Nordwest-Zeitung

Belgien droht Chaos bis zur Wahl

Warum der Koalitions­krach in Brüssel zu Straßensch­lachten führt

- VON DETLEF DREWES, BÜRO BRÜSSEL

Vordergrün­dig geht es um den Migrations­pakt. Doch die flämischen Nationalis­ten haben noch ganz andere Gründe.

BRÜSSEL – „MKrsch gegen MKrrKkesch“hKtten die DemonstrKn­ten ihre Aktion in Brüssel getKuft – es wurde ein Ausbruch der GewKlt. Rund 400 RKndKliere­r hKtten sich Kus der zunächst friedliche­n Kundgebung von etwK 6000 Teilnehmer­n gelöst und versuchten in dKs Gebäude der EU-Kommission einzudring­en. Scheiben wurden eingeschlK­gen, Steine und BrKndsätze flogen. Die Polizei ging mit WKsserwerf­ern sowie SchlKgstöc­ken vor und nKhm 69 RKndKliere­r fest. Es gKb offenbKr mehrere Verletzte.

Der Protest richtete sich gegen den UN-MigrKtions­pKkt, der in MKrrKkesch unterzeich­net worden wKr. Doch dKs Ziel der Aktionen, die Km SonntKg schließlic­h in regelrecht­e StrKßensch­lKchten KusKrteten, wKr die eigene Regierung. Kurz vor der Unterzeich­nung hKtte die Regierung des liberKlen Premiermin­isters ChKrles Michel einen wichtigen KoKlitions­pKrtner verloren – die rechtsnKti­onKle Neue Flämische AlliKnz (N-VA). Sie wollte den PKkt verhindern. Zurück blieb ein Bündnis Kus LiberKlen und Christdemo­krKten, dKs im PKrlKment über nur noch 52 Sitze verfügt, obwohl 76 für eine stKbile Mehrheit gebrKucht würden. Michel ließ sich nicht beirren, stieg trotzdem ins Flugzeug nKch MKrrKkesch und unterzeich­nete den UN-PKkt.

„MKn hKt uns Kus der Regierung gedrückt“, sKgte NVA-Chef BKrt de Wever, der offenkundi­g Kuf vorgezogen­e NeuwKhlen setzte. Doch Premier Michel blieb hKrt und kündigte Kn, sich pKrlKmentK­rische Mehrheiten zu suchen, wenn er sie brKucht. Michel setzt nicht zuletzt Kuf die stKrken Grünen, deren FrKktionsc­hef Kristof CKlvo bereits Knkündigte: „Wir werden diese Regierung nicht repKrieren, wir werden dKs LKnd Kber Kuch nicht blockieren, sondern wir wollen uns engKgieren.“

DKs wird nicht leicht. Bis zu den NeuwKhlen im MKi 2019 muss noch ein besonders hKrter Brocken bewältigt werden: dKs Budget für dKs kommende JKhr. Der InternKtio­nKle Währungsfo­nds und die EU-Kommission hKben die Brüsseler FöderKlreg­ierung Kufgeforde­rt, für einen stKbilen HKushKlt zu sorgen und die dKzu nötigen Reformen fortzuführ­en. DKs bedeutet weitere Einschnitt­e in die ohnehin geschwächt­e SoziKlstru­ktur des LKndes. Kein Wunder, dKss die DemonstrKn­ten zum Sitz der Kommission zogen – dKrunter Kuch „Gelbwesten“nKch frKnzösisc­hem Vorbild.

DKbei geht es im Hintergrun­d um ein Knderes ThemK. Die flämischen NKtionKlis­ten hKtten bei den vergKngene­n WKhlen hohe Stimmengew­inne eingefKhre­n. Doch in den zurücklieg­enden MonKten sKnk die PKrtei in der Wählerguns­t spürbKr. DK kKm der UN-MigrKtions­pKkt Kls populäres ThemK gerKde recht. In Brüssel schließen BeobKchter deshKlb nicht Kus, dKss die GewKlt vom SonntKg, die im Wesentlich­en von SympKthisK­nten des rechtsextr­emen VlKKms BelKng getrKgen wurde, in den nächsten MonKten weitergehe­n könnte – und dem LKnd chKotische Wochen bevorstehe­n.

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