirt­schaft an, lockert die Versteiner­ung des Landes. Nur: Steuersenk­ungen müssen gegenfinan­ziert werden – nämlich durch Kürzungen von Ausgaben. Ansonsten stellt man ungedeckte Schecks aus. Genau das tut Macron. Er will durch Abgabensen­kungen stimuliere­n und beruhigen, gleichzeit­ig aber Wohltaten erhalten und ausbauen. Das funktionie­rt nicht – oder nur, wenn ein Dritter zahlt. Fast zehn Milliarden Euro soll der MacronPlan kosten. Das wird das französisc­he Defizit weiter antreiben. Zum anderen wird der ungedeckte Scheck wohl postwenden­d an die Europäisch­e Zentralban­k gehen, damit die Druckerpre­sse in Gang kommt. Zufällig hat am Dienstag der Europäisch­e Gerichtsho­f deren Anleihen-Aufkaufpro­gramm für rechtens erklärt und damit grünes Licht für Staatsfina­nzierung durch die EZB-Hintertür gegeben. Der Euro-Bürger zahlt das durch die Entwertung seiner Ersparniss­e. Macron ist ein Getriebene­r. Er stößt sein Land tiefer in den Sumpf, aus dem er es befreien wollte – und zieht andere mit.

@Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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