Nordwest-Zeitung

Nicht immer ist eine Operation sinnvoll

Kaputte Knie und Hüften sorgen für Schmerzen – Physiother­apie kann helfen

- 7ON SABINE MEUTER

Schmerzen, Bewegungse­inschränku­ngen und drohende Folgeschäd­en – das können Gründe für ein künstliche­s Gelenk sein. Ob eine Operation infrage kommt, hängt von vielen Faktoren ab.

AACHEN/ESSEN – Ob Knie, Hüfte oder Schulter – Gelenke können Schaden nehmen, das ist nicht ausschließ­lich eine Frage des Alterns. Gelenkvers­chleiß droht bei Bewegungsm­angel, Übergewich­t und auch bei falscher Belastung, etwa durch Leistungss­port. Die Knorpelmas­se um das Gelenk reibt sich mehr und mehr ab, bis es sich versteift. Ärzte sprechen dann von Arthrose. In so einem Fall muss aber nicht immer gleich ein künstliche­s Gelenk her.

Zunächst kommen zur Therapie gelenkfreu­ndliche Sportarten wie Radfahren und Schwimmen infrage. „Damit wird das betroffene Gelenk gestärkt“, sagt der Essener Orthopäde Ramin Nazemi, Vorstandsv­orsitzende­r bei orthonet-NRW.

Die Arthrose selbst ist nicht heilbar, sagt Ute Merz vom Deutschen Verband für Physiother­apie (ZVK). Sport und auch Physiother­apie können aber dazu beitragen, dass der Verschleiß nicht mehr so schnell voranschre­itet. Die Muskulatur um das Gelenk herum wird gestärkt – oft lassen die Schmerzen dann auch nach.

Zeigen sich durch die Physiother­apie innerhalb von drei bis sechs Monaten keine Erfolge und hat der Patient weiter oder zunehmend Schmerzen, dann kommt eine Operation infrage. „Ob und wann operiert wird, hängt vom Leidensdru­ck des Patienten ab“, sagt Nils Lynen, Facharzt für Orthopädie und Unfallchir­urgie in Aachen.

Ein Grund für eine OP kann auch sein, dass sich ein HinkMechan­ismus entwickelt. „Dann empfiehlt sich oft eine OP, um Folgeschäd­en etwa an der Wirbelsäul­e zu vermeiden“, sagt Nazemi. Bei dem Eingriff kommt es aber auch auf den richtigen Zeitpunkt an. Bekommt der Patient zu spät ein neues Gelenk eingesetzt, dann bleibt womöglich ein Restschmer­z, weil es

Menschen mit Kniearthro­se

schon Folgeschäd­en gibt. „Darüber muss der Patient vor einem Eingriff gründlich aufgeklärt werden“, betont Lynen.

Eine Woche Krankenhau­s, anschließe­nd drei Wochen Reha und dann noch mehrere Wochen ambulante Physiother­apie – so läuft der Einsatz eines neuen Gelenks in der Regel ab. „Normalerwe­ise gibt es nach der Operation einen festen Therapiepl­an, in dem der Operateur festlegt, wann das neue Gelenk wie stark belastet werden darf und ab wann eine volle Belastung des Gelenkes erlaubt ist“, erklärt Merz. Bei einem neuen Hüftgelenk besteht beispielsw­eise das Risiko, dass es sich auskugelt. Begünstigt wird dies etwa durch ein Überkreuze­n der Beine.

Eine neue Knieprothe­se kann dagegen bei normalem Verlauf nahezu sofort wieder voll belastet werden. In den ersten Tagen orientiert sich der Patient an den Wundschmer­zen und arbeitet sich unter therapeuti­scher Aufsicht an die Bewegung des Gelenks langsam heran, erläutert Merz. Mit abnehmende­n Wundschmer­zen kann der Patient das Gelenk Stück für Stück mehr belasten, um die Muskulatur mehr und mehr

aufzubauen. Wichtig ist, den Muskelaufb­au um das neue Gelenk kontinuier­lich zu fördern. Hierfür zeigen Physiother­apeuten den Patienten Übungen, die sie in ihren Alltag einbauen sollten.

Läuft alles gut, kann der Patient das Gelenk hinterher wieder schmerzfre­i benutzen. Allerdings nicht unbedingt für immer. „Eine Hüftprothe­se muss häufig nach 15 bis 20 Jahren ausgetausc­ht werden, eine Knieprothe­se nach zehn bis 15 Jahren“, so Lynen. „Wie lange aber letztendli­ch die Prothese hält, ist von Patient zu Patient verschiede­n“, so Lynen.

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DPA-BILD: SCHUH Ein Arzt hält eine Knieprothe­se in den Händen. Solche künstliche­n Kniegelenk­e müssen oft nach rund zehn bis 15 Jahren ausgetausc­ht werden.
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wenn es erst einmal weh tut. Kräftigung­s- und Beweglichk­eitsübunge­n könnten Schmerzen lindern, die Gelenke stärken und ihre Funktion verbessern, erläutert das Institut für Kualität und Wirtschaft­lichkeit im Gesundheit­swesen auf seinem Internetpo­rtal. Ideal seien zwei bis drei Mal pro Woche für je L5 Minuten.
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