Nordwest-Zeitung

Geldpoliti­k nichts für die Gerichte

- VON MARKUS SIEVERS, BÜRO BERLIN

Interview mit Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, über das aktuelle Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­fs.

FRAGE: Der Europäisch­e Gerichtsho­f hat erneut eine K a e

e en die An eihekäufe der Europäisch­en Zentra bank ab

ewiesen. Trä t das zur Beruhi un der La e in der Währun sunion bei?

HÜTHER: Persönlich habe ich das Risiko nicht für groß eingeschät­zt, dass der EuGH hier zu einem anderen Ergebnis kommen könnte. Aus meiner Sicht ist es fast schon fatal, dass die Gerichte über die Geldpoliti­k befinden sollen. FRAGE: Die K ä er werfen der EZB vor, die Staatsvers­chu dun von Krisen ändern zu finanziere­n. Kann das jetzt einfach so weiter ehen? HÜTHER: Die EZB hat Geldpoliti­k betrieben, was ihr Auftrag ist. Sie hat ein Inflations­ziel, das nicht erreicht worden ist. Nun könnte man die EZB auffordern, ihr Inflations­ziel anzupassen und eine geringere Teuerung anzustrebe­n. Das wäre aber so, als ob man den Bundesfina­nzminister zur Änderung der Schuldenbr­emse aufrufen würde, wenn er die Defizitgre­nze nicht einhalten kann. Die Anleihekäu­fe haben wie alle geldpoliti­schen Maßnahmen Nebenwirku­ngen. Aber die EZB hat nicht beabsichti­gt, Staatsdefi­zite zu finanziere­n. Jetzt mit der wirtschaft­lichen Erholung laufen die Anleihekäu­fe ja ohnehin aus. Und wir werden im nächsten Jahr erste Zinsschrit­te nach oben sehen. FRAGE: Zudem hat Europa noch den Brexit vor der Brust. So ten die Bundesre ierun und die EU der britischen ,inisterprä­sidentin ,ay he fen, das Abkommen durch das Unterhaus zu brin en? HÜTHER: Die Kritiker in Großbritan­nien haben Erwartunge­n, die die EU nicht erfüllen kann. Die Debatte im Vereinigte­n Königreich hat teilweise schon pathologis­che Züge. Sicherlich kann die EU mit einer politische­n Erklärung noch ein wenig helfen. Aber das Verhandlun­gspaket wird man nicht mehr aufschnüre­n können.

FRAGE: Die Gefahr, dass es zu einem harten Brexit kommt, stei t durch den Widerstand in London e en das Verhandun ser ebnis mit der EU. Was w/rde das f/r die Wirtschaft bedeuten?

HÜTHER: Die Hauptlast müsste die britische Wirtschaft tragen. Auf dem Kontinent würde das Wachstum ebenfalls beeinträch­tigt, aber in geringerem Ausmaß. Auch für Deutschlan­d wären die Folgen wegen der sehr intensiven Handelsver­flechtung negativ. Dies gilt besonders für die Autoindust­rie. Wenn die Handelsket­ten durch einen harten Brexit gestört werden, dauert es einige Zeit, bis die Unternehme­n darauf durch Standortve­rlagerunge­n reagieren können.

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DPA-BILD: KAISER

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