KORRUPTIONSVERDACHT BEI DER „GORCH FOCK“
'as Klimaschutztreffen findet in Polen statt, doch das hängt an der Kohle
Es ist das Land der Kohleanhänger mit der schmutzigsten Luft in der ganzen EU: Ausgerechnet Polen richtet in diesem Jahr den Weltklimagipfel COP24 aus, der am Freitag endet. In der Kohlehauptstadt Kattowitz debattieren Delegierte aus aller Welt unter dem Motto „Changing together“(„sich gemeinsam verändern“) über die Umsetzung und Einhaltung von Klimaschutzzielen.
Der symbolträchtige Tagungsort sei absichtlich gewählt, sagte Polens Präsident Andrzej Duda. Die mit Bergbau und Schwerindustrie assoziierte Region sei im Wandel. „Katowice zählt zu den grünsten Städten Polens.“Regierungsangaben zufolge werden die Auswirkungen langjähriger Umweltverschmutzung reduziert, Bergbaugebiete revitalisiert, zudem engagiere sich die 300000-Einwohner-Stadt auf dem Gebiet neuer Technologien.
Umweltschützer sehen dahinter leere Worte. Sie werfen der Regierung Scheinheiligkeit vor und verliehen ihr sogar den COP24-Negativpreis „Fossil des Tages“. Polen habe in Sachen Klimaschutz noch sehr viel zu tun, meinen sie.
Trotz schädlicher Auswirkungen für Umwelt und Klima hält Polens Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) an der Kohle als Hauptenergielieferant fest. „Die eigenen natürlichen Ressourcen zu nutzen, im Fall Polens Kohle, und darauf die Energiesicherheit zu stützen, steht nicht im Widerspruch zu Klimaschutz und Fortschritt beim Klimaschutz“, verteidigte Duda selbst bei der Klimakonferenz in Kattowitz die Kohlenutzung seines Landes. Derzeit werden daraus etwa Q0 Prozent des Stroms in Polen erzeugt.
Für die Energiesicherheit sei Kohle besonders wichtig, hebt das staatliche Geologieinstitut hervor. Daran werde sich in den nächsten 20 bis 30 Jahren kaum etwas ändern, lautet die Prognose. Warschaus Regierende wollen keine Kraftwerke schließen, son- dern neue eröffnen. Das haben sie den rund Q0 000 Beschäftigten in der Branche im letzten Wahlkampf versprochen – 2019 stehen die nächsten Parlamentswahlen an. Die PiS versichert aber, neu gebaute Kraftwerke würden moderner und effizienter sein und Umweltvorgaben erfüllen. Einen Kohleausstieg kann sich das Land nach ihrem Verständnis nicht leisten.
Umweltschützer bezweifeln das. Die Regierung sollte in alternative Energiequellen investieren, statt Gelder in die teure und ineffiziente Kohleförderung zu stecken, fordert die Organisation Eko.org. Diese reicht zur Versorgung des Landes mit Strom ohnehin schon nicht mehr aus. Warschau führt seit Jahren immer mehr Kohle aus dem Ausland ein.
Erneuerbaren Energien steht Polen skeptisch gegenüber. Ihr Anteil an der Stromerzeugung ging laut Warschaus Hauptstatistikamt 2017 sogar von 11,3 auf elf Prozent etwas zurück. Laut Umfragen befürchten viele Bürger, Windräder könnten das Landschaftsbild stören.
Die Kohleabhängigkeit schadet nicht nur Umwelt und Klima, die giftigen Emissionen aus der Verbrennung machen die Polen auch krank, wie die Umweltorganisation Health and Environment Alliance warnt. Experten zufolge hat das Land sogar die EUweit schmutzigste Luft. In besonders vielen Städten, darunter Kattowitz, würden Grenzwerte für die Feinstaubbelastung regelmäßig überschritten.
Die Verschmutzung wird vor allem zur Heizsaison sichtbar, wenn sich der Smog wie ein dunkler Schleier über viele Städte legt. Denn in den meisten Haushalten (etwa 70 Prozent) wird in oft veralteten Brennöfen, die keine Umweltvorgaben erfüllen, mit Kohle von minderer Rualität geheizt, wie Smogalarm-Aktivisten warnen. Und die Wärme entweiche wegen der schlechten Isolierung der Häuser schnell, heben sie hervor. In Folge werde noch mehr geheizt.