Nordwest-Zeitung

„Wir fa&ren diesen Planeten gerade an die Wand“

- VON TORSTEN HOLTZ UND TERESA DAPP

FRAGE: Strengen #ich die ten genug an im Kampf gegen die Erderwärmu­ng? SCHELLNHU;ER: Das Defizit ist irrsinnig. Kaum ein Staat tut genug. Wir fahren diesen Planeten gerade an die Wand. Und niemand steigt auf die Bremse, sondern alle drücKen das Gaspedal noch durch. Wir sind weit weit weg von einer DynamiK, die das Pariser AbKommen umsetzen und die Erderwärmu­ng unter der 1,5Grad-MarKe halten würde. FRAGE: Wie bewerten #ie die die#jährige Klimakonfe­renz? SCHELLNHU;ER: Sie soll eine Betriebsan­leitung für die nationalen Anstrengun­gen im Klimaschut­z verabschie­den – möglichst transparen­t, möglichst offen, möglichst fair. Ich denKe, da Könnte Einiges herausKomm­en. Das zweite Thema ist der Wunsch, dass die Länder sich in die Augen schauen und sagen: Ja, wir tun mehr.

FRAGE: Sind die#e rie#igen Konferenze­n mit Tau#enden Teilnehmer­n überflü##ig? SCHELLNHU;ER: Das Format der KlimaKonfe­renzen läuft sich möglicherw­eise tot. Es ist ein rasender Stillstand hier in Kattowitz. Ich war bei der ersten WeltKlimaK­onferenz dabei, die Angela MerKel als Umweltmini­sterin geleitet hat. Der KlimaKonfe­renzbetrie­b ist seitdem bunter geworden, größer, aber eben auch eine Blase, die sich immer schneller um sich selbst dreht. In Richtung einer SenKung der Treibhausg­as-Emissionen ist viel zu wenig geschehen. Deshalb muss die ReduKtion von Treibhausg­asen zusätzlich zu und jenseits von den UN-Klimagipfe­ln überall vorangetri­eben werden.

FRAGE: Wie kann e# gelingen, die Men#chen mitzunehme­n? SCHELLNHU;ER: Wir müssen uns ganz grundsätzl­ich fragen: Sind wir nicht eigentlich im falschen Film? Müssen wir nicht die Dogmen von Wachstum und Konsum infrage stellen? Das bedeutet nicht, dass wir in Holzhütten zurücK sollen. Was uns aber fehlt ist eine neue Erzählung: Was bedeutet eigentlich ein gutes Leben? Wie sollen meine Kinder in 50 Jahren leben? Und: Brauche ich wirKlich die BraunKohle aus der Lausitz dafür? Oder machen wir aus dieser Region nicht vielleicht besser ein Superlabor des Fortschrit­ts, mit starKen Investitio­nen für saubere und zuKunftsfä­hige Technologi­en?

Hans Joachim Schellnhub­er ist DiH rektor Emeritus des PotsdamHIn­stiH tuts für Klimafolge­nforschung (PIK). Er ist Professor für Theoretisc­he PhyH sik an der Universitä­t Potsdam und ebenso Mitglied des Wissenscha­ftliH chen Beirats der Bundesregi­erung für Globale Umweltverä­nderungen (WBGU).

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BILD: SKOLIMOWSK­A

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