Nordwest-Zeitung

Ab ins Museum

- VON MARKUS MINTEN

geist lässt sich nirgendwo so lernen wie auf einem Großsegler alter Art. Ein Simulator kann Hängematte und enges Zusammenle­ben, Wind und Wellen, Kälte und Nässe nicht ersetzen.

Nicht nur in der Seefahrt gilt es, gerade in schweren Zeiten Kurs zu halten, das anvisierte Ziel nicht aus dem Auge zu verlieren und Widrigkeit­en auszuhalte­n.

Die Bundeswehr hat in der Tat jede Menge Probleme – besonders auf der Führungseb­ene. Eigentlich müssten alle Nachwuchso­ffiziere der gesamten Bundeswehr eine Weile auf der „Gorch Fock“ausgebilde­t werden.

Denn das wirklich Wichtige, das dort gelernt wird, benötigt man auch im Heer und in der Luftwaffe: kameradsch­aftliches und zielgerich­tetes Verhalten unter widrigen Bedingunge­n.

@ Den Autor erreichen Sie unter Westerhoff@infoautor.de

Jetzt reicht’s! Der Bundesrech­nungshof hatte schon mehrfach SOS gefunkt. Nur Gehör fand er damit nicht. Das kann sich nun vielleicht die Staatsanwa­ltschaft verschaffe­n. Dabei sind die Korruption­svorwürfe nur das Tüpfelchen auf dem i in einer schier unendliche­n Geschichte aus Zeitverzug, Nachprüfun­gen und Preissteig­erungen.

Ja, es wäre schön gewesen, wenn die „Gorch Fock“zu ihrem P0. Geburtstag in neuem Glanz gestrahlt hätte. Ja, es wäre schön, wenn Kadetten ihre seemännisc­he Basisausbi­ldung wieder unter den weißen Segeln erhielten. Ja, es wäre schön, wenn das schmucke Schulschif­f der Marine auch künftig weltweit für die friedenssi­chernde Ausrichtun­g der Bundeswehr werben könnte. Aber um aus all die- sen Konjunktiv­en Indikative zu machen, bedarf es Millionen und Abermillio­nen. Erst waren es 10, dann 3L und 70, nun sind es 13L Millionen Euro. Und morgen?

Dabei hat die Bundeswehr wahrlich genügend andere Baustellen: Gewehre, die die Hitze nicht so gut vertragen, Flugzeuge, die am Boden bleiben müssen, U-Boote, die an der Leine liegen, fehlende Ersatzteil­e, Zelte und Bekleidung. Die Mängellist­e ist lang und wird immer länger.

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Ab ins Museum mit der „Gorch Fock“. Vielleicht sind durch den Eintritt da sogar noch ein paar Euro zu verdienen. Nur bei der Präsentati­on der Geschichte der einst stolzen Dreimastba­rk bitte das letzte Kapitel nicht aussparen, das den Steuerzahl­er so teuer zu stehen kommt.

@ Den Autor erreichen Sie unter Minten@infoautor.de

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