Nordwest-Zeitung

„Auf Instinkte angewiesen“

- VON CHRISTIAN SCHWARZ

Rebecca Alrutz <=0> arbeitet seit 201= im Europäisch­en ;arlament und besuchte 5on 1990 bis 199? die Oldenburge­r Liebfrauen­schule.

FRAGE: Zo aren Sie, als die Schüsse in Straßbur fielen? ALRUTZ: Ich war mit einigen Kollegen auf dem Rückweg vom Weihnachts­markt zu meinem Hotel, offensicht­lich nur wenige Meter vom Tatort entfernt. Als ich gerade Fotos von der Dekoration des Place Kléber und der Galeries Lafayettes machte, kamen mir Polizisten entgegen. Sie riefen: „Dies ist keine Übung!“und sagten, wir sollten den Platz verlassen.

FRAGE: Die Schüsse haben Sie aber nicht ehört?

ALRUTZ: Kurz danach sah ich eine Polizisten­gruppe mit Schilden und Schlagstöc­ken losrennen. Es gab ein lautes Knallen, und umstehende Leute schauten auch dorthin, aber keiner rührte sich. Ich bin mir nicht sicher, ob das auch Schüsse des Attentäter­s waren, aber ich entschied mich, schnellste­ns weiter den Heimweg anzutreten. FRAGE: Wie haben die Sicherheit­sbehörden rea iert? ALRUTZ: Anfangs waren noch viele Menschen unterwegs, machten Fotos und genossen den bisher ruhigen Abend in der Innenstadt. Die Sicherheit­skräfte waren den ganzen Tag unterwegs, waren also auch nicht auffallend vermehrt dort. Die Straßen wurden nicht geräumt, und viele Leute liefen ahnungslos herum. Ich war mir auch keiner Gefahr bewusst, bis ich die Barrikaden am Rande der Innenstadt sah. Die Zuwege zu meinem Hotel waren gesperrt bis tief in die Nacht, sodass ich bei einer Kollegin übernachte­n musste, die ich in einem Restaurant in der Nähe zufällig getroffen hatte. FRAGE: Und wie war die Stimmun unter den Straßbur

ern?

ALRUTZ: Die Menschen in meiner Umgebung waren eher relaxt, erstaunlic­herweise. Ich habe ja schon Brüssel an einem solch ähnlichen Tag erlebt, dort war ich im März 2016 in einer Metro kurz hinter der, die angegriffe­n wurde – und da war wesentlich mehr Panik. Die Franzosen sind generell in hoher Alarmberei­tschaft und reagierten wohl sehr schnell auf den Angreifer, allerdings wurden die Bürger in der Innenstadt erst später beachtet und schließlic­h über soziale Medien informiert, sich Schutz in Restaurant­s und Geschäften zu suchen. FRAGE: Fühlen Sie sich in Straßbur jet!t unsicher? ALRUTZ: Ich fühle mich nicht unsicherer als vorher, obwohl der Täter weiterhin noch auf freiem Fuß ist. Durch meine Arbeit war ich schon in gefährlich­en Ländern wie Nigeria, El Salvador usw. und habe Spezialtra­inings absolviert. Aber am Ende ist man doch auf seine Instinkte angewiesen und sollte den Sicherheit­sbeamten Folge leisten.

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BILD: ALRUTZ

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