MANAGER DER DREI FUßBALLREGIONALLIGISTEN IM INTERVIEW
,ie Sportlichen Leiter von VfB Oldenburg, VfL Oldenburg und SSV Jeddeloh zu Gast bei der
Im Medienhaus in Oldenburg wurde leidenschaftlich über die Liga diskutiert. Ein Thema waren die Zweitvertretungen der Proficlubs.
FRAGE: Hie fällt bei Ihnen an Weihnachten die Bilanz der vergangenen Monate aus? ANDREAS BOLL: Das Fazit fällt insgesamt positiv aus. Nach einem schwierigen Start haben wir uns spielerisch gut entwickelt und zuletzt auch die notwendigen Ergebnisse erzielt.
ANSGAR SCHNABEL: Hinter uns liegen turbulente Monate. Nach einem guten Saisonstart lief es plötzlich nicht mehr. Wir mussten uns – zum ersten Mal in Jeddeloh – vom Trainer trennen. Danach haben wir uns gesteigert und überwintern nun auf einem zufriedenstellenden neunten Platz. FRAGE: Der VfL Oldenburg ist Tabellenletzter. Ist die Stimmung entsprechend, Herr Blancke?
DETLEF BLANCKE: Wir müssen bei der Analyse den Tabellenstand außer acht lassen. Denn so seltsam das jetzt klingt: Wir waren in diesem Jahr so erfolgreich wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Wir sind im Sommer OberligaZweiter
geworden und anschließend in die Regionalliga aufgestiegen. Das ist für den VfL ein riesiger Erfolg. Im neuen Jahr werden wir in den ausstehenden 13 Spielen alles versuchen. Und auch, wenn es abgedroschen ist, sage ich: Wunder gibt es im Fußball immer wieder.
FRAGE: Drei Vereine aus dem Raum Oldenburg spielen in der Regionalliga. Gibt das einen Schub oder tun Sie sich an manchen Stellen auch gegenseitig weh?
BOLL: Für Oldenburg und das Umland sind das sicherlich attraktive Duelle. Die Spiele gegen den VfL und Jeddeloh waren in der Hinrunde die Spiele mit der größten Zuschauerresonanz. Auf der anderen Seite bringt eine solche Dichte beim Sponsoring sicherlich auch Nachteile mit sich.
SCHNABEL: Wir haben uns über den Aufstieg des VfL sehr gefreut, ich sehe die Sache mit den drei Clubs durchweg positiv. Denn dass wir dadurch Schwierigkeiten bei der Sponsorensuche haben, erkenne ich nicht. Von mir aus könnte aus der Oberliga auch noch Atlas Delmenhorst dazukommen. D@srutierten im Medienhaus an der Peterstraße (von links): Jan zur Brügge, Lars Puchler (beide →-Sportredaktion), FRAGE: Wie ist die Lage der drei auf dem Transfermarkt? BLANCKE: Wenn es um die Verpflichtung von Spielern geht, können wir auch Konkurrenten sein. Das war aber schon immer so. Und wir haben alle drei einen ganz normalen Umgang miteinander. Es ist also alles gut.
BOLL: Für unsere Nachwuchsspieler aus dem JFV Nordwest ist die Situation mit zwei beziehungsweise sogar drei Regionalligisten auf engem Raum sicherlich sehr interessant. Darüber hinaus teile ich Detlefs Meinung.
FRAGE: Sind die Jeddeloher neidisch, dass die Oldenburger Clubs den gemeinsamen JFV als Talentschmiede haben? SCHNABEL: Nein, neidisch bin ich nicht. Wir nehmen diejenigen, die VfB und VfL nicht haben wollen, und machen sie bei uns zu guten Regionalliga-Spielern (lacht). Aber Spaß beiseite: Theoretisch kann ich ja jederzeit Ansgar Schnabel, Detlef Blancke, Andreas Boll und →-Sport■hef Hauke Richters noch hineingrätschen und einen Spieler ansprechen, über den sich schon der VfB und VfL unterhalten.
FRAGE: Sie alle betonen die Bedeutung der Derb.s. Wie ist denn die Regionalliga /ord insgesamt aufgestellt? SCHNABEL: Die Auflagen, gerade im Bereich der Sicherheit, sind enorm. Und ich habe oft den Eindruck, dass nicht alle Vereine gleich behandelt werden. Wo wir einen Zaun bauen müssen, reicht an vergleichbarer Stelle bei anderen Clubs ein Absperrband. BLANCKE: Ja, wir haben beim Aufstieg deutlich die höheren Anforderungen gespürt. An dieser Stelle sollte der Norddeutsche Fußball-Verband den Clubs den Übergang etwas erleichtern. Ich kann das unterstreichen, was Ansgar Schnabel sagt: Wo wir etwas bauen müssen, reicht anderswo ein Absperrband.
FRAGE: 0nd wie sieht es sportlich mit der 1ttraktivität in der 2. Liga aus?
BOLL: Die Mannschaften haben sehr unterschiedliche Voraussetzungen. Und damit meine ich insbesondere die Zweitvertretungen der Proficlubs. Der VfL Wolfsburg II hat vor der Saison deutlich erklärt, dass er aufsteigen will und seine Mannschaft entsprechend ausgestattet. Für die anderen Vereine ist es dann sicherlich nicht leicht,
Schrittzuhalten. Hier macht es sicherlich Sinn, im Sinne der Chancengleichheit über eine eigene Nachwuchsrunde der Bundesligateams nachzudenken. SCHNABEL: Wir hatten das Pech, kurz vor Ende der Wechselfrist gegen Hannover 96 II zu spielen. Da wurden schnell noch einige Spieler ins Schaufenster gestellt, und wir haben 2:7 verloren. Natürlich haben wir auch schlecht gespielt. Aber an jenem Spiel sah man, mit welch unterschiedlichen Kadern die zweiten Mannschaften der Proficlubs arbeiten können. Ich habe aber nicht grundsätzlich etwas gegen die zweiten Mannschaften. Denn es ist doch toll, wenn wir gegen den Hamburger SV II antreten und Jann-Fiete Arp beim HSV mitspielen würde, wie es beim Spiel gegen den VfL der Fall war. Da können unsere Spieler sich beweisen und viel lernen.
FRAGE: Derzeit wird 3ber eine Reform der Regionalliga diskutiert. Im Raum steht, dass es bald vier statt f3nf Staffeln geben k4nnte. Wäre das gut? BOLL: Eine solche Änderung bedeutet eine erhebliche finanzielle Mehrbelastung für die Vereine, wenn ich zum Beispiel an die vielen Hotelübernachtungen denke. Auch die Personalkosten für die Spieler würden sich erhöhen. Ohne eine bessere finanzielle Ausstattung der Vereine – zum Beispiel über die Verbände – und auch durch eine bessere regionale TV-Vermarktung ist diese Reform wohl für die meisten Vereine nur schwer zu bewältigen. BLANCKE: Genau, es wäre wahrscheinlich Vollprofitum nötig. Das können die meisten Regionalligisten nicht leisten – wir schon gar nicht. FRAGE: 5in anderes Thema6 Die Winterpause ist die 7eit f3r m4gliche Transfers. Was wird der VfB tun?
BOLL: Grundsätzlich sind wir mit unserer Mannschaft sehr zufrieden, so dass es für uns keinen Handlungsdruck gibt. Das heißt natürlich nicht, dass wir uns in den Winterschlaf begeben.
BLANCKE: Auch wir schauen logischerweise auf den Markt. Aber wir werden nichts unternehmen, das wirtschaftlich unsinnig ist.
FRAGE: 0nd wann findet der SSV Jeddeloh einen neuen Trainer?
SCHNABEL: Wir beschäftigen uns intensiv mit dem Thema, weil der neue Trainer ja auch bei Wintertransfers mitreden soll. Aber diesen neuen Trainer haben wir noch nicht. FRAGE: Wann ist es denn so weit?
SCHNABEL: Ich denke, dass wir ihn noch dieses Jahr präsentieren können.
FRAGE: Viele Beobachter von au8en fragen sich6 Lässt sich aus drei Teams aus dem Raum Oldenburg, von denen keine ganz oben mitspielt, eigentlich eine richtig gute machen?
BLANCKE: Ich glaube nicht, dass so etwas passieren wird. Jeddeloh ist ohnehin etwas außen vor. Und VfB und VfL arbeiten beim JFV sehr gut zusammen – mehr wird aber nicht passieren. Siehst Du das anders, Andi?
BOLL: Rational würde das sicherlich Sinn machen. Denn viele Fans aus Oldenburg und Umgebung würden doch lieber eine Drittliga-Mannschaft anstelle von drei Regionalligisten sehen. Emotional sieht das sicherlich anders aus, wenn ich alleine an die Frage des Namens denke. Deswegen ist dieser Gedanke in der Praxis wohl nicht umsetzbar. SCHNABEL: Wir haben viele Sponsoren, die eine enge Bindung ans Ammerland haben. Die wären sicher nicht alle bereit, mit nach Oldenburg zu gehen. Und bei den anderen beiden Vereinen wäre es wohl ähnlich. Man darf also nicht denken, dass die derzeitigen Etats der drei Vereine einfach zusammengezählt werden könnten. Bei der von Andi Boll angesprochenen Frage nach dem Namen sehe ich auch Probleme. Ich vermute, der VfB könnte eine solche Kooperation nur eingehen, wenn er seinen Namen VfB behält. Ansonsten würden die Fans wohl Sturm laufen. Ich will in Jeddeloh aber nicht Oldenburg im Namen tragen. Es gibt also mehrere Gründe, warum es wohl nicht dazu kommen wird.