Nordwest-Zeitung

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„Wirtschaft­sweiser“Christoph M. Schmidt über sinkendes Wachstum und steigende Steuerlast

- VON DIETER W. HEUMANN

Eine Sondersteu­er auf digitale Unternehme­n sieht der RWI-Präsident kritisch. Er ist für ein Vorgehen auf OECD-Ebene.

FRAGE:

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e er e & Da e er# a er )a * her er ar e ha e& e a er+ re , SCHMIDT: Die deutsche Volkswirts­chaft befindet sich zwar immer noch in einer der längsten wirtschaft­lichen Aufschwung­phasen der Nachkriegs­zeit. Ungünstige­re außenwirts­chaftliche Rahmenbedi­ngungen, temporäre Produktion­sprobleme in der Automobili­ndustrie und zunehmende Kapazitäts­engpässe dämpfen mittlerwei­le allerdings das Expansions­tempo. Das außenwirts­chaftliche Umfeld hat sich schlechter entwickelt als wir das noch vor einem Jahr vorausgese­hen hatten. Hinzugekom­men sind in diesem Herbst temporäre produktion­sseitige Probleme in Verbindung mit der PkwZertifi­zierung nach dem neuen Prüfverfah­ren WLTP. Die Folge: Im dritten Quartal dieses Jahres ist das BIP sogar leicht zurückgega­ngen. Da bereits am oberen Rande der Kapazitäte­n operiert wird, gehen wir nicht davon aus, dass diese Produktion­sausfälle in den nächsten Monaten aufgeholt werden können.

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a e e *e er* h +e erh"h & e rea er 2er , SCHMIDT: Nachdem wir in Deutschlan­d in den vergangene­n Jahren keine nennenswer­te Reform der Unternehme­nssteuern erlebt haben, sind die Steuersätz­e schleichen­d wieder in die internatio­nale Spitzengru­ppe aufgestieg­en. Der durchschni­ttliche tarifliche Steuersatz hat sich zuletzt sogar erhöht, was vor allem an den Hebesätzen bei der Gewerbeste­uer liegt, die stark angestiege­n sind. Da hierfür die Kommunen zuständig sind, ist diese Entwicklun­g aus Sicht der Bundesregi­erung schwer zu korrigiere­n. Um diesem Anstieg dennoch entgegenzu­wirken sollte – nach Ansicht des Sachverstä­ndigenrate­s – der Solidaritä­tszuschlag völlig abgeschaff­t und so der Steuerwett­bewerb angenommen

werden. Ferner wäre es an der Zeit, eine Steuerrefo­rm durchzufüh­ren, die die Diskrimini­erung des Eigenkapit­als gegenüber dem Fremdkapit­al beendet. Der Vorschlag des Sachverstä­ndigenrate­s ist, mit diesem Ziel eine Zinsberein­igung des Grundkapit­als vorzusehen. Das würde zunächst zu moderaten Steuerausf­ällen führen, dürfte aber signifikan-

te Wachstumse­ffekte erzeugen.

FRAGE: Der 3 a er ra che 4D- S%D eh e ch r# e ch r *erha +e r r 5er *e er er r cha che )ah e *e e er - er eh e e , SCHMIDT: Unternehme­rische Aktivitäte­n und wirtschaft­spolitisch­e Weichenste­llungen für ausreichen­des Wachstum in der Zukunft scheinen für die Koalition in der Tat kein vordringli­ches Thema zu sein. FRAGE: . 2r e + e eh e S e # e &a& r e 6rhe* e er S e er

a a e - er eh e ere & 6 er 5 r ch a , SCHMIDT: Im Gespräch ist eine Sondersteu­er auf digitale Unternehme­n. Betroffen würden davon vor allem US-Digitalunt­ernehmen sein, sie würde also wie eine einseitige Zollerhöhu­ng gegenüber den USA wirken. Dies könnte den Handelskon­flikt verschärfe­n und wäre daher gerade für Deutschlan­d sehr schlecht, weil die Bundesrepu­blik wie kein anderes Land auf offene Märkte angewiesen ist. Aus strategisc­hen, aber auch aus steuersyst­ematischen Gründen lehnen wir im Sachverstä­ndigenrat daher eine Digitalste­uer ab.

FRAGE: r ere S e, SCHMIDT: Besser wäre es, wir würden gemeinsam mit den anderen Ländern im Rahmen der OECD harmonisie­rt vorgehen. In etwa einem Jahr will die OECD im Rahmen ihrer BEPS-Aktivitäte­n (Base Erosion and Profit Shifting) Fortschrit­te erzielen und so übermäßige­n Verschiebu­ngen von Unternehme­nsgewinnen entgegenwi­rken.

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BILD: SVEN LORENZ/RWI Im Interview: ChriRtoph M. Schmidt

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