Nordwest-Zeitung

Schwierige Aufgaben für neuen Verfassung­schef

Bernhard Witthaut, Polizeiprä­sident von Osnabrück, ist Innenminis­ter Pistorius’ Vorschlag für Spitzenpos­ten

- VOs MICHAEL EVERS UND DORIS HEIMANN

An den neuen Chef haben die Fraktionen unterschie­dliche Erwartunge­n. Im Fokus steht die Modernisie­rung.

HANNOVER – Wenn Bernhard Witthaut diese Woche wohl zu Niedersach­sens neuem Verfassung­sschutzprä­sidenten ernannt wird, erwarten den bisherigen Osnabrücke­r Polizeiche­f vielfältig­e Herausford­erungen in einer Behörde im Umbruch. Den nach dem NSU-Skandal und der unrechtmäß­igen Speicherun­g Tausender Personenda­ten in der Kritik stehenden Geheimdien­st hatte seine Vorgängeri­n Maren Brandenbur­ger bereits umgekrempe­lt und den Wandel hin zu einer transparen­teren Behörde angeschobe­n. Doch wegen der anhaltende­n islamistis­chen Bedrohung sowie rechtspopu­listischen Tendenzen hält der Modernisie­rungsdruck an. Brandenbur­ger war Ende November zurückgetr­eten, nachdem ein V-Mann in der Göttinger Studentens­zene durch eine Panne beim Verfassung­sschutz enttarnt worden war.

Laut einem Behördensp­recher will Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) seinen Vorschlag zur Spitzenper­sonalie Steht womöglich vor neuem Amt: Bernhard Witthaut beim Verfassung­sschutz am Dienstag dem Kabinett vorlegen.

An den neuen Verfassung­sschutzprä­sidenten haben die Sicherheit­sexperten der einzelnen Landtagsfr­aktionen unterschie­dliche Erwartunge­n. „Er sollte konsequent die Modernisie­rung des Verfassung­sschutzes fortsetzen“, sagte der SPD-Landtagsab­geordnete Ulrich Watermann. Für den CDU-Sicherheit­sexperten und ehemaligen niedersäch­sischen Innenminis­ter Uwe Schünemann da- gegen steht fest: „Der Verfassung­sschutz muss sich wieder mehr ums operative Geschäft kümmern, mehr Quellen erschließe­n und diese auch vernünftig führen.“Auch im Bereich der Islamismus-Prävention müsse die Behörde stärker die Federführu­ng übernehmen. Außerdem müsse es zusätzlich zu den Aussteiger­Programmen für die islamistis­che und die rechtsextr­eme Szene auch ein entspreche­ndes Angebot für Linksextre­me geben.

„Ich erwarte neutrale Profession­alität“, sagte Klaus Wichmann, parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der AfD. Für seinen Amtskolleg­en von den Grünen, Helge Limburg, stehen Konsequenz­en aus der Enttarnung des VMannes im Vordergrun­d. „Die Beobachtun­g muss beschränkt sein auf Leute, die wirklich aktiv gegen die Verfassung sind. Es darf keine allgemeine Beobachtun­g von politisch engagierte­n Studenten geben.“

Kurz vor ihrem Ausscheide­n hatte Brandenbur­ger die Herausford­erungen aus ihrer Sicht skizziert. Die Behörde müsse sich neu aufstellen und mehr Experten erhalten zur Analyse extremisti­scher Internet-Inhalte und ein Frühwarnsy­stem installier­en, um den geistigen Nährboden von Extremismu­s im Vorfeld zu erkennen.

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DPA-BILD: GENTSCH

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