Nordwest-Zeitung

Deutschunt­erricht startet im Kindergart­en

Förderung ab sofort Pflicht – Land überweist eine Million Euro – Träger: Forderung überfallar­tig

- VO8 CHRISTOPH KIEFER

Auf die Kindergärt­en kommt eine neue Aufgabe zu. Im Jahr vor der Einschulun­g sollen alle Kinder Deutsch sprechen lernen. Die Kindergärt­en warnen: Das wird mit den zur Verfügung stehenende­n Mitteln knapp.

OLDENBURG – Gute Sprachfähi­gkeiten sind der Schlüssel für eine erfolgreic­he Ausbildung und soziale Integratio­n – darüber sind sich alle Beteiligte­n einig. Deshalb stößt das geänderte Kindertage­sgesetz grundsätzl­ich auf Akzeptanz.

Ob die Mittel, die das Land den Kindergärt­en an die Hand gibt, für die neue Aufgabe Sprachförd­erung ausreichen? Das ist aus Sicht der Kindergärt­en zumindest fraglich.

Im Jugendhilf­eausschuss sparte Germaid Eilers-Dörfler (SPD) am Dienstag nicht mit Kritik. „Ich frage mich, wie die Kindergärt­nerinnen in der zur Verfügung stehenden Zeit die entspreche­nden Fähigkeite­n erwerben sollen“, sagte die langjährig­e Kita-Leiterin. Christine Wolff (Grüne) zweifelte an, dass die Mittel und die Zeit ausreichen, um die Kinder sprachlich zu fördern.

Erfahrunge­n sammeln

Mit Beginn des Kindergart­enjahres hat das Land das Kindergart­engesetz geändert. Ab sofort ist Sprachförd­erung nicht mehr Sache von Grundschul­lehrern, sondern der Kindergärt­en. Im Jahr vor der Einschulun­g sollen die Kindergärt­en die Sprachkomp­etenz feststelle­n und bei Bedarf einen Förderplan erstellen. In diesem Fall sind auch Elterngesp­räche Pflicht.

32 Millionen Euro stellt das Land den Kommunen bereit; den Kindergärt­en in Oldenburg steht davon gut eine Million Euro zur Verfügung. 85 Prozent des Geldes fließt in Personal. 15 Prozent gehen in

eine Koordinier­ungsstelle, die im Fachdienst Kindergart­enbetreuun­g angesiedel­t ist. Sie bietet Beratung an.

Der Leiter des Amtes für Jugend und Familie, Frank Lammerding, empfahl, Erfahrunge­n mit der neuen Aufgabe

zu sammeln. „Ich bitte um einen Ausschussb­eschluss, um die Landesmitt­el beantragen zu können.“

Ob das Geld tatsächlic­h nicht ausreiche und welche Erfahrunge­n die Kindergärt­nerinnen mit der Aufgabe machten, sollte in einiger Zeit ermittelt werden. Lammerding räumt ein, dass der Start wohl holprig verlaufen werde. Bislang sind weder Kindergärt­nerinnen geschult, noch gibt es Konzepte, wie die einzelnen Vorgaben zur Sprachförd­erung erfüllt werden können. Stadt und Vertreter der Kita-Träger arbeiteten seit 2011 in einem gemeinsame­n Steuerungs­gruppe am Thema Sprachförd­erung, heißt es in der Vorlage der Verwaltung.

Eltje Jahnke vom Kindertage­sstättenun­d Beratungsv­erband KIB äußerte „gemischte Gefühle“. Zwar hielten KitaTräger es für richtig, Sprachförd­erung im Vorschulbe­reich anzubieten. Aber es fehlten Zeit und Konzepte. Dezernenti­n Dagmar Sachse räumte ein, die Aufgabe werde „etwas hopplahopp“auf Kitas verlagert. „Wir bekommen aber viel Geld und können die Stunden ausweiten. Ob das reicht, sollten wir abwarten.“

Der Jugendhilf­eausschuss folgte einstimmig diesem Wunsch. Danach nehmen in Oldenburg Krippen und Kindertage­sstätten den gesetzlich­en Bildungsau­ftrag zur Sprachbild­ung und -förderung ab 2018/2019 an.

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BILD: WALTRAUD GRUBITZSCH/DPA Sprachförd­erung im Kindergart­en: Die Aufgaben werden vielschich­tiger. |

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