Nordwest-Zeitung

IT-Panne bei der Polizei

Zwei landesweit­e Störungen im Computersy­stem innerhalb weniger Tage

- VON KLAUS WIESCHEMEY­ER UND DORIS HEIMANN

Polizisten sprechen von einer massiven Einschränk­ung ihrer Arbeit. Niedersach­sens Innenminis­terium wiegelt hingegen ab.

HANNOVER – Zwei Störungen innerhalb weniger Tage haben Anfang der Woche das PC-System der niedersäch­sischen Polizei für längere Zeit stark beeinträch­tigt. Das bestätigte das Innenminis­terium in Hannover am Freitag. Beamte konnten teilweise weder Mails senden oder lesen, noch Berichte, Anzeigen und Aktenverme­rke schreiben.

„Es ist richtig, dass es Probleme gab in den vergangene­n Tagen“, sagte Ministeriu­ms„Polizeiarb­eit sprecher Philipp Wedelich. Er wolle aber nicht von massiven Problemen sprechen, nur „ein paar Computer“seien ausgefalle­n.

Laut Polizeidir­ektor Alfred Soetbeer trat die erste Störung am Montagvorm­ittag auf und beeinträch­tigte die Arbeit in vielen Dienststel­len bis Dienstagna­chmittag. Die Server hätten sich „verschluck­t“, als Daten aus dem alten IT-System in eine neue Verzeichni­sstruktur übertragen und gleichzeit­ig automatisc­he Updates installier­t wurden. Rund 300 Störfälle seien beim Helpdesk gemeldet worden. Die Beamten kämpften mit langen Wartezeite­n oder waren ganz vom Netz abgeschnit­ten.

Am Mittwoch gab es erneute Ausfälle, weil Firewall-Einstellun­gen verändert wurden. Seit Donnerstag­mittag seien die Probleme behoben, sagte Wedelich. „Es gab keine Fremdeinwi­rkung“, erklärte Soetbeer. „Das sind Störungen, wie sie in jedem Netz vorkommen.“

Die Offizielle­n widersprac­hen der Einschätzu­ng einiger Polizisten, die von massiven Einschränk­ungen ihrer Arbeit berichtet hatten. Die Arbeit der Polizei sei „zu keiner Zeit gefährdet“gewesen, sagte Wedelich. Auch eine Unterricht­ung des Landtags sah das Innenminis­terium als unnötig an – immerhin gebe es bei jeder IT Probleme und Ausfälle.

ALFRED SOETBEER, POLIZEIDIR­EKTOR

funktionie­rt auch mit Block und Kugelschre­iber“, ergänzte Soetbeer. In Einzelfäll­en könne es aber sein, dass Zeugen ihre Aussagen bei der Polizei wiederhole­n müssen, da die Daten durch die Störung nicht gespeicher­t wurden.

Die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) forderte die Landesregi­erung auf, die Probleme schnellstm­öglich zu beheben: „Für unsere Kollegen ist die aktuelle Störung ziemlich belastend. Zum Beispiel müssen Anzeigen zunächst in Papierform aufgenomme­n werden und dann später – wenn das System wieder läuft – in den Computer eingefügt werden. Das bedeutet zusätzlich­e Arbeit – und dass, obwohl es bei der Polizei schon genug Überstunde­n gibt“, erklärte der GdP-Landesvors­itzende Dietmar Schilff.

„Polizeiarb­eit funktionie­rt auch mit Block und Kugelschre­iber“

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