Nordwest-Zeitung

Keine Tiere unter den Baum

Tinrschutz­verein warnt vor unüberlegt­en Käufen

- VON WOLFGANG ALEXANDER MEYER

Aus einem Geschenk kann ein Drama werden, wenn Bello oder Mietzi nicht den Vorstellun­gen entspreche­n. Wer sich unsicher ist, welches Tier zu ihm passt, kann sich beraten lassen.

EDEWECHT – Es stecken meist gute Absichten dahinter, wenn Menschen ein Tier besorgen und es ihren Liebsten zu Weihnachte­n schenken. Dass aus einer guten Absicht schnell eine verfahrene Situation mit grausamen Folgen für das Tier entstehen kann, bedenken im Vorfeld leider nicht alle Käufer.

So werden Jahr für Jahr, meist kurz nach den Feiertagen, eine Vielzahl von Tieren in den sowieso schon ausgelaste­ten Tierheimen abgegeben. Gibt es an dieser Stelle keinen Platz mehr, greifen manche Halter sogar zu drastische­ren Mitteln und setzen ihre Schützling­e aus, lassen sie zu Hause ein kümmerlich­es Dasein fristen oder bringen sie im schlimmste­n Fall einfach um.

Ungewollte Haustiere

„Das muss nicht sein“, sagt Dr. Heike Sommer, Vorsitzend­e des Tierschutz­vereins Edewecht. Die studierte Biologin und Veterinärh­omöopathin warnt eindringli­ch davor, sich unüberlegt ein Haustier anzuschaff­en, das am Ende keiner haben will. Zu oft hat sie genau solche Fälle erlebt und sich der ungewollte­n Tiere angenommen.

Ein Beispiel hierfür ist das vierjährig­e Minishetla­ndpony Stu, das auf der Weide vor ihrem Haus steht. „Stu war das Geschenk eines Vaters an seinen Sohn“, erinnert sich Sommer.

Weil der Junge ein gutes Zeugnis bekommen habe, hätte der stolze Papa seinem Sprössling einen Wunsch erfüllen wollen. „Der Junge wollte eine Schlange, damit konnte der Vater aber nichts anfangen und hat stattdesse­n das Pony gekauft“, berichtet die Biologin weiter.

Das Pony wiederum habe den Sohn, der mit Pferden nichts anfangen konnte, absolut nicht interessie­rt. „Letztendli­ch wollte eigentlich niemand dieses Pony – es wurde trotzdem angeschaff­t. Die Folge war, dass sich niemand um das Tier gekümmert hat“, beschreibt Sommer die Situation.

Nach einiger Zeit sei Stu völlig verwahrlos­t gewesen. „Er hatte eine Hautkrankh­eit, völlig verwachsen­e Hufe und wurde vollkommen falsch ernährt“, berichtet die Biologin, die sich des Tiers schließlic­h annahm.

„Stu war zu diesem Zeitpunkt sehr handscheu, hatte kein Vertrauen in Menschen und hat auch den Hufschmied nicht an sich heran lassen wollen.“Bis Stu das Vertrauen zu Menschen neu gefasst habe, sei einige Zeit vergangen.

„Viele Halter vergessen, dass ein Tier kein Spielzeug ist, mit dem man sich beschäftig­en kann, wenn man Lust dazu hat. Es braucht Pflege, Zuwendung und kostet Geld“, so Sommer. Deshalb müsse einem vor allem im Vorfeld klar sein, dass man mit einem neuen Haustier auch ein neues Familienmi­tglied bekomme.

„Nur wer bereit ist, diese Verantwort­ung auf sich zu nehmen, sollte darüber nachdenken, sich ein Haustier anzuschaff­en“, sagt Sommer. Das sei aber nur ein Teil der Überlegung­en, die man anstellen solle.

„Das Tier muss zu einem selbst und der Lebenssitu­ation passen (siehe Infokasten). Außerdem verursache es immer auch Kosten, die je nach Art und Größe des Tieres unterschie­dlich hoch sein können.

Realität kann abweichen

„Oft weicht die Realität von den Vorstellun­gen der Käufer ab – manchmal sogar in einem extremen Maß. Wer sich vorher informiert hat, läuft nicht so schnell Gefahr, eine böse Überraschu­ng zu erleben“, erklärt Sommer.

In diesem Zusammenha­ng würden meist die örtlichen Tierschutz­vereine Beratungen f anbieten. „Wir sind die Profis und können eine realistisc­he Einschätzu­ng abgeben, welches Tier zu welchem Herrchen und in welche Wohnung passt oder auch nicht“, sagt Sommer.

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DPA-BILD: SILVIA MARKS Kein Rückgabere­cht: Geschenkte Tiere kann man nach Weihnachte­n nicht einfach zurückgebe­n, über den Kauf sollte man sich im Vorfeld ausgiebig Gedanken machen.

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