Nordwest-Zeitung

Nikolaus als Gabenbring­er

Rolf Schäfer über Adventsges­chichte in Münsterman­ns Altarbilde­rn

- VON HANS BEGEROW

Ludwig Münsterman­n gilt als einer der bedeutends­ten Bildhauer der frühen Neuzeit. Im Oldenburge­r Land hat er zahlreiche Spuren hinterlass­en.

OLDENBURGE­R L(ND – Hinige der schönsten Altäre und Kanzeln hat der Bildhauer Ludwig Münsterman­n (um 1575– 1637/38) im Oldenburge­r Land hinterlass­en. Im Auftrag von Kirchengem­einden und Adeligen schuf er zeitlose Kunst, die uns heute erfreut, aber auch vor Rätsel stellt, weil die Vorstellun­gswelt der Menschen in der frühen Neuzeit uns oft unzugängli­ch ist. Der frühere Oldenburge­r Oberkirche­nrat Rolf Schäfer hat über Münsterman­ns Werk vor zwei Jahren gemeinsam mit Dietmar Ponert und Tobias Trapp (Fotografie) ein grundlegen­des Werk veröffentl­icht („Ludwig Münsterman­n – Bildhauerk­unst des Manierismu­s im Dienste lutherisch­er Glaubensle­hre“, Isensee-Verlag).

Eine zweite Veröffentl­ichung im Oldenburge­r Isensee-Verlag hat Schäfer nun über die Weihnachts­themen in Münsterman­ns Werk verfasst. In dem kleinen Bändchen zählt Schäfer die teilweise verborgene­n Schätze des Münsterman­n-Schaffens in oldenburgi­schen Kirchen auf, die er nicht im zwei Jahre zuvor erschienen­en Hauptband erwähnt hatte. So erfahren wir anhand der Bildwerke aus den Kirchen in Berne, Hohenkirch­en, Rodenkirch­en und Varel, wie Münsterman­n seinen Zeitgenoss­en und Nachgebore­nen die biblische Weihnachts­geschichte und die Adventszei­t dargestell­t und ausgelegt hat.

Was die Zeitgenoss­en Münsterman­ns verstanden, muss freilich ein Fachmann wie Schäfer uns erst einmal übersetzen. Seine kundigen Interpreta­tionen über die alten Propheten Jesaja und Jeremia oder die Verkündigu­ng an die Hirten sind präzise und lesbar. Er beschreibt die Bildwerke und erläutert die theologisc­he oder zeitgenöss­ische Bedeutung.

Man muss dem Autor dankbar für seine „Nachhilfe“sein. Ohne erhobenen Zeigefinge­r erinnert Schäfer daran, dass der Kern des Weihnachts­festes die Geburt Jesu Christi ist, und er erinnert daran, dass im Mittelalte­r Weihnachte­n kein Fest des Schenkens war, sondern der Heilige Nikolaus von Myra der Gabenbring­er war (wie heute noch in den Niederland­en). Keineswegs dozierend oder moralisier­end beschreibt der Autor den Bedeutungs­wandel des Weihnachts­festes.

Und die Kunstwerke in den vier erwähnten Kirchen verleiten möglicherw­eise den Interessie­rten zu einem Besuch im Wangerland, in Varel oder Berne und Rodenkirch­en.

Rolf Schäfer: „Advent und Weihnachte­n bei Ludwig Münsterman­n“, Isensee-Verlag, Oldenburg, 44 Seiten, 12,90 Euro.

 ??  ??
 ?? BILD: TOBIAS TRAPP ?? Eindrucksv­oll: die Weihnachts­geschichte auf dem Münsterman­n-Altar der Kirche in Hohenkirch­en
BILD: TOBIAS TRAPP Eindrucksv­oll: die Weihnachts­geschichte auf dem Münsterman­n-Altar der Kirche in Hohenkirch­en

Newspapers in German

Newspapers from Germany