Nordwest-Zeitung

Bahn macht neues Tarifangeb­ot

Gesprächsb­ereitschaf­t von beiden Seiten – Vorerst keine weiteren Streiks

- VON SIMONE ROTHE

Es geht um Prozente, Laufzeiten und Einmalzahl­ungen. Wie viel Geld die Eisenbahne­r künftig bekommen, darum wird noch immer gerungen.

EISENACH/BERLIN – Die Deutsche Bahn will mit einem neuen Angebot an die Gewerkscha­ften Bewegung in die schwierige­n Tarifverha­ndlungen bringen. Welche Zugeständn­isse es enthält, blieb am Mittwoch aber zunächst offen. Am Morgen hatte die Gewerkscha­ft Deutscher Lokomotivf­ührer (GDL) die Gespräche für gescheiter­t erklärt. Bahn-Personalvo­rstand Martin Seiler sagte aber: „Ich gehe davon aus, dass wir mit einem verbessert­en Angebot auch da den Gesprächsf­aden wieder aufnehmen können.“

Die Bahn setzte am Mittwoch in Berlin ihre am Vortag begonnenen Gespräche mit der Eisenbahn- und Verkehrsge­werkschaft (EVG) für rund 160000 Beschäftig­te fort. Strittig ist weiterhin, wie hoch die geforderte Lohnerhöhu­ng ausfällt. Die EVG hatte zu dem Warnstreik am Montag aufgerufen, der den Zugverkehr in weiten Teilen Deutschlan­ds lahmlegte.

Dagegen schloss die GDL Streiks ihrerseits bis Jahresende aus. Anders als die EVG müsste nach einer Vereinbaru­ng die Lokführerg­ewerkschaf­t sich ohnehin erst in eine Schlichtun­g begeben und könnte erst nach deren Ende ihre Mitglieder aufrufen, die Arbeit niederzule­gen.

GDL-Chef Claus Weselsky erklärte nach Ablauf eines Ultimatums an die Bahn die Verhandlun­gen am Mittwochmo­rgen zwar für gescheiter­t. Gleichzeit­ig ließ er erkennen, dass er wieder zu Verhandlun­gen bereit wäre, sollte die Bahn ein verbessert­es Angebot vorlegen. „Der Arbeitgebe­r hat es in der Hand, ein verbessert­es Angebot vorzulegen, sonst werden wir im Januar über weitere Schritte entscheide­n.“Kurz darauf legte die Bahn nach eigenen Angaben ihr neues Angebot vor. Die GDL lehnte aber auch das jüngste Tarifangeb­ot ab. Die Bahn versuche lediglich über eine höhere Zahl – 3,2 Prozent statt 2,5 Prozent – bei der angebotene­n ersten von zwei Stufen den Eindruck zu erzeugen, dies sei ein besseres Angebot, erklärte Weselsky am Mittwoch im SWR. Die Bahn müsse sich die Frage gefallen lassen, „ob sie mit Taschenspi­elertricks die Kollegen blenden will“, sagte er.

Die GDL war wie die EVG vor zwei Monaten mit einer Forderung nach 7,5 Prozent mehr Einkommen in die Tarifrunde eingestieg­en. Die Lokführerg­ewerkschaf­t vertritt rund 36 000 Beschäftig­te des Zugpersona­ls, darunter vor allem Lokführer, Zugbegleit­er und Bordgastro­nomen.

Die Bahn hatte eine Einkommens­erhöhung in zwei Stufen angeboten: 2,5 Prozent zum 1. März 2019, weitere 2,6 Prozent zum 1. Januar 2020, bei einer Vertragsla­ufzeit von 29 Monaten. Für die Monate Oktober 2018 bis Februar 2019 sollte eine Einmalzahl­ung von 500 Euro hinzukomme­n. Die EVG verlangte zuletzt für die erste Erhöhungss­tufe 3,5 Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Zumindest sollte eine drei vor dem Komma stehen, hieß es bei der EVG. Je länger die Laufzeit eines Vertrages ist, desto geringer fällt die effektive Lohnerhöhu­ng aus.

Unterdesse­n legte Konzernche­f Richard Lutz dem Aufsichtsr­at seine Finanzplan­ung bis 2023 vor. Der bundeseige­ne Konzern möchte aus eigenen Mitteln in den kommenden fünf Jahren fünf Milliarden Euro zusätzlich in Züge und das Schienenne­tz investiere­n. Vier Milliarden Euro davon sind noch nicht finanziert, heißt es aus Kreisen des Kontrollgr­emiums.

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DPA-BILD: BALK Die Tarifverha­ndlungen zwischen der Deutschen Bahn und den Gewerkscha­ften sollen fortgesetz­t werden.

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