Bahn macht neues Tarifangebot
Gesprächsbereitschaft von beiden Seiten – Vorerst keine weiteren Streiks
Es geht um Prozente, Laufzeiten und Einmalzahlungen. Wie viel Geld die Eisenbahner künftig bekommen, darum wird noch immer gerungen.
EISENACH/BERLIN – Die Deutsche Bahn will mit einem neuen Angebot an die Gewerkschaften Bewegung in die schwierigen Tarifverhandlungen bringen. Welche Zugeständnisse es enthält, blieb am Mittwoch aber zunächst offen. Am Morgen hatte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) die Gespräche für gescheitert erklärt. Bahn-Personalvorstand Martin Seiler sagte aber: „Ich gehe davon aus, dass wir mit einem verbesserten Angebot auch da den Gesprächsfaden wieder aufnehmen können.“
Die Bahn setzte am Mittwoch in Berlin ihre am Vortag begonnenen Gespräche mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) für rund 160000 Beschäftigte fort. Strittig ist weiterhin, wie hoch die geforderte Lohnerhöhung ausfällt. Die EVG hatte zu dem Warnstreik am Montag aufgerufen, der den Zugverkehr in weiten Teilen Deutschlands lahmlegte.
Dagegen schloss die GDL Streiks ihrerseits bis Jahresende aus. Anders als die EVG müsste nach einer Vereinbarung die Lokführergewerkschaft sich ohnehin erst in eine Schlichtung begeben und könnte erst nach deren Ende ihre Mitglieder aufrufen, die Arbeit niederzulegen.
GDL-Chef Claus Weselsky erklärte nach Ablauf eines Ultimatums an die Bahn die Verhandlungen am Mittwochmorgen zwar für gescheitert. Gleichzeitig ließ er erkennen, dass er wieder zu Verhandlungen bereit wäre, sollte die Bahn ein verbessertes Angebot vorlegen. „Der Arbeitgeber hat es in der Hand, ein verbessertes Angebot vorzulegen, sonst werden wir im Januar über weitere Schritte entscheiden.“Kurz darauf legte die Bahn nach eigenen Angaben ihr neues Angebot vor. Die GDL lehnte aber auch das jüngste Tarifangebot ab. Die Bahn versuche lediglich über eine höhere Zahl – 3,2 Prozent statt 2,5 Prozent – bei der angebotenen ersten von zwei Stufen den Eindruck zu erzeugen, dies sei ein besseres Angebot, erklärte Weselsky am Mittwoch im SWR. Die Bahn müsse sich die Frage gefallen lassen, „ob sie mit Taschenspielertricks die Kollegen blenden will“, sagte er.
Die GDL war wie die EVG vor zwei Monaten mit einer Forderung nach 7,5 Prozent mehr Einkommen in die Tarifrunde eingestiegen. Die Lokführergewerkschaft vertritt rund 36 000 Beschäftigte des Zugpersonals, darunter vor allem Lokführer, Zugbegleiter und Bordgastronomen.
Die Bahn hatte eine Einkommenserhöhung in zwei Stufen angeboten: 2,5 Prozent zum 1. März 2019, weitere 2,6 Prozent zum 1. Januar 2020, bei einer Vertragslaufzeit von 29 Monaten. Für die Monate Oktober 2018 bis Februar 2019 sollte eine Einmalzahlung von 500 Euro hinzukommen. Die EVG verlangte zuletzt für die erste Erhöhungsstufe 3,5 Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Zumindest sollte eine drei vor dem Komma stehen, hieß es bei der EVG. Je länger die Laufzeit eines Vertrages ist, desto geringer fällt die effektive Lohnerhöhung aus.
Unterdessen legte Konzernchef Richard Lutz dem Aufsichtsrat seine Finanzplanung bis 2023 vor. Der bundeseigene Konzern möchte aus eigenen Mitteln in den kommenden fünf Jahren fünf Milliarden Euro zusätzlich in Züge und das Schienennetz investieren. Vier Milliarden Euro davon sind noch nicht finanziert, heißt es aus Kreisen des Kontrollgremiums.