96-Trabbi tuckert an Tabellenende
Hannover chancenlos gegen FC Bayern – Münchner wittern Chance
Der Druck auf 96-Trainer Breitenreiter wächst. Hannover weist die schlechteste Bilanz seit 30 Jahren auf.
HANNOVER – Nach 0:4 Toren, 0:14 Ecken und 3:32 Torschüssen hatte zumindest Pirmin Schwegler seinen Galgenhumor noch nicht verloren. „Bayern München war im Vollgasmodus. Der Lamborghini war vollgetankt und unser Trabi war ein bisschen leer“, witzelte der Schweizer in Diensten des neuen Tabellenletzten Hannover 96.
Gemeint hatte der Eidgenosse ein Fußball-Bundesligaspiel, das mehr einem Pokalspiel zwischen einem Amateurclub und einem Erstligisten gleichkam. Und das 96 in brutaler Deutlichkeit vor Augen führte, dass sie in dieser Form reif für den Abstieg sind. Nur zehn Zähler nach 15 Partien – die schlechteste Zwischenbilanz seit 30 Jahren erhöht den Druck auf Trainer André Breitenreiter. Nun ist endgültig klar: In der Winterpause muss personell nachgerüstet werden, dringend.
Bis dahin herrscht am Maschsee, wo der Streit zwischen Präsident Martin Kind und seinen Gegnern seit Wochen für Unruhe sorgt, das Prinzip Hoffnung. Auch bei Manager Horst Heldt: „Es nützt jetzt nichts, auf die Spieler einzuprügeln, das wäre nur Aktionismus. In den beiden Spielen vor Weihnachten muss die Mannschaft es selbst auf dem Platz richten.“Dafür zieht Breitenreiter die Zügel an. Statt eines lockeren Auslaufens bat er am Sonntag zum Zweikampftraining – inklusive klarer Ansagen in Richtung seines genervten Stürmers Niclas Füllkrug.
Beim SC Freiburg und gegen Fortuna Düsseldorf muss Hannover punkten, um den Anschluss in der Tabelle nicht zu verlieren. Allerdings: Noch nicht bei allen 96-Profis scheint der Ernst der Lage angekommen zu sein. „Das war kein gutes Spiel von uns, aber kein Auftritt, der einem zu denken geben muss“, behauptete ernsthaft Torhüter Michael Esser, der sich einem Dauerbeschuss durch die Gäste ausgesetzt sah.
Klar und schonungslos hingegen ging Breitenreiter mit seinen indisponierten Schützlingen ins Gericht. „Ganz klar, wir haben uns zu wenig gewehrt“, klagte der Trainer, ein Blick auf die Zweikampfstatistik verdüsterte seine Miene: „Nur 42 Prozent gewonnene Zweikämpfe, das geht in einem solchen Spiel einfach nicht.“
Gut eine Woche vor Weihnachten hat der FC Bayern indes seinen Frieden gefunden. Präsident Uli Hoeneß verließ Hannovers Arena breit grinsend, die Gedanken von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigges galten vor allem der „nicht so schlimmen Kälte“. Die größten Sorgen ist der Rekordmeister zum Ende der Hinrunde dank seiner MiniSiegesserie also erst einmal los.
„Bei neun Punkten ist die Tür noch etwas offen“, mutmaßte der bärenstarke Nationalspieler Joshua Kimmich angesichts des großen Rückstands des Dritten München auf Herbstmeister Borussia Dortmund. „Wenn wir das noch etwas verkürzen könnten, wäre es super.“
Gegen Leipzig am Mittwoch und bei Eintracht Frankfurt am Samstag warten andere Kaliber auf die Bayern, der Rückstand auf den BVB darf nicht größer werden. „Mehr als neun Punkte ist unrealistisch“, gestand Kimmich: „Alles, was mehr ist, ist fast unmöglich.“