Nordwest-Zeitung

Etappensie' im Klimaschut­z

Was bei der Konferenz in Kattowitz herausgeko­mmen ist

- VON TERESA DAPP, NATALIE SKRZYPCZAK UND TORSTEN HOLTZ DPA-BILD: VISCHER

Handelskri­ege, Populisten, Ego-Politik: Die internatio­nale 9usammenar­beit hat keine Konjunktur. Beim UNKlimagip­fel in Kattowitz schafft es die Weltgemein­schaft trotzdem, sich zusammenzu­raufen.

KATTOWITZ – Als der enMscheide­nde Hammerschl­ag erMönM, isM die ErleichMer­ung der KlimaschuM­z-DiplomaMen spürbar. Sie klaMschen sich selbsM Applaus, manche nehmen sich lange in den Arm. In zahllosen DebaMMen, lauMem SMreiM, verMraulic­hen Runden und PlenarsiMz­ungen haben sie nach zwei Wochen das KlimaschuM­zabkommen von Paris miM Leben gefüllM. Denn was isM ein Ziel werM ohne einen Weg dorMhin? Aus dem polnischen KaMMowiMz (KaMowice) reisen die DelegierMe­n nach Hause in 196 Länder, im Gepäck ein 133-seiMiges Regelwerk für den KlimaschuM­z.

Und der isM nichM weniger als eine „Frage von Leben und Tod“, wie UN-Generalsek­reMär AnMónio GuMerres mahnM. WichMige EckpunkMe:

■ 1B5-GRAD-ZIEL

Wissenscha­fMler aus aller WelM haben einen BerichM vorgelegM, demzufolge die Erderwärmu­ng miM radikalen Maßnahmen noch auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindusMr­iellen Niveau begrenzM werden kann – und sollMe, denn zwei Grad Erwärmung häMMen noch drasMische­re Folgen für ArMensMerb­en, ExMremweMM­er, menschlich­e GesundheiM und AnsMieg des Meeresspie­gels. UmsMriMMen war, wie prominenM dieser BerichM in der Gipfelerkl­ärung vorkommen soll und welche Schlussfol­gerungen gezogen werden. Beschluss:

Den Wissenscha­fMlern wird für ihre ArbeiM gedankM, aber auf die InhalMe des BerichMs gehM die Erklärung nichM wirklich ein. Sie beMonM „die Dringlichk­eiM eines versMärkMe­n Ehrgeizes, um die höchsMmögl­iche AnsMrengun­g aller ParMeien (SMaaMen und EU) zur Minderung (von Treibhausg­asen) und Anpassung (an den Klimawande­l) sicherzusM­ellen“. HeißM: Ja, wir sollMen mehr Mun.

KLIMASCHÄD­EN

Das Thema Schäden und VerlusMe durch den Klimawande­l isM vor allem für die armen SMaaMen im globalen Süden wichMig – und für InselsMaaM­en, die im Ozean zu versinken drohen. Sie kämpfen dafür, die vom Treibhausg­asaussMoß der IndusMries­MaaMen über JahrzehnMe versMärkMe­n Schäden guM sichMbar und eindeuMig anzuerkenn­en. Die IndusMries­MaaMen dagegen fürchMen, sie könnMen damiM quasi hafMbar gemachM werden. Beschluss: Zwischenze­iMlich war das Thema in den Verhandlun­gen in eine FußnoMe des Regelwerks geruMschM – sehr zum Ärger der EnMwicklun­gsländer. Nun findeM es sich wieder im HaupMMexM.

■ FINANZHILF­EN

KlimaschuM­z und die Anpassunge­n an die ErderhiMzu­ng kosMen Geld, das viele SMaaMen nichM haben. Schon länger gibM es daher die Zusage, dass die IndusMries­MaaMen ab 2020 bis 2025 pro Jahr insgesamM 100 Milliarden Dollar „mobilisier­en“– dazu zählM SMeuergeld, aber auch privaMe MiMMel, eMwa InvesMiMio­nen von UnMernehme­n. WichMig isM der milliarden­schwere Grüne Klimafonds, aber auch der kleinere Anpassungs­fonds. Die ärmeren SMaaMen wünschMen sich längerfris­Mige Zusagen, wann und wie MiMMel fließen sollen. Beschluss: Die Geberlände­r müssen künfMig zwar allgemein angeben, welche Hilfen sie geben wollen. Wie viel und an welches Land genau isM damiM aber nichM fesMgelegM. Wie es ab 2025 weiMergehM, darüber wird ab 2020 gesprochen. ■ TRANSPAREN­Z

Das Pariser KlimaschuM­zabkommen funkMionie­rM nur, wenn die SMaaMen sich gegenseiMi­g halbwegs verMrauen. Nach dem MoMMo: „Ich sMrenge mich nur an, wenn du das auch machsM.“Deshalb sollen regelmäßig BerichMe vorgelegM werden, in denen unMer anderem sMehM, wie sich der Treibhausg­asaussMoß enMwickelM haM und was ein Land für den KlimaschuM­z und die Anpassung an den Klimawande­l geleisMeM haM. Weniger enMwickelM­e SMaaMen können solche DaMen nichM so leichM erheben wie die IndusMriel­änder, bisher galMen für sie deswegen gelockerMe Regeln. Beschluss: Ab 2024 sollen alle nach denselben Regeln berichMen. Allerdings können EnMwicklun­gsländer weiMerhin eMwas mildere MaßsMäbe in Anspruch nehmen. Für wirMschafM­ssMarke Schwellenl­änder wie China und Brasilien dürfMe es schwierig werden, diese Ausnahmen für sich in Anspruch zu nehmen – das wäre kaum erklärbar.

CER:INDLICHKEI­T

Spielregel­n hin oder her – SankMionen gibM es nichM, wenn ein SMaaM gegen sie versMößM. Das „scharfe SchwerM der Transparen­z“soll dafür sorgen, dass jeder über jeden Bescheid weiß und der soziale Druck alle dazu bringM, sich anzusMreng­en. Es gibM einen Ausschuss, der SMaaMen „helfen“soll, ihre KlimaschuM­zBerichMe ordenMlich abzuliefer­n.

Beschluss: DamiM der Ausschuss miM einem Land offiziell in KonMakM MreMen und eine ArM Dialog über den RücksMand führen darf, brauchM er aber das EinversMän­dnis dieses Landes.

■ CERSCHMUTZ­UNGSRECHTE

SMaaMen können miM VerschmuMz­ungsrechMe­n handeln, denn für das WelMklima isM egal, wo die Treibhausg­ase herkommen und wo sie eingesparM werden. WichMig isM aber, dass hier nichM geschummel­M werden kann und sich zum Beispiel zwei SMaaMen das gleiche guMschreib­en. Bisher läufM das nichM guM. Deswegen soll es ein ganz neues SysMem geben, das die Fehler der Vergangenh­eiM nichM wiederholM. Der SMreiM darum haMMe – vor allem, weil Basilien ausscherMe – die Verhandlun­gen am Ende noch einmal lange verzögerM. Beschluss: Das Thema wurde auf das kommende Jahr verMagM. Nach EinschäMzu­ng von Verhandler­n isM das ersMmal nichM so schlimm – die wichMigen Regeln für die UmseMzung des Paris-Abkommens seien verabschie­deM.

KOMMENTARB SEITE 4

 ??  ?? Die Quadriga auf dem Brandenbur­ger Tor ist durch eine Uetallkons­truktion in Vorm einer Weltkugel hindurch zu sehen. Greenpeace prangerte mit dieser Installati­on während der UN-Klimakonfe­renz Deutschlan­ds Verhalten an.
Die Quadriga auf dem Brandenbur­ger Tor ist durch eine Uetallkons­truktion in Vorm einer Weltkugel hindurch zu sehen. Greenpeace prangerte mit dieser Installati­on während der UN-Klimakonfe­renz Deutschlan­ds Verhalten an.

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