Nach 30 Jahren Abschied vom Flanders Recorder Quartett
Die Könige der Blockflöten hören auf
OLDENBURG – Ausgerechnet in Oldenburg, im Festsaal des Alten Landtages, beendeten die Könige der Blockflöte, das Flanders Recorder Quartet, ihre mittlerweile dreißigjährige Karriere, die sie in die Konzerthäuser der Welt in insgesamt 57 Staaten führte. Gerade mit dem letzten Programm, das ebenso stolz wie wehmütig „The final chapter“heißt, aus Japan kommend, feierten die vier Ausnahmemusiker aus Flandern vor einem enthusiastischen Oldenburger Publikum ihren Abschied vom Konzertleben.
Fans aus dem Ausland
Nicht nur aus Oldenburg und umzu, sondern aus ganz Deutschland, aus den Niederlanden, aus Schweden und selbst aus den USA waren treue Hardcore-Fans angereist, um diesen Bühnenabschied mit dem anschließenden farbenprächtigen Abschiedsfeuerwerk zu erleben.
Auch der Komponist Sören Sieg, der einige Stücke für das Blockflötenquartett geschrieben hatte, war zugegen und erlebte eine anrührende Interpretation seiner Afrikanischen Suite „ Inxaxheba“; anrührend auch deshalb, weil, wie der Komponist vor dem Erklingen seiner Musik ausführte, der Vater zur Zeit der Komposition im Sterben lag und der unsäglich traurige mittlere Satz diesen seelischen Schlag verarbeitet.
Bach trifft Jazz
Auch die drei für Blockflötenquartett arrangierten Orgelwerke von Johann Sebastian Bach atmeten eine vergeistigte und teilweise auch nobel-melancholische Stimmung, die aber gegen Ende flugs aufgebrochen und mit dem jazzigen „You made me love you“und dem waschechten Swing „Sing, sing sing“ins lässig-coole, tänzelnde Gegenteil verkehrt wurde.
Das Flanders Recorder Quartett lebt von einer geradezu chamäleonartigen Aneignung der Musik aus vielen Jahrhunderten und mit vielen, scheinbar sich ausschließenden Stilen. In der Perfektion des Spiels, der peniblen Genauigkeit der gemeinsamen Einsätze und der traumwandlerischen Sicherheit des Zusammenspiels tatsächlich an ein Streichquartett erinnernd, haben die vier Musiker es jahrzehntelang geschafft, der Blockflöte Vitalität, Artistik und ein breiteres, auch sonoreres, komplexeres und fülligeres Klangbild abzugewinnen. Dazu reicht natürlich nicht die übliche Schulblockflöte. Die vier Virtuosen hatten auf der Bühne fein säuberlich ihr Handwerkszeug ausgebreitet: 32 Blockflöten in allen Größen, Formen und Tonlagen, bis hin zu einer übermannsgroßen Spezialanfertigung, die ein wenig wie eine ganz große Orgelpfeife klingt und wie ein schön gedrechselter und lackierter Baumstamm ausschaut.
Spiel auf neuem Level
Das Quartett aus Flandern hat das moderne Blockflötenspiel tatsächlich auf ein neues Level gehoben und ließ ein letztes Mal ein feuriges Plädoyer voller Artistik und Wohlklang für ein generell unterschätztes Instrument hören. Nach einigen frenetisch bejubelten Zugaben endete sie dann wirklich, die überaus erfolgreiche Konzertkarriere des Flanders Recorder Quartet: ausgerechnet in Oldenburg!