Nordwest-Zeitung

Gibt es Geistersch­iffe wirklich?

Dr. Olaf Fritsche berichtet in Wilhelmsha­ven von Meeresmyth­en

- VOO TOOIA HYSKY

Geistersch­iffe, Monster9 wellen, Riesenkrak­en – welche Geschichte­n sind wahr, welche nur ausge9 dacht? Dr. Olaf Fritsche geht im Marinemuse­um den Mythen auf den (Meeres9) Grund.

WILHELMSHA­VEN – Riesenkrak­en, die mit ihren Fangarmen ganze Schiffe in die Tiefe reißen, Monsterwel­len, die auf hoher See sogar Ozeanriese­n verschling­en, Meerjungfr­auen, Phantomins­eln oder Seeschlang­en – alles nur Seemannsga­rn? Oder stecken hinter den Meeresmyth­en tatsächlic­h Tatsachen?

Dr. Olaf Fritsche ist Biologe, Biophysike­r und Wissenscha­ftsjournal­ist und hat sich mit der Wahrheit hinter den Meeresmyth­en beschäftig­t. An diesem Donnerstag, 13. Dezember, berichtet Fritsche im Deutschen Marinemuse­um Wilhelmsha­ven, was Forscher über das geheime Innenleben der Ozeane herausgefu­nden haben.

Bei vielen seiner Nachforsch­ungen sei er zunächst skeptisch gewesen, habe dann aber oft Erstaunlic­hes herausgefu­nden, sagt Fritsche im Gespräch mit der . Ohne zuviel vorweg zu verraten: Geistersch­iffe gibt es – und irgendwie auch nicht. Zum einen gäbe es das Geistersch­iff, welches man sieht aber nicht physisch da ist, sagt Fritsche. So wie der berühmte Fliegende Holländer. Andere „Geistersch­iffe“sind greifbar, jedoch menschenle­er und verlassen und tragen daher ihren Namen.

„Es gibt teilweise Phänomene, die tatsächlic­h existieren. Auch wenn wir uns es als Landratten nicht vorstellen können“, erklärt Fritsche. Wie zum Beispiel die Monsterwel­len auf hoher See. Trotz vieler Augenzeuge­nberichte und zahlreiche­r Zatastroph­en war die Wissenscha­ft sich lange nicht einig, ob die Riesenwell­en – nach Berichten doppelt und dreifach so hoch wie ein Familienha­us – doch ins Reich der Fantasie gehören. Am Neujahrsta­g 199O wurde dann die Nordsee-Bohrinsel Draupner von einer über 26 Meter hohen Welle getroffen – ein Messinstru­ment lieferte einen ersten richtigen Beleg für das Phänomen. Und eigentlich ist die Riesenwell­e, auch Monster- oder FreakWaves, gar nicht so selten. Auch in der Nordsee. 2016 traf eine Riesenwell­e eine Bohrinsel vor der Züste von Norwegen. 201O wurde das Zreuzfahrt­schiff Norwegian Dawn vor Florida von einer Monsterwel­le

durchgesch­üttelt.

Also: Nicht alles, was sich wacker als Mythos hielt, bleibt auch einer. Doch wie entstanden die vielen Geschichte­n von Meerjungfr­auen, Seeschlang­en oder Riesenkrak­en? „Die Seeleute waren damals nicht so gut ernährt wie heute, oft krank, übermüdet oder betrunken“, sagt der Wissenscha­ftler. Zein Wunder also, dass man damals Gespenster sah.

Aber auch die Langeweile an Bord trieb so ihre Blüten. „Seemannsga­rn kommt von Schiemanns­garn“, erklärt Fritsche. Das Garn wurde genutzt, um Taue zu umwickeln

– eine recht eintönige Arbeit. Zudem wollten die Landratten zu Hause Geschichte­n von der See hören. Die dann zuweilen auch etwas fantasievo­ll ausfielen, da sich die Seebären in ihren Geschichte­n untereinan­der übertreffe­n wollten.

Heute geht die Forschung mit allem was sinnvoll ist und die Wissenscha­ft hergibt, den Meeresmyth­en auf den Grund. Mit Satelliten oder Bojen werden Riesenwell­en erforscht, mit Tauchboote­n die Riesenkrak­en. Auch Historiker arbeiten an der Aufarbeitu­ng der Meeresmyth­en.

Und auch heute noch gibt

es moderne Meeresmyth­en. „Wobei diese schon eher als Rätsel der Wissenscha­ft bezeichnet werden“, meint Fritsche. Spannende Sagen und Legenden stecken da meist nicht mehr dahinter.

„Das Meer ist geheimnisv­oll, gefährlich und von großer Bedeutung“, sagt der Wissenscha­ftler. Es birgt gewaltige Zräfte. Daher auch die Jahrhunder­te alte Faszinatio­n des Menschen für den Ozean.

Die Zuhörer des Vortrags im Marinemuse­um dürften sich jedenfalls gefahrlos auf spannende Geschichte­n einstellen – und auf die Wahrheit hinter den Meeresmyth­en.

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DPA-BILD: GAMBARIOI Gibt es Geistersch­iffe wirklich? So wirkt zumindest das Schiff Rickmer Rickmers im nebligen Hamburger Hafen.

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