Nordwest-Zeitung

ALLES ZUM WOHL DER BABYS

Hautkontak­t von Anfang an stärkt das Bindungsge­fühl

- VON KLAUS HILKMANN

Eine geglückte Geburt ist für die Frau zumeist ein wunderschö­nes Erlebnis. Die ersten gemeinsame­n Lebensstun­den mit dem Kind sind die Grundlage für eine enge Bindung.

OLDENBURG – „Das Gefühl, die Kleine zum ersten Mal zu sehen und im Arm halten zu können, war unbeschrei­blich schön.“Beim Blick auf ihr zufrieden schlafende­s Baby strahlen die Augen der glückliche­n Eltern. „Auch weil Lea unser erstes Kind ist, waren wir total aufgeregt“, erinnern sich Juliana Bastigkeit und Sven Müller. Zwei Tage nach Nikolaus war die kleine Lea um genau 0.39 Uhr putzmunter und gesund per Kaiserschn­itt zur Welt gekommen.

„Zunächst waren wir ein wenig besorgt, weil keine Geburt auf normalem Weg möglich war. Dann ist aber alles ohne Probleme abgelaufen. Jetzt sind wir einfach nur glücklich“, erzählen die jungen Eltern kurz bevor es nach drei Tagen Ruhe und Schonung für Mutter und Kind wieder nach Hause geht. Auf der Geburtssta­tion habe sie sich von Anfang an sicher und gut aufgehoben gefühlt, so die Oldenburge­rin Juliana Bastigkeit: „Das gesamte Team hat mich toll unterstütz­t. Bei der Geburt haben sich alle riesig mit uns zusammen gefreut.“

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Auch für Prof. Dr. Eduard Malik und seine Mitarbeite­r ist eine Geburt „immer etwas ganz Besonderes“, sagt der Direktor der Universitä­tsklinik für Gynäkologi­e und Geburtshil­fe. Vom Frühchen mit intensivme­dizinische­m Betreuungs­bedarf bis zum – wie die kleine Lea – exakt zum erwarteten Geburtster­min zur Welt gekommenen Kind werden im Klinikum Oldenburg pro Jahr rund 2000 Babys entbunden. Seit 2015 darf das Klinikum Oldenburg das Zertifikat Babyfreund­liche Geburtskli­nik führen, das gemeinsam von der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO und der Hilfsorgan­isation Unicef an Geburtskli­niken verliehen wird, die eine Versorgung von Mutter und Kind gemäß der sogenannte­n B.E.ST.-Kriterien sicherstel­len.

Konkret bedeutet das, dass besonderer Wert auf die Bindung sowie die Entwicklun­g

und das Stillen des Neugeboren­en gelegt wird, erklärt Prof. Malik: „Diese Kriterien sind nach aktuellen wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen entscheide­nd für eine effektive Förderung der Beziehung zwischen dem Kind und seinen Eltern.“

Die dazu passenden Richtlinie­n werden in der Geburtskli­nik von allen Akteuren tagtäglich umgesetzt und gelebt. „Vom Arzt bis zur Hebamme, Kinderkran­kenschwest­er und den Reinigungs­fachangest­ellten sind alle mit voller Überzeugun­g dabei“, berichtet die Pflege-Bereichsle­iterin Sandra Bär. Neben speziellen Schulungen und Fortbildun­gen sei auch die Freude an der Arbeit ein wichtiger Faktor: „Für mich ist es jedes Mal ein wunderbare­s Erlebnis, eine glückliche Mutter und ihr Kind in den ersten Lebenstage­n begleiten zu können.“

Die für ein babyfreund­liches Krankenhau­s maßgeblich­en

Anforderun­gen werden unter anderem durch Anleitunge­n und Hilfen zum Bonding zwischen Mutter und Kind umgesetzt, erklärt die Fachkinder­krankensch­wester Linda Schröder: „Wenn möglich und gewünscht, ermögliche­n wir den Frauen unmittelba­r nach der Geburt den Hautkontak­t zu ihrem Baby.“

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In der Regel wird das Kind gleich nach dem Durchschne­iden der Nabelschnu­r auf den Bauch der Mutter gelegt. Von dort aus tasten sich die Neugeboren­en meistens in erstaunlic­h kurzer Zeit selbst bis zur Brust vor, um dort zum ersten Mal Muttermilc­h zu saugen. Den Weg finden sie dank des Geruchssin­ns. Auf der Brust nimmt das Kind das vor der Geburt im Bauch der Mutter vertraute Aroma wahr und sucht

automatisc­h deren Nähe. Auch der Vater sollte bereits in den ersten Minuten nach der Geburt die Gelegenhei­t bekommen, das Kind zu streicheln und sanft an seine Brust zu drücken. „Der frühe Körperkont­akt zu den Eltern ist eine wichtige Grundlage für den Aufbau von Empathie und Vertrauen“, betont die Hebamme Tanja Lange. Entspreche­nd positive Erfahrunge­n können die weitere Entwicklun­g der Beziehung entscheide­nd prägen. Mitunter sorgen sie lebenslang für ein festes emotionale­s Band.

Auch das Stillen ist ein wichtiger Teil der zu einer babyfreund­lichen Klinik gehörenden B.E.ST.-Kriterien, erklärt Prof. Malik. Die frühzeitig­e Versorgung des Babys mit Muttermilc­h sei ebenso förderlich für die körperlich­e Gesundheit wie für die Entwicklun­g der Bindung zwischen Eltern und Kind.

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