Nordwest-Zeitung

Grund zum Jubel?

- VON FRIEDEMANN DIEDERICHS, BÜRO WASHINGTON

G ejubelt wurde zum Abschluss der UN-Klimakonfe­renz in Polen. Doch sind die Beschlüsse tatsächlic­h ein Grund zur Freude – oder wie so oft nur Kosmetik? An einer Reihe von unbequemen Fakten wird auch die Konferenz in Kattowitz kaum etwas ändern:

Die USA, einer der Haupt-Luftversch­mutzer, werden – solange Donald Trump Präsident ist – nicht zu einer verantwort­ungsvollen Klimapolit­ik zurückkehr­en. Im Gegenteil, Trump verspricht weiter eine Kohle-Renaissanc­e und zweifelt Daten zum Klimawande­l an.

In Schwellenl­ändern wie China und Indien, ebenfalls maßgeblich­e „Stinker“auf globaler Ebene, werden industriep­olitische und wirtschaft­liche Wachstumsi­nteressen stets umweltpoli­tische Bedenken übertrumpf­en. Das Prinzip des „Fremdschäm­ens“, das Staaten zur Einhaltung von Klimaschut­z-Zielvorgab­en zwingen soll, ist für Politiker irrelevant, die in erster Linie national denken müssen.

Dass selbst eine Industrien­ation wie Deutschlan­d den selbst gesetzten Zielwerten hinterher hinkt, ist erschütter­nd – und wird sich auch nicht ändern. Immer klarer wird, wie fatal für die Klimapolit­ik der panikartig­e von Bundeskanz­lerin Merkel verkündete Ausstieg aus der Atomenergi­e gewesen ist. Was Merkel damals vom Tisch wischte: Die Ereignisse von Fukushima – ein starkes Beben plus Tsunami plus Beschädigu­ng von überaltert­en Reaktoren – sind auf Deutschlan­d nicht übertragba­r. Kernkraftw­erke der modernsten Generation sind zudem die einzigen „sauberen“Energiegew­innungs-Formen, die den massiven Bedarf von Industries­taaten abdecken können. Eine Revision der Merkel-Entscheidu­ng wäre deshalb der klügste Weg.

Die Regierungs­chefs müssen sich endlich dazu durchringe­n, jene 100 Großuntern­ehmen nicht mehr zu subvention­ieren, die für rund 70 Prozent der globalen CO-2-Emissionen verantwort­lich sind, aber kaum Bemühungen zeigen, sich umweltgere­chter zu verhalten. Welchen Sinn macht es, mit Steuergeld­ern Sünder auch noch zu belohnen?

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ZEICHNUNG: KLAUS STUTTMANN Das Ergebnis von Kattowitz
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