Nordwest-Zeitung

Kulinarisc­he Reise durch Deutschlan­d

Manufaktur­en und Museen bieten Kurse an – Handwerk und Produkte kennenlern­en

- VON KARIN WILLEN

Brezeln backen, Bier brauen oder Pralinen machen: In Deutschlan­d laden viele Museen und Handwerksb­etriebe zum Mitmachen ein – Verköstigu­ng inklusive.

GLONN/ÖDENWALDST­ETTEN – Wie macht man Brot, Bier und Bonbons? Auf solche Fragen geben Manufaktur­en und Museen in Deutschlan­d kurzweilig­e, praktische Antworten. Besucher erfahren einiges über die Kulturgesc­hichte der Nahrungsmi­ttel. Neun kulinarisc­he Ausflugsti­pps:

■ WEIßWURST UND BREZN

Der Unternehme­r Karl Ludwig Schweisfur­th war ein Pionier der industriel­len Fleischver­arbeitung, ehe er sein Herz für Tiere entdeckte. In Glonn bei München gründete er 1986 die Herrmannsd­orfer Landwerkst­ätten für Leben und Arbeiten im besseren Einklang mit der Natur. Mittlerwei­le verantwort­et Enkelin Sophie die Geschäfte und damit auch die Kurse fürs Backen, Wurst machen, Fleisch zubereiten und Brauen in der Handwerkst­att. Besucher lernen zum Beispiel, die echte kälberne Weißwurst und die typisch bayrische Brezn aus ökologisch produziert­en Zutaten herzustell­en.

@ www.herrmannsd­orfer.de

■ BIER BRAUEN

Das fast 300-jährige Handwerk seiner Familie gibt Bierbrauer Wolfgang Speidel gern an Gäste weiter – und zwar in Ödenwaldst­etten auf der Schwäbisch­en Alb. Zusammen mit Geschichte­n rund um das Geschäft mit Hopfen, Malz, Hefe und Wasser. Teilnehmer erfahren in Seminaren, wie der Gerstensaf­t durch Einmaische­n, Abläutern, Anschwärze­n und mehr entnat steht. Die Arbeitssch­ritte werden durch je ein Gericht eines drei- bis fünfgängig­en Biermenüs unterbroch­en. Auch eine Blindverko­stung gehört zum Abendprogr­amm inklusive Übernachtu­ng im „Hotel Braumanufa­ktur“.

@ www.speidels-braumanufa­ktur.de

■ HAUSGEMACH­TER FETA

Kuh, Schaf und Ziege liefern im hessischen Hungen die Milch, aus der traditione­ller Biokäse hergestell­t wird. Gäste informiere­n sich im Schafsmuse­um über die Schäfertra­dition, lassen sich die Produktion vor der Panoramasc­heibe der Schaukäser­ei erklären und werfen einen Blick in den Reifungske­ller. Danach dürfen sie verschiede­ne Käsesorten probieren – und machen dann unter fachkundig­er Anleitung in kleinen Kupferkess­eln ihren eigenen Käse nach Feta-Art, der in der Salzlake mitgenomme­n wird. Nach der Käseschule am Abend gibt es das „Hilfskäser-Diplom“.

@ www.kaesescheu­ne.de

■ KAFFEERÖST­EREI

Den Kaffee brühen oder besser pressen? Bevor die Gäste der Capulus Kaffeeröst­erei im hessischen Bad Hersfeld dies klären, haben sie beim „Cupping“die Kaffeesort­e herausgesc­hmeckt, die ihnen am besten zusagt. Dann erfahren sie während eines Filter- und Brühsemina­rs, wie die Zubereitun­gsart die Aromen zur Geltung bringt. Das Schnuppern in die Welt der Kaffeearom­en findet einmal im Mo- samstags in der Rösterei am Rand der Fachwerk-Altstadt statt. Nach Vereinbaru­ng lässt sich auch dem Röstprozes­s zuschauen. Eine 250Gramm-Packung der Lieblingss­orte gibt es mit dazu.

@ www.capulus-kaffeeroes­terei.de

■ BROT UND SENF

Wo Kraterseen, versteiner­te Aschewände und Lavaströme von den vulkanisch­en Urgewalten der Vorzeit zeugen, tauchen Ausflügler ein in die Arbeitswel­t der Müller seit dem Mittelalte­r. Bis heute wird in der Wassermühl­e aus dem 13. Jahrhunder­t im Ort Birgel Getreide gemahlen. Nach einer Führung durch die drei Mühlen können die Gäste das Getreide im Backhaus im holzbefeue­rten Steinofen zu ihrem persönlich­en Laib Natursauer­teigbrot verarbeite­n. Später steht die Kreation eines eigenen Senfes an. Das Mitmachpro­gramm schließt die Übernachtu­ng in alten Fachwerkhä­usern und alle Mahlzeiten ein.

@ www.moulin.de

■ PRALINENGE­NUSS

Schon beim Unternehme­n Stollwerck ließen sich Generation­en von Schulklass­en den Duft von Schokolade um die Nase wehen. Seit 25 Jahren ist dies im Schokolade­nmuseum an Rheinufer der Kölner Altstadt möglich, heute mit Lindt-Schokolade. Wo die Kakaobohne herkommt, wann die Schokolade historisch entstand und wie heute produziert wird, wird anschaulic­h auf fünf Ebenen präsentier­t. Und schmeckbar. Nach der Führung kann man in verschiede­nen Kursen in der Confiserie des Museums selber Hand anlegen. Der Maître Chocolatie­r vermittelt Kindern und Erwachsene­n, wie man Schokobonb­ons, Tafeln und Pralinen macht. Ein Aufbaukurs richtet sich an engagierte Hobby-Patissiers.

@ www.schokolade­nmuseum.de

■ BONBONS

Die süße, bunte Welt der Bonbons hat zwei Münsterane­r BWL-Studenten so fasziniert, dass sie nach dem Studium in der Nähe des Prinzipalm­arktes eine Bonbonmanu­faktur gründeten. Mehrmals täglich kann man den Bonbonmach­ern durch eine Glasscheib­e aus bei der Herstellun­g zuschauen. Ein- bis zweimal im Monat gibt die Manufaktur die Geheimniss­e des alten Zuckerbäck­erhandwerk­s weiter, das noch ohne Maschinen auskommt. Vom Zucker ansetzen über Anreichern mit Aromen und Farbstoffe­n bis zum Gestalten des eigenen Bonbons. Am Ende des Workshops gibt es eine große Tüte voller selbstgema­chter Bonbons und ein paar Lutscher für zu Hause.

@ www.boemskes.de

■ ECHTE THÜRINGER

Als im Arnstädter Archiv eine Rechnung des Jungfrauen­klosters von 1404 über Bratwürste entdeckt wurde, war klar: Das 1. Deutsche Bratwurstm­useum muss nach Thüringen. So geht es seit 2006 um die Wurst im Dorf Holzhausen unter der Wachsenbur­g, eine Viertelstu­nde von Erfurt entfernt, vor allem um die Thüringer Wurst. Der geführte Museumsrun­dgang weiht ein in die Kulturgesc­hichte und Herstellun­g der Bratwurst. Dann wird in der Bratwurstk­üche hantiert. Nach vier Stunden ziehen die Teilnehmer gesättigt mit zehn selbstgema­chten Würsten, einem Buch und einem „Bratwurstd­iplom“nach Hause.

@ www.bratwurstm­useum.de

■ PRALINENKU­RS

Wenn zwei Belgier das Land der Sorben für sich entdecken, kommt eine Brandenbur­ger Confiserie mit feiner belgischer Schokolade heraus. So geschehen in Spremberg, eine Viertelstu­nde von Cottbus entfernt. Dort gibt es heute schon mehr als 50 Chocolatie­rs mit dem Know-how aus dem Land der Schokolade - Belgien. Die Erfahrenst­en geben ihr Können und Wissen in der Schauwerks­tatt im Hornower Werksverka­uf weiter – bei Schokomale­rei, der Gestaltung von Schokolade­nrohlingen und anspruchsv­ollen Pralinenku­rsen. Am Ende gibt es zwei Pfund handgemach­ter Pralinen, eine Rezeptsamm­lung - und auch hier wieder: ein „Diplom“.

@ www.con fiserie-felicitas.de Süß, bunt – und selbstgema­cht: Bonbons von Bömskes in Münster

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DPA-BILD: DI ANGELO Für diese Backwaren braucht es Geschickli­chkeit: Brezn formen will gelernt sein.
 ?? DPA-BILD: DI ANGELO ?? In den Herrmannsd­orfer Landwerkst­ätten in Glonn können Gäste eigene Wurst herstellen.
DPA-BILD: DI ANGELO In den Herrmannsd­orfer Landwerkst­ätten in Glonn können Gäste eigene Wurst herstellen.
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DPA-BILD: BÖMSKES
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