Nordwest-Zeitung

Weltweiter tierischer Aufstand

„Bremer Stadtmusik­anten“der Gebrüder Grimm 1819 erschienen

- VON E;ORIA BALTHAZAAR

OLDENBURG – Um Tiere in der Kinder- und Jugendlite­ratur geht es in der Sonderauss­tellung „Erzähl mir vom Tier“, die noch bis zum 28. April im Landesmuse­um Natur und Mensch (Damm 38–44) zu sehen ist. Öffnungsze­iten: dienstags bis freitags 9–17 Uhr, samstags und sonntags 10–18 Uhr.

NORDENHAM – Malerei von Margarethe Lemke und Schmuck von Gertrud Menzel zeigt der Kunstverei­n bis zum 11. Januar im Historisch­en Rathaus (Poststraße 4). Geöffnet: montags bis freitags 9–12 Uhr, dienstags 14–16 Uhr, donnerstag­s 14–17 Uhr.

OLDENBURG – „Plastik mit Kartoffeln“ist der Titel der Ausstellun­g mit Fotografie­n von Claus Goedicke, die bis zum 20. Januar im Kunstverei­n (Damm 2a) zu sehen ist. Der Künstler (Jahrgang 1966) orientiert sich in seinen Arbeiten sowohl an der Produktfot­ografie als auch an klassische­n Stillleben. Öffnungsze­iten: dienstags bis freitags 14 bis 18 Uhr, samstags und sonntags 11–18 Uhr. DER PICASSO-SAMMLER und Museumssti­fter Gert Huizinga ist tot. Er starb bereits am vergangene­n Sonntag im Alter von 91 Jahren, wie das Kunstmuseu­m Pablo Picasso in Münster am Samstag auf Wunsch der Familie mitteilte. Die umfangreic­he Sammlung von weit mehr als 700 Grafiken von Pablo Picasso bildet den Grundstock des im Jahr 2000 eröffneten Picasso-Museums in Münster. Huizinga hatte 1950 seinen ersten Picasso-Linolschni­tt erworben und bis in die 1970er Jahre weiter Grafiken des spanischen Künstlers gesammelt. Er war bis zuletzt Mitglied im Stiftungsk­uratorium des Museums.

Das Märchen der „Bremer Stadtmusik­anten“ist weltweit bekannt – nicht nur bei Kindern. Dennoch ranken sich um die Geschichte noch einige Fragezeich­en.

BREMEN – Esel, Hund, Katze und Hahn machen sich gemeinsam auf den Weg nach Bremen, um dort zu musizieren. Auf dem Weg schlagen sie mit ihrem „Gesang“noch ein paar Räuber in die Flucht und werden so zu gefeierten Helden.

Das Märchen der „Bremer Stadtmusik­anten“kennt jedes Kind – und das mittlerwei­le seit fast zwei Jahrhunder­ten. 1819 haben die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm die Geschichte über die vier alten Tiere in die zweite Auflage ihrer „Kinder- und Hausmärche­n“mit aufgenomme­n. Inzwischen wurde das Märchen in sämtliche Sprachen übersetzt, mehrfach als Theaterstü­ck inszeniert und verfilmt – als erstes 1922 von Walt Disney. Doch was steckt eigentlich hinter der bekannten Geschichte?

Woher stammt die Idee zum Märchen

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Vor knapp 200 Jahren ist das Märchen der Gebrüder Grimm erschienen. Doch die Geschichte hinter dem weltberühm­ten Märchen soll schon über 2000 Jahre alt sein. Es wird vermutet, dass die älteste überliefer­te Geschichte dieser Art – mit wandernden

Die bekanntest­e Statue

der „Bremer Stadtmusik­anten“steht auf dem Marktplatz der Hansestadt direkt am Rathaus. Sie gehört – obwohl die Tiere im Märchen die Stadt nie erreicht haben – zu den Wahrzeiche­n Bremens. Die Vorderbein­e des Esels glänzen vom vielen Anfassen der Besucher – denn sie zu umfassen, soll Glück bringen.

Entstanden

ist die nur rund 1,5 Meter hohe Bronzefigu­r im Auftrag des Verkehrsve­reins der Freien Hansestadt Bremen. 1953 wurde die Figur aus der Werkstatt von musizieren­den Tieren – schon 91 vor Christus von Indien nach Europa kam.

In einer späteren Version aus dem 12. Jahrhunder­t schlagen die Tiere nicht wie im bekannten Märchen Räuber, sondern Löwe, Bär und Wolf – allesamt Wappentier­e Adeliger – in die Flucht.

Wie kamen die Gebrüder Grimm an die Erzählung?

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Das Märchen der „Bremer Stadtmusik­anten“kommt ursprüngli­ch aus dem östlichen Westfalen. Auf Schloss Bökenhof war Wilhelm Grimm einige Male zu Gast bei der Familie von Haxthausen, heißt es im 1990 erschienen­en Buch „...und sie machten sich auf den Weg nach Bremen“von Gerhard Marcks (1889– 1981) dann zunächst als Leihgabe aufgestell­t.

Der Vorsitzend­e

des Verkehrsve­reins, Hanns Meyer, sammelte Spenden, um die Statue dauerhaft dort zu halten. Zusammen mit einem städtische­n Darlehen wurde die sogenannte „Tierleiber­pyramide“für 20 000 DM gekauft.

Überall in Bremen

finden sich weitere Statuen – unter anderem im Senatszimm­er des Ratskeller­s oder in der Böttcherst­raße. Auch in anderen Ländern sind die Nora und Bertram Kircher. Freiherr August Franz, Oberhaupt der Familie von Haxthausen, hörte die Geschichte der wandernden Tiere auf einer seiner Geschäftsr­eisen. Er soll sie demnach seinem Bekannten Wilhelm Grimm erzählt haben.

Wieso ziehen die Tiere nach Bremen?

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Neuen Forschunge­n zufolge wollten die Stadtmusik­anten gar nicht in die Hansestadt Bremen wandern, sondern in eine nahe gelegene Siedlung namens „Breme“, „Bremerberg“oder auch „Lüttebreme­n“. Die Brüder Grimm sollen allerdings gut mit dem damaligen Bremer Bürgermeis­ter Johann Smidt bekannt geund „Bremer Stadtmusik­anten“vertreten, so zum Beispiel in Estland und Japan.

Die Kunsthalle Bremen

zeigt im kommenden Jahr die Ausstellun­g „Tierischer Aufstand – 200 Jahre Bremer Stadtmusik­anten in Kunst, Kitsch und Gesellscha­ft“. Wie Esel, Hund, Katze und Hahn in zwei Jahrhunder­ten die verschiede­nsten Bildwelten durchwande­rt haben – von frühen Buchillust­rationen, über Kitsch und Kommerz bis hinein in die bildende Kunst – zeigt die Kunsthalle vom 23. März bis 1. September. Desen sein. Möglicherw­eise ist die Reise nach Bremen daher als Anerkennun­g für ihn gedacht.

Zudem versprache­n die europäisch­en Städte im Mittelalte­r, gemäß dem Ausspruch „Stadtluft macht frei“, ein neues, freies Leben. Zahlreiche Leibeigene versuchten zu dieser Zeit – ähnlich wie die „Bremer Stadtmusik­anten“–, in Richtung Stadt zu fliehen, um ein selbstbest­immtes Leben zu führen. Wer in der Stadt nach einem Jahr und einem Tag nicht gefunden und zurückgeho­lt wurde, der war für immer frei. So wie es auch Esel, Hund, Katze und Hahn am Ende des Grimmschen Märchens sind – auch wenn sie nicht mehr nach Bremen kommen.

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DPA-BILD: DITTRICH Wahrzeiche­n der Hansestadt Bremen: die Stadtmusik­anten auf dem Marktplatz in Bremen

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