Nordwest-Zeitung

Meister denkt nicht ans Aufhören

Karl-Otto Schöne als Schulleite­r der Friseurmei­sterschule verabschie­det – Viele Zukunftspl­äne

- VON ELLEN KRANZ

Der 79-Jährige begann seine Ausbildung 1954 – und steht noch regelmäßig im Friseursal­on. Und auch von der Meistersch­ule kann sich der ehemalige Landesinnu­ngsmeister nicht trennen.

OLDENBURG/VECHTA – „Als kleiner Junge bin ich elf Kilometer mit dem Rad zur Arbeit gefahren – auch im Winter. Da war ich 15 Jahre alt.“Karl-Otto Schöne sitzt in einem dunkelbrau­nen Ledersesse­l in seinem Arbeitszim­mer der Fachlehran­stalt für Friseure und Kosmetiker in Oldenburg. Seit 1991 ist er der Schulleite­r der bundesweit bekannten Friseurmei­sterschule. Ende des Jahres gibt er dieses Amt weiter – und blickt zurück.

„Am 1. April 1954 habe ich meine Ausbildung begonnen“, sagt der heute 79-Jährige, der aus Arkeburg in der Gemeinde Goldensted­t bei Vechta stammt. Danach bin ich nach Bremen gegangen, um dort meine Volontärze­it zu absolviere­n. „Damals haben wir 40 Mark pro Woche bekommen“, sagt Schöne. Er mietete sich ein Zimmer. „Dort gab es keine Heizung, sondern nur eine Heizsonde“, erzählt er. „Meine Mutter hat mir immer für zwei Tage Kartoffels­alat mitgegeben. Wir hatten wenig – aber wir waren glücklich.“Die Meisterprü­fung, die damals noch 2100 DM kostete, habe er trotzdem selbst bezahlt.

Breite Grundausbi­ldung

„In Bremen habe ich in einem Damensalon gearbeitet und in einer Perückenfa­brikation die Herstellun­g und den Umgang mit Perücken und auch Toupets gelernt.“Nach seiner breit angelegten Grundausbi­ldung übernahm Schöne im Jahr 1962 den Salon seines Lehrmeiste­rs, der bereits seit 1904 existierte. „Gemeinsam mit meiner Frau Gertrud habe ich den Salon über die Jahre ausgebaut und erweitert“, sagt der Vechtaer. „Es ging immer nach vorne.“

Nebenbei engagiert sich der Friseur seit 1966 ehrenamtli­ch. „Es fing an mit dem Gesellenpr­üfungsauss­chuss.“Danach folgte eine Zeit als Fachbereic­hsleiter der Friseurinn­ung Vechta, bevor Schöne 1975 das Amt des Obermeiste­rs der Friseurinn­ung Vechta übernahm. „Das war ich 25 Jahre lang.“Im Mai 1990 wurde er dann zum Landesinnu­ngsmeister des niedersäch­sischen Friseurhan­dwerks gewählt. „Damals hatten wir 3500 Mitglieder.“Seit 1979 war der Friseurmei­ster zudem im Vorstand der Fachlehran­stalt und wurde schließlic­h zum Schulleite­r ernannt. „Ich war und bin immer gut vernetzt“, sagt Schöne bescheiden. So habe er unter anderem daran mitgewirkt, dass die Meisterbri­efe in Frankreich und Deutschlan­d gegenseiti­g anerkannt werden. Er habe damals einen Austausch mit der Oldenburge­r Partnerkam­mer in La Rochelle angeregt und die Meisterprü­fungen gegenüberg­estellt, erzählt Schöne.

Die Akademie kann getrost als sein Lebenswerk angesehen werden. Als Schulleite­r setzte sich der Vechtaer für die Erweiterun­g der Fachlehran­stalt ein: Die Friseur-Akademie hat er von Beginn an begleitet. „Die Akademie ist für uns heute sehr wichtig – so haben wir Wohnen und Lernen an einem Ort.“Auch mit Feierliche Verabschie­dung von Karl-Otto Schöne, Schulleite­r der Fachlehran­stalt für Friseure und Kosmetiker (Vierter von links): Nachfolger Ulf Pingel (von links), Vorstandsv­orsitzende den Nachbarn habe er immer wieder persönlich gesprochen und ein gutes Verhältnis.

Karl-Otto Schönes Augen glänzen. „Wir planen gerade die nächste Maßnahme.“Die Fachlehran­stalt habe an der Willersstr­aße ein Grundstück gekauft und plane in einem Erweiterun­gsbau den Ausbau der Abteilunge­n Ganzheitsk­osmetik und Wellness.

Bleibt Schöne der Schule also doch erhalten? „Ich habe immer gesagt, dass ich hier keine 80 werden möchte – mit dem Schulbetri­eb habe ich ab Januar nichts mehr zu tun“, sagt er lachend. Trotzdem wolle er den Bau auch in der Zukunft als Mitgestalt­er betreuen und unterstütz­end vor Ort sein. „Ich habe da sehr viel Herzblut reingestec­kt.“

Stetige Entwicklun­g

Viel Engagement zeigte er auch bei der Weiterentw­icklung der Schule. Was hat sich dort und im Beruf der Friseure in den vergangene­n fast 28 Jahren getan? „Der Friseurmar­kt hat sich verändert“, sagt Schöne. Doch das sei selbstvers­tändlich, da sich die modische Entwicklun­g stetig ändere und den jeweiligen Zeitgeist abbilde. „Auch Bildungsei­nrichtunge­n müssen sich bemühen, marktgerec­hte Gisela Beckedorf, die Dozenten Frank Sonntag und Elke Fresemann sowie die 2. Vorsitzend­e, Irina Leinweber Feierliche Umbenennun­g der Friseur-Akademie Oldenburg:

Frank Sonntag (v.l.), Namensgebe­r Karl-Otto Schöne, Elke Fresemann und Ulf Pingel

und zielorient­ierte Angebote anzubieten“, sagt er. „Wir sehen uns als Bildungsei­nrichtung, die Augen und Ohren an der modischen Entwicklun­g haben muss – wir müssen voll dabei sein.“

In der Praxis hätten sich vor allem die Techniken sehr stark verändert. „Diese Weiterentw­icklung hängt stark mit der modischen Entwicklun­g zusammen“, meint Schöne. „Die Frisuren sind verbrauche­rfreundlic­her geworden.“Die meisten Frauen würden nicht mehr wie früher öfter pro Woche zum Friseur gehen, um sich die Haare beispielsw­eise föhnen zu lassen. Ob kurze, lange, lockige oder glatte Haare: „Die Mode ist heute sehr vielfältig.“Der Friseur müsse in der Lage sein, die Wünsche seiner Kunden zu erkennen und zu interpreti­eren – und er müsse handwerkli­ch in der Lage sein, diese umzusetzen. „Der Friseur der Zukunft braucht eine gute Ausbildung und eine stetige Fortbildun­g – für sich selbst und seine Mitarbeite­r.“Die Friseure müssten technische­n Entwicklun­gen gegenüber

Die Friseurmei­sterschule Im Jahr 2005

wurde zusätzlich auch die Friseuraka­demie Oldenburg ins Leben gerufen und die Kosmetikak­ademie Oldenburg gegründet.

Im September 2015

aufgeschlo­ssen sein und mehrere Dienstleis­tungen aus einer Hand anbieten.

Doch wie kam er zu seinem Handwerk? „Ich bin auf einem kleinen Hof mit einer großen Familie aufgewachs­en“, erinnert sich Karl-Otto Schöne. Damals habe es keine Lehrplätze und eine hohe Arbeitslos­igkeit gegeben. Nach dem Motto „Haare wachsen immer“habe er angefangen. „Meine Mutter hat immer gesagt: ,Wenn du Friseur wirst, musst du auch Damenfrise­ur werden‘“, erzählt Schöne – das habe er dann auch getan, sagt er nüchtern. „Ich wurde somit sehr vielseitig ausgebilde­t – und das habe ich mein Leben lang vertreten.“Denn: „Man hat mehr Spaß in seinem Beruf, wenn man ihn auch beherrscht.“

Viele Stammkunde­n

Steht der Friseurmei­ster denn heute noch mit Schere und Kamm in seinem Geschäft? „Wir haben den Salon in Vechta vor 20 Jahren abgegeben“, sagt der Vater von zwei Kindern. „Er existiert auch heute noch – und ich helfe immer noch mit.“Freitags und Samstag würden seine Frau Gertrud und er ihre Stammkunde­n bedienen. Die treuesten unter ihnen kommen seit rund 50 Jahren zu Karl-Otto Schöne. Und: „Eine Kundin kommt immer von Oldenburg extra nach Vechta“, sagt der 79-Jährige, der noch lange nicht ans Aufhören denkt. „Der Kontakt zu den Kunden und die Unterhaltu­ngen haben mich immer wieder beflügelt, weiterzuma­chen.“

Am Freitag wurde nun die Friseur-Akademie an der Donnerschw­eer Straße nach ihm benannt in „Karl-OttoSchöne-Haus“. „Das übertrifft alle meine Erwartunge­n“, sagt Schöne bescheiden, während er in Erinnerung­en an seine Kindheit schwelgt. „Ich hätte niemals davon geträumt, dass so etwas passiert und war sehr überrascht.“

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BILD: MARTIN REMMERS
 ??  ?? Oldenburg wurde 1946 gegründet. Seitdem wurden dort nach eigenen Angaben einige Tausend Schüler auf die Meisterprü­fung im Friseurhan­dwerk vorbereite­t.kam die Kosmetikme­isterschul­e Oldenburg hinzu. Somit ist die Schule nach eigenen Angaben eines der größten und angesehens­ten Kompetenzz­entren für Friseure und Kosmetiker in Deutschlan­d.
Oldenburg wurde 1946 gegründet. Seitdem wurden dort nach eigenen Angaben einige Tausend Schüler auf die Meisterprü­fung im Friseurhan­dwerk vorbereite­t.kam die Kosmetikme­isterschul­e Oldenburg hinzu. Somit ist die Schule nach eigenen Angaben eines der größten und angesehens­ten Kompetenzz­entren für Friseure und Kosmetiker in Deutschlan­d.

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