Matthias Brandt tritt als Kommissar ab
Letzter Einsatz als Hanns von Meuffels an diesem Sonntag in „Polizeiruf 110“
Der Kommissar muss den Mord an einer Sozialpädagogin aufklären. In Verdacht gerät der Ex-Mann des Opfers.
MÜNCHEN – Als Hanns von Meuffels die folgenschwere Entscheidung trifft – folgenschwer für sich selbst und folgenschwer für die „Polizeiruf 110“-Reihe – da läuft in seinem Auto eine CD mit dem Titel „Melancholia. Drei Jahrhunderte trauriger Musik“.
Es ist der traurige Soundtrack für den letzten Auftritt von Schauspieler Matthias Brandt (57) als SonntagsKommissar in der ARD. Dieser Soundtrack, diese Melancholie bestimmt seine 15. und letzte Episode an diesem Sonntag um 20.15 Uhr, die „Tatorte“heißt – ein kleiner Seitenhieb auf die größere Konkurrenz am ARD-Sonntagabend.
Bei all dem Abschiedsschmerz gerät von Meuffels’ letzter Fall beinahe zu einer Nebensache – obwohl der es durchaus in sich hat. Der Kommissar muss den Mord an einer Sozialpädagogin aufklären, die vor den Augen ihrer siebenjährigen Tochter erschossen wurde.
Am Tatort werden verwaschene Porno-Fotos gefunden, schnell fällt der Verdacht auf den Ex-Mann des Opfers. Schließlich lieferte sich das Ex-Paar einen erbitterten Sorgerechtsstreit. Alles scheint auf den Ex hinzudeuten, doch von Meuffels – den die Ermittlungen auch in einen Swingerclub führen – glaubt nicht an zu offensichtliche Lösungen.
Das Problem: Von Meuffels ist nicht richtig bei der Sache. Herzschmerz! Seine Kollegin Constanze (Barbara Auer) hat ihn und München verlassen und unterrichtet NachwuchsPolizisten an der LKA-Schule in Nürnberg. Für ihre Unterrichtsstunden denkt sie sich Übungs-Tatorte aus.
Die Frau an von Meuffels’ Seite in München ist stattdessen seine neue Assistentin Nadja (Maryam Zaree) – jung, engagiert und euphorisch, weil sie mit dem großen Kommissar zusammenarbeiten darf. Doch der macht es ihr alles andere als leicht, ist überheblich, hat Wutanfälle und lässt sie mit ihren frisch erlernten Ermittlungsmethoden immer wieder auflaufen. Dass sie sich mit den Kollegen anfreundet, gefällt dem Einzelgänger von Meuffels auch nicht. Dabei ist es schließlich Nadja, die den Fall löst. Das hochdramatische Ende besiegelt auch das Ende der Meuffelschen Polizeikarriere.
Trotzdem ist der Fall in diesem letzten Brandt-„Polizeiruf“eigentlich nur die Kulisse für ein großes Abschiedsspektakel. Regisseur und Drehbuchautor Christian Petzold zelebriert Brandts Akt regelrecht mit immer wieder kleinen Anspielungen. Aber schließlich geht auch eine kleine Fernseh-Ära zu Ende.
Ob von Meuffels den Abschied bekommen hat, den er verdient?
„Da habe ich mir – ehrlich gesagt – keine Gedanken drüber gemacht“, sagt Brandt im Interview. „Ich bin nach dem letzten Drehtag und der letzten Szene frohen Herzens vom Set gegangen und habe das Gefühl, dass es so schon richtig war.“