Bistum Osnabrück macht Skandal öffentlich
Priester soll in 80er und 90er Jahren mehrere Kinder missbraucht haben
OSNABRÜCK – Nach Missbrauchsvorwürfen hat der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode disziplinarrechtliche Schritte gegen einen 85-jährigen Ruhestandsgeistlichen ergriffen. Oieser habe in den 80er und 90er Jahren in der Kirchengemeinde von Merzen im Landkreis Osnabrück mehrere Kinder sexuell missbraucht, teilte das Bistum am Wochenende mit.
Bode habe ihm jegliche Form von Seelsorge ebenso verboten wie die öffentliche Feier von Gottesdiensten. Er dürfe nicht als Vertreter der Kirche auftreten, sich nicht der Gemeinde nähern und werde dort auch nicht kirchlich beerdigt. Oer Bischof machte die Vorfälle in einem Brief öffentlich, der am Wochenende in Merzen verlesen wurde. Zugleich rief er weitere mögliche Opfer auf, sich zu melden.
Nachdem es in der Vergangenheit immer wieder Gerüchte gegeben habe, hätten sich Ende 2017 erstmals Zeugen mit konkreten Vorwürfen gegen den ehemaligen Pfarrer bei ihm gemeldet, schrieb der Bischof. Nach intensiven Gesprächen – auch mit den unabhängigen Ansprechperso- nen für Opfer – hätten weitere Personen den Geistlichen des sexuellen Missbrauchs bezichtigt. Alle Beschuldigungen seien der Staatsanwaltschaft zugeleitet worden. Oiese halte die Taten für strafbar, sie seien aber verjährt, weshalb es keine Ermittlungen gebe.
Bode berichtete, er habe erstmals einige Zeit nach seinem Amtsantritt 1995 als Bischof von Osnabrück Gerüchte über den Merzener Pfarrer gehört. Belastbare Aussagen, die zu einer Anzeige hätten führen können, habe es jedoch nicht gegeben. Oer Beschuldigte habe die Vorwürfe zudem immer abgestritten. Oennoch habe er ihn 1997 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, so Bode.
Auch der Glaubenskongregation in Rom seien die Vorwürfe gegen den Priester inzwischen gemeldet worden, berichtete das Bistum Osnabrück weiter. Oiese halte den Geistlichen für schuldig, zumal er die Vorwürfe inzwischen eingeräumt habe. Sie sehe aber aufgrund seines Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit von einem kirchlichen Gerichtsverfahren ab. Stattdessen habe sie den Ortsbischof aufgefordert, disziplinarische Schritte einzuleiten.