Deutschunterricht startet im Kindergarten
Förderung ab sofort Pflicht – Land überweist eine Million Euro – Träger: Forderung überfallartig
Auf die Kindergärten kommt eine neue Aufgabe zu. Im Jahr vor der Einschulung sollen alle Kinder Deutsch sprechen lernen. Die Kindergärten warnen: Das wird mit den zur Verfügung stehenenden Mitteln knapp.
OLDENBURG – Gute Sprachfähigkeiten sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Ausbildung und soziale Integration – darüber sind sich alle Beteiligten einig. Deshalb stößt das geänderte Kindertagesgesetz grundsätzlich auf Akzeptanz.
Ob die Mittel, die das Land den Kindergärten an die Hand gibt, für die neue Aufgabe Sprachförderung ausreichen? Das ist aus Sicht der Kindergärten zumindest fraglich.
Im Jugendhilfeausschuss sparte Germaid Eilers-Dörfler (SPD) am Dienstag nicht mit Kritik. „Ich frage mich, wie die Kindergärtnerinnen in der zur Verfügung stehenden Zeit die entsprechenden Fähigkeiten erwerben sollen“, sagte die langjährige Kita-Leiterin. Christine Wolff (Grüne) zweifelte an, dass die Mittel und die Zeit ausreichen, um die Kinder sprachlich zu fördern.
Erfahrungen sammeln
Mit Beginn des Kindergartenjahres hat das Land das Kindergartengesetz geändert. Ab sofort ist Sprachförderung nicht mehr Sache von Grundschullehrern, sondern der Kindergärten. Im Jahr vor der Einschulung sollen die Kindergärten die Sprachkompetenz feststellen und bei Bedarf einen Förderplan erstellen. In diesem Fall sind auch Elterngespräche Pflicht.
32 Millionen Euro stellt das Land den Kommunen bereit; den Kindergärten in Oldenburg steht davon gut eine Million Euro zur Verfügung. 85 Prozent des Geldes fließt in Personal. 15 Prozent gehen in
eine Koordinierungsstelle, die im Fachdienst Kindergartenbetreuung angesiedelt ist. Sie bietet Beratung an.
Der Leiter des Amtes für Jugend und Familie, Frank Lammerding, empfahl, Erfahrungen mit der neuen Aufgabe
zu sammeln. „Ich bitte um einen Ausschussbeschluss, um die Landesmittel beantragen zu können.“
Ob das Geld tatsächlich nicht ausreiche und welche Erfahrungen die Kindergärtnerinnen mit der Aufgabe machten, sollte in einiger Zeit ermittelt werden. Lammerding räumt ein, dass der Start wohl holprig verlaufen werde. Bislang sind weder Kindergärtnerinnen geschult, noch gibt es Konzepte, wie die einzelnen Vorgaben zur Sprachförderung erfüllt werden können. Stadt und Vertreter der Kita-Träger arbeiteten seit 2011 in einem gemeinsamen Steuerungsgruppe am Thema Sprachförderung, heißt es in der Vorlage der Verwaltung.
Eltje Jahnke vom Kindertagesstättenund Beratungsverband KIB äußerte „gemischte Gefühle“. Zwar hielten KitaTräger es für richtig, Sprachförderung im Vorschulbereich anzubieten. Aber es fehlten Zeit und Konzepte. Dezernentin Dagmar Sachse räumte ein, die Aufgabe werde „etwas hopplahopp“auf Kitas verlagert. „Wir bekommen aber viel Geld und können die Stunden ausweiten. Ob das reicht, sollten wir abwarten.“
Der Jugendhilfeausschuss folgte einstimmig diesem Wunsch. Danach nehmen in Oldenburg Krippen und Kindertagesstätten den gesetzlichen Bildungsauftrag zur Sprachbildung und -förderung ab 2018/2019 an.