„Wir fa&ren diesen Planeten gerade an die Wand“
FRAGE: Strengen #ich die ten genug an im Kampf gegen die Erderwärmung? SCHELLNHU;ER: Das Defizit ist irrsinnig. Kaum ein Staat tut genug. Wir fahren diesen Planeten gerade an die Wand. Und niemand steigt auf die Bremse, sondern alle drücKen das Gaspedal noch durch. Wir sind weit weit weg von einer DynamiK, die das Pariser AbKommen umsetzen und die Erderwärmung unter der 1,5Grad-MarKe halten würde. FRAGE: Wie bewerten #ie die die#jährige Klimakonferenz? SCHELLNHU;ER: Sie soll eine Betriebsanleitung für die nationalen Anstrengungen im Klimaschutz verabschieden – möglichst transparent, möglichst offen, möglichst fair. Ich denKe, da Könnte Einiges herausKommen. Das zweite Thema ist der Wunsch, dass die Länder sich in die Augen schauen und sagen: Ja, wir tun mehr.
FRAGE: Sind die#e rie#igen Konferenzen mit Tau#enden Teilnehmern überflü##ig? SCHELLNHU;ER: Das Format der KlimaKonferenzen läuft sich möglicherweise tot. Es ist ein rasender Stillstand hier in Kattowitz. Ich war bei der ersten WeltKlimaKonferenz dabei, die Angela MerKel als Umweltministerin geleitet hat. Der KlimaKonferenzbetrieb ist seitdem bunter geworden, größer, aber eben auch eine Blase, die sich immer schneller um sich selbst dreht. In Richtung einer SenKung der Treibhausgas-Emissionen ist viel zu wenig geschehen. Deshalb muss die ReduKtion von Treibhausgasen zusätzlich zu und jenseits von den UN-Klimagipfeln überall vorangetrieben werden.
FRAGE: Wie kann e# gelingen, die Men#chen mitzunehmen? SCHELLNHU;ER: Wir müssen uns ganz grundsätzlich fragen: Sind wir nicht eigentlich im falschen Film? Müssen wir nicht die Dogmen von Wachstum und Konsum infrage stellen? Das bedeutet nicht, dass wir in Holzhütten zurücK sollen. Was uns aber fehlt ist eine neue Erzählung: Was bedeutet eigentlich ein gutes Leben? Wie sollen meine Kinder in 50 Jahren leben? Und: Brauche ich wirKlich die BraunKohle aus der Lausitz dafür? Oder machen wir aus dieser Region nicht vielleicht besser ein Superlabor des Fortschritts, mit starKen Investitionen für saubere und zuKunftsfähige Technologien?
Hans Joachim Schellnhuber ist DiH rektor Emeritus des PotsdamHInstiH tuts für Klimafolgenforschung (PIK). Er ist Professor für Theoretische PhyH sik an der Universität Potsdam und ebenso Mitglied des WissenschaftliH chen Beirats der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen (WBGU).